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Mittwoch, 11. Januar 2012

Nacktgespenst Fridolin 5

5

„Oooh, rollt den roten Teppich aus Massimilano Strichnini gibt sich die Ehre“, scherzte Fabio, als sein Bruder in die Küche trat. Oder besser gesagt … er stürmte hinein, denn als Fridolin den Duft von frischem Kaffee und Brötchen erkannte, gab es für ihn kein halten mehr und er übernahm wieder die Kontrolle des Körpers. ‚Ein richtiges Frühstück’, dachte er freudig schenkte sich hastig einen Becher Kaffee ein und nahm gierig den ersten Schluck, noch bevor er sich an seinen Platz gesetzt hatte. „SCHEISSE IS’ DER HEISS!“, knatterte Massi, bevor ihm fast die Tränen in die Augen geschossen wären. ‚Uuups’, dachte der Geist und hätte sich am liebsten vor Lachen auf den Boden geschmissen. „Jup, den hab ich auch gaaanz frisch für dich ver- äh gebrüht Brüderchen“, klärte Fabio seinen Bruder grinsend auf und war froh darüber, dass Fridolin jetzt nicht gerade in seinem Körper steckte. „Ma, der Typ nervt. Können wir den nich’ zurückgeben und gegen einen Hund tauschen?“ „Geht nich’ Brüderchen“, zog Fabio Massi weiter auf, „in den Adoptionspapieren steht drin, dass der Umtausch ausgeschlossen is’. Oder Ma?“

„Boah … könnt ihr nicht einmal morgens die Klappen halten“, muffelte Stella, die siebzehnjährige Schwester genervt, als auch sie endlich den Weg in die heimische Küche gefunden hatte. Doch mit diesem Spruch hatte die jüngste Strichnini besonders bei Fabio auf Granit gebissen. „Was is’ los mit dir Schwesterherz … is’ die Regel ausgeblieben? Ach ne sorry … künstliche Gegenstände machen ja nich’ schwanger“, haute er trocken raus und setzte dabei sein unschuldigstes Lächeln auf. ‚Ob das hier jeden Morgen so geht?’, fragte sich das Nacktgespenst schmunzelnd und nahm sich fest vor Fabio heute Nacht danach zu fragen. „Warum wünsche ich mir eigentlich gerade, nicht schon mit fünfzehn Jahren das erste Mal schwanger gewesen zu sein?“, mischte sich die 38 jährige Doreen Strichnini schmunzelnd ein, um dem Streit ein Ende zu setzen.

„Schlechter Scherz Ma, gaaaaaaaaanz schlechter Scherz“, konterte Massimo breit grinsend und schob sich, von Fridolin gelenkt, gleich das halbe Nugatcremebrötchen ins Gesicht, weil der Geist nicht noch länger warten wollte. ‚Nuuuuuuuuuuuuuuuuutellaaaaaa’, dachte er glücklich und sorgte dafür, dass auch der Rest der Brötchenhälfte gierig im Mund des Halbitalieners verschwand, der gar nicht so schnell schlucken konnte, wie Fridolin dessen Kauwerkzeuge bediente. Doreen hatte es derweil vorgezogen, sich ins Schlafzimmer zurückzuziehen und das Ehebett frisch herzurichten.

„Boah, is das ekelig. Du frisst, als hättest du jahrelang nix zu essen bekommen“, knatterte Stella, wandte sich angewidert ihrem Löffel voll Müsli zu und nippte ganz vorsichtig dran. „Und du vergiss nich’, dir nach’m Essen den Finger in den Hals zu schieben … sonst wirste nie Germanys next Topmodel“, zog Fabio seine kleine Schwester auf und sah grinsend dabei zu, wie sich Massi das nächste Brötchen zwischen die Kiemen drückte und mit ordentlich Kaffee nachspülte. Der konnte sich überhaupt nicht dagegen wehren, selbst wenn er gewollt hätte, Fridolin überließ ihm erst weitere zwei Brötchen später wieder die Kontrolle und er konnte sich endlich entspannt rülpsend im Stuhl zurücklehnen. Das war endgültig zu viel für Stella, angeekelt schmiss sie ihren Löffel in die Müslischale, wodurch Fabio eine volle Breitseite bekam. „Boah du blöde Kuh, kannste nich’ aufpassen? Jetz’ haste mir meinen neuen Hoodie eingesaut“, knatterte der und flippte ihr mit einem Löffel Honig, ins Gesicht. Daraufhin sprang die Schwester wütend von ihrem Platz auf und schmiss wutschnaubend die Küchentür zu, welche knallend ins Schloss sprang. „Ich würd’ mal sagen, das war ein glatter Punktsieg für uns“, stellte Fabio triumphierend fest. „Willste auch noch ’nen Kaffee Massi?“ „Jo Alda. Schenk ein mach Striche“, antwortete der grinsend und hielt seinem Bruder den Becher entgegen …

