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Mittwoch, 31. Oktober 2012

Halbblut 4

4


Entschuldige bitte Dad -- aber mir schwirrt grad echt der Kopf.“

Was Vinc/Rexor in den letzten zwei Stunden von James/Dragon erfahren hatte, erschien ihm zu viel auf einmal. Wenn das alles stimmte, was er da über das Erwachen von Drachen erfahren hatte, dann war es vergangene Nacht doch kein Traum, sondern er hatte sich wirklich verwandelt und war durch die Nacht geflogen. Plötzlich wurde ihm auch klar, warum sich die Augen dieses Geschöpfes smaragdgrün im Wasser widerspiegelten --- weil es seine eigenen waren.


„Ist schon gut mein Sohn, möchtest du eine Pause? Schließlich musst du heute Nacht fit sein -- ich möchte nämlich vor deiner Abreise wenigstens einmal mit dir gemeinsam ausfliegen.“


Was redete sein Vater da? Vinc hatte ganz bestimmt nicht vor irgendwo hinzureisen und schon gar nicht ohne seinen Freund Joe. Plötzlich stiegen Zweifel in ihm auf, das ging ihm doch alles etwas zu schnell. Steckten James und dieser McGregor etwa mit seinem Adoptivvater unter einer Decke? War das alles am Ende nur inszeniert worden, um ihn aus dem Weg zu schaffen? Zutrauen würde er es ihm jedenfalls.


„Höre auf das, was dein Herz dir sagt und du wirst erkennen -- das Mc Gregor und ich nicht mit deinem Adoptivvater unter einer Decke stecken.“


Vinc fühlte sich erwischt -- woher kannte James seine Gedanken?


„Entschuldigung“, nuschelte der Jugendliche mit hochrotem Kopf.


„Du brauchst dich nicht für etwas zu entschuldigen, was aus deiner Sicht gesehen völlig verständlich ist. Du bist als Mensch geboren und unter ihnen aufgewachsen Rexor, darum ist es völlig normal, dass du zweifelst. Dir fehlt eben das Wissen, welches den anderen Jungdrachen von Kindesbeinen an vermittelt wird. Du wusstest ja bis heute noch nicht mal, dass ich -- dein richtiger Vater bin.“


Vinc fühlte plötzlich einen gewaltigen Druck in seiner Brust. Das letzte Mal hatte er dieses Gefühl als die Nachricht vom Tod seines jüngeren Bruders und seiner Mutter eintraf. Damals hätte er sich am liebsten eingeschlossen und Tag und Nacht geheult -- konnte es aber nicht. Zwei der wichtigsten Menschen, die er hatte, waren nicht mehr am Leben und er durfte nicht richtig trauern, sondern musste funktionieren.


„Männer weinen nicht!“, hatte sein Adoptivvater ihm immer wieder gesagt.


Wenn man solchen Unsinn schon als Kind oft genug gesagt bekommt, glaubt man es irgendwann.


Sein Adoptivvater hatte es noch nicht einmal für nötig befunden, wenigstens die Tage bis zur Bestattung daheimzubleiben.


„Das Leben muss schließlich weitergehen!“


Vinc war erst fünfzehn Jahre alt, dennoch musste er sich um den größten Teil der Formalitäten für die Beisetzung kümmern. Lediglich wenn etwas zu unterschreiben war, wurde ihm dieses abgenommen. Wenn nicht wenigstens James und die Hausangestellten in dieser schweren Zeit immer für ihn da gewesen wären, dann hätte er seinem Leben ein Ende gesetzt. Denn eigentlich war mit seiner Mutter und dem Bruder auch sein Lebensmut gegangen. Erst als er Joe kennenlernte und sie ein Paar wurden, kehrte langsam wieder Freude in sein Leben ein. Bis dahin hatte er einfach nur funktioniert und es sogar irgendwie geschafft gute Noten nach Hause zu bringen. Etwas anderes hätte sein Taschengeldgeber auch niemals akzeptiert, auch wenn er nur selten zu Hause war. Aber dann wollte er nichts von irgendwelchen Problemen hören. Diese ganzen Erinnerungen brachen jetzt auf einmal über ihm herein und lagen wie ein zentnerschwerer Betonklotz auf seiner Brust.


„Lass es raus Rexor“, empfahl Dragon ruhig.


Er wusste nur zu genau, was in seinem Sohn vorging, schlussendlich hatte er ja alles hautnah mitbekommen. Gefühle waren für Günther Dabelstein Luxus für ihn zählten nur Erfolg und Geschäft. Manchmal hatte Dragon sogar das Gefühl, dass Dabelstein den Tod seiner Frau und des leiblichen Sohnes, als eine Art Befreiung empfand und das es ihm am liebsten wäre -- wenn auch Vinc endlich aus seinem Leben verschwinden würde.


„Lass es endlich raus mein Sohn“, wiederholte er ruhig aber bestimmt.

Vinc hielt es nicht mehr aus, der Druck in seiner Brust war mittlerweile ins Unerträgliche gewachsen, sodass er sich vor Schmerzen gekrümmt hatte.

Unter äußerstem Kraftaufwand richtete er seinen Körper wieder auf und ballte die Fäuste. Dann atmete er so tief ein -- das seine Lungenflügel zu platzen drohten und stieß einen markerschütternden Schrei aus, der selbst die Wände erzittern ließ. Seine Augen füllten sich mit Wasser und setzen Tränen frei die langsam immer größer und größer wurden und seine Sicht erheblich behinderten.