„Müsst ihr eure Schwester immer Ärgern?“, fragte Doreen als sie kurz darauf, wieder in die Küche kam. Sie selber war ebenfalls unter Brüdern aufgewachsen, hatte aber schnell gelernt, sich durchzusetzen. „Ma. Mal ehrlich, dieses Modepüppchen ist 17 Jahre alt und kann noch nicht mal vernünftig mit ’nem Löffel umgehen“, verteidigte sich Fabio und wies auf die Sauerei, die Schwesterlein bei ihrem kleinen Wutausbruch auf seinem Hoodie hinterlassen hatte. „Ich weiß auch nicht, von wem sie das hat, von mir jedenfalls nicht“, reagierte sie kopfschüttelnd und versprach den Brüdern mit Stella zu reden, sobald sie sich beruhigt hatte. „Fabio und ich räumen jetzt den Tisch ab und ich bin ich ein paar Stunden drüben bei Benedikt.“ „Danke Massi und Fabio, das ist lieb von euch“, antwortete Doreen lächelnd und verließ die Küche wieder, um einkaufen zu fahren …


„Okay Fridolin, ich hätte letzte Nacht im Suff fast Mist gebaut“, zischte Massi leise, als sie sich später für den Besuch bei Benedikt Schneider fertigmachten. „Aber ich werde es trotz allem nicht zulassen, wenn du Raubbau mit meinem Körper zu betreibst“, knallte er hinterher und spielte damit auf das Verhalten des Geistes am Frühstückstisch an. „Ja … entschuldige, aber das duftete und schmeckte doch alles sooo verführerisch“, entschuldigte sich das Gespenst kleinlaut. „Na is’ ja schon gut“, schmunzelte der Halbitaliener, „aber benimm dich bitte künftig etwas, wenn du schon in mir mitisst“, bat er schmunzelnd. Insgeheim hatte er dem Nacktgespenst längst verziehen, denn auch er hatte seinen Spaß daran, als seine kleine Schwester sich künstlich aufgeregt hatte. „So und jetzt geht’s zu Bene, aber denk bitte nur daran, dass ich nicht durch Wände gehen kann“ …


Als sie später vor dem Hause der Schneiders ankamen, plagte Massimo plötzlich sein Gewissen, weil er sich so lange nicht mehr bei Benedikt gemeldet hatte, mit dem er bis zu dem Tag als dieser mit Florian zusammenkam, auch recht eng befreundet war. „Augen zu und durch Massi“, machte Fridolin dem Freund Mut, bevor dieser sich endlich ein Herz fasste und den Klingelknopf drückte. „Guten Morgen Massimo, schön die mal wieder zu sehen“, flötete ihm die Frau des Hauses entgegen, als sie die Tür öffnete. „Guten Morgen Frau Schneider, ich freue mich auch. Ich möchte zu Benedikt.“ „Geh ruhig durch, du kennst den Weg ja noch“, antwortete Frau Schneider leise seufzend. Seit Florians tot hatte ihr Sohn sich total verändert, er wirkte oftmals total still und in sich gekehrt. Sie wusste zwar, dass ihr Sohn und Flori besonders gute Freunde waren, aber sie hatte keine Erklärung dafür, warum Benedikt sich immer mehr in sich zurückzog, als Florian nicht mehr lebte.

„Vielleicht gelingt es ja dir, meinen Jungen ins Leben zurückzuholen“, sagte sie leise zu sich selbst, als Massimo Strichnini seine Jacke und die Schuhe ausgezogen hatte und langsam die Treppen nach oben zu Benedikts Zimmer ging.


Die Tür war nur angelehnt, Benedikt stand vor dem Aquarium und schaute wie jeden Morgen dabei zu, wie die Barsche ihre Runden drehten. „Wenigstens ihr seid mir geblieben“, sagte er mit gebrochener Stimme und einige Tränen rollten über seine Wangen, als er die Klappe im Deckel öffnete und ein wenig Futter hineinwarf. „Jetzt mach schon, klopf endlich an“, befahl Fridolin Massimilano, der als er seinen alten Freund sah, einen dicken Kloß in seinem Hals spürte. Bene war früher ein so fröhlicher Mensch, der wie sein Adoptivbruder Fabio auch für jeden Spaß zu haben war. Benedikt jetzt so gebrochen zu sehen, brach ihm beinahe das Herz. „Na dann eben ich“, zischte Fridolin und klopfte gegen die Tür. „Ja bitte?“, fragte Bene leise, ohne seinen Blick vom Barschbecken abzuwenden. „Moin Bene, ich bins Massimo, darf ich reinkommen?“ „Massi? Wenn du willst, komm rein“, forderte Benedikt den überraschenden Gast auf und schloss den Deckel wieder. „Das ist ein schönes Aquarium“, sagte Massi, als er kurz darauf direkt neben seinem alten Freund stand. „Das ist alles, was mir vom Florian geblieben ist“, erklärte der junge Mann. „Bevor seine Eltern wegzogen, haben sie mich gefragt, ob ich es haben will. Es ist genauso aufgebaut, wie es in seinem Zimmer stand“. Wieder flossen Tränen über seine Wangen. Massimo zog Benedikt sanft in seine Arme und bot ihm die Schulter an. Er wusste nicht einmal, ob es wirklich er war, der dies tat oder ob der Geist in ihm handelte. Er bekam nicht einmal mit, dass sein Gesicht wie irre zu kribbeln begann. „Alles wir gut Hase, ich bin ja bei dir“, flüsterte Fridolin. „Ich vermiss dich so sehr Flohorian“, stammelte Benedikt schluchzend und schmiegte sich noch fester an Massimos Körper an. „Psssst, is’ ja gut Schatz ich bin ja bei dir.“ „Florian?“, fragte der junge Mann plötzlich, hob seinen Kopf, schaute mit weit aufgerissenen Augen in das Gesicht des toten Freundes und sackte eine Sekunde später ohnmächtig zusammen …


„Großes Kino Fridolin! Wirklich, das war ganz großes Kino!“, schimpfte Massimo mit dem Geist, der mit hängendem Kopf durch den abgedunkelten Raum schwebte. Benedikt lag lang ausgestreckt auf seinem Bett und war immer noch nicht wieder bei Bewusstsein. „Ich hielt es für eine gute Idee“, stammelte der Geist verlegen. „So und jetzt mach dich mal ’ne Weile dünne. Ich kläre das jetzt“, setzte der Halbitaliener sanfter hinterher, bevor der Geist sich unters Bett verzog. „Bene“, flüsterte Massi mit sanfter Stimme. „Hmmmm?“ „Wach werden, oder muss ich mir hier als Alleinunterhalter betätigen?“ „Was, wieso Alleinunterhalter Massi und wieso liege ich plötzlich auf meinem Bett?“, fragte Bene verwirrt, öffnete seine Augen ganz und setzte sich hin. „Na ja“, begann der süße Halbitaliener zu erklären, „wir haben da einen gemeinsamen Freund, der dich ohne es zu wollen ein wenig erschreckt hat.“ „Wie gemeinsamer Freund?“ „Wir zeigen es dir, aber versprich mir erst, dass du jetzt ganz ruhig bleibst.“ „Du sprichst echt in Rätseln.“ „Versprich es und wir erklären es dir.“ „Okay ich versprechs“, antwortete Benedikt leise. „Gut … du kannst jetzt wieder auftauchen“, reagierte Massi leise und im nächsten Augenblick saß Fridolin neben Benedikt. „Entschuldige bitte, ich wollte nicht, dass du ohnmächtig wirst. Ich vergesse halt manchmal, dass ich nur noch ein Geist bin“, nuschelte er verlegen. „Nur manchmal?“, fragte Massimo grinsend. „Ja manchmal … aber nur wenn ich entweder in dir oder in Benedikts Nähe bin“, verteidigte sich Fridolin schmunzelnd.

„Hey … ich bin auch noch da“, nölte Benedikt nach einer Weile und hatte zum ersten Mal seit Florian nicht mehr lebte wieder ein kleines Lächeln in Gesicht. „Natürlich biste auch noch da“, stellte Fridolin fest und seine blauen Augen glänzten richtig, als er das sah. „Darf ich jetz’ bitte wieder bei dir rein Massi? Ich hab da nämlich was vor“, bat Fridolin dem Halbitaliener zugewandt. „Na mach schon … altes Nachthemd“, antwortete Massimo zwinkernd. Der Geist huschte in Massimos Körper zurück und setzte sich gleich darauf neben Bene. Der Halbitaliener fühlte wieder dieses kribbeln und im nächsten Augenblick war es Flori, der seinem Freund verliebte Blicke zuwarf. „Ich würde dich gerne küssen Hase“, hauchte er Bene sanft ins Ohr, bevor sich ihre Lippen wie früher vereinten …

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