„Ja mein Sohn, so ist es richtig --- lass es raus“, hörte Rexor Dragon mit einer Stimme sagen, die wie aus ganz weiter Ferne klang.


Dabei saß sein Vater direkt neben ihm, hatte einen Arm über die Schultern gelegt und gab ihm dadurch zusätzlichen Halt. Noch einmal schrie Rexor seinen ganzen Schmerz aus sich heraus, wodurch die Tränen sich endlich von seinen Augen ablösten und auf seine Knie fielen. Der Druck war von seiner Brust gewichen und der Achtzehnjährige fühlte sich so befreit wie lange nicht mehr.


„Das hast du gut gemacht mein Sohn -- um deine Zukunft ist mir auch nicht Bange“, sagte Dragon sanft lächelnd und lenkte Rexors Blick auf die Kniee.


„Was ist das?“, fragte Vinc erstaunt und nahm eine seiner Tränen in die Hand, die zu einem beinahe faustgroßen Kristall erstarrt war.


„Was du in der Hand hältst, ist eine
echte Drachenträne“, erklärte er lächelnd und strich seinem Sohn stolz durchs Haar.


*****

„Ist alles in Ordnung Schatz?“, fragte Joe völlig aufgelöst, als er ohne anzuklopfen ins Zimmer trat.

„Ja Joe, es ist alles wieder in Ordnung -- Dad hat mir geholfen mich zu befreien“, antwortete Vinc, stand auf und ging zu seinem Freund rüber um ihn in die Arme zu schließen.


„Lasst uns jetzt noch alle zusammen ein wenig auf die Terrasse gehen und gemeinsam Anstoßen“, schlug James lächelnd vor.


„Worauf?“, fragten Vinc und Joe wie aus einem Munde.


„Darauf, dass du ab jetzt finanziell unabhängig bist, Rexor. Die Drachentränen sind Millionen wert.“


„Drachentränen?“, fragte Joe verwirrt.


„Das ist scheinbar einer der besonderen Vorzüge“, versuchte Rexor seinem Freund zu erklären, „wenn ich richtig trauere, so wie dank Vatis Hilfe gerade“, dabei sah er Dragon dankbar in die Augen, „um meine Mutti und meinen kleinen Bruder, dann werden diese Tränen zu Diamanten.“


„Besser hätte ich es auch nicht erklären können“, bestätigte James, bevor sie auf die Terrasse traten, wo McGregor sie bereits erwartete.



*****

Als James gegen 23 Uhr in Vinc Zimmer trat und die Jungs zu wecken, lagen sie längst schon wieder wach und schmusten miteinander.

„Joe, wenn du uns gleich wirklich begleiten willst, dann solltest du dir jetzt etwas anziehen und danach zu Evan runtergehen. Er hat bereits alles was wir sonst noch benötigen ins Auto verladen.“


Damit war trockene Kleidung für Vinc und James gemeint, um nicht nackt ins Auto einsteigen zu müssen, wenn sie den Rückweg antraten. Gerade diese Rückverwandlung in einen Menschen kostet einen Jungdrachen in der ersten Zeit ziemlich viel Kraft. Deshalb hatten sie sich vorher noch gemeinsam abgesprochen und beschlossen das der Rückweg auf jeden Fall zusammen im Auto angetreten würde, um Rexors Kräfte zu schonen. Vinc wäre zwar lieber geflogen, hatte sich letztendlich aber dadurch überzeugen lassen, dass er ja nicht immer nach nächtlichen Ausflügen den halben Tag verschlafen könne.


Joe hatte sich inzwischen angezogen, sich von Vinc verabschiedet und das Zimmer verlassen, sodass Vater und Sohn jetzt alleine waren. Der Mond schien hell ins Zimmer, und während James sich langsam auszog, fühlte der Achtzehnjährige langsam eine seltsame Unruhe in sich aufsteigen. Die langsam einem wohligen Kribbeln wich und sich in seinem ganzen Körper ausbreitete.


„Das ist die Macht des Mondes Rexor. Seit Urzeiten übt er eine magische Anziehungskraft auf uns aus. Steh jetzt auf und steige wie vergangene Nacht auf den Fenstersims.“


Er tat wie ihm geheißen. Und als er dort oben stand -- sich aus dem geöffneten Fenster lehnte und seine Arme ausbreitete, fühlte er es. Ja -- er konnte richtig fühlen, wie sich sein Körper veränderte und aus Vinc dem Teenager, Rexor der Wasserdrache wurde.
Es fühlte sich einerseits seltsam an, andererseits aber auch total gut. Er sah zum Mond hinauf, ließ sich fallen und flog ungläubig blickte er dorthin, wo eben noch seine Arme saßen, die zu zwei lederartigen Flügeln geworden waren. Flügel, wie er sie von Fledermäusen oder Flughunden kannte. Rexor genoss dieses Gefühl der Freiheit und flog zunächst eine Runde ums Haus, bis er neben sich seinen Vater Dragon erblickte, der sich dann an die Spitze setzte, um seinen Sohn zu führen.


*****

„Guck mal nach rechts Joe, wer da ums Haus geflogen kommt.“

„Ist das Rexor? Er ist wunderschön.“


Joe kannte Drachen ja bisher nur aus schlechten Fantasyfilmen oder Märchen. Dort wurden sie aber meistens nur als Unheil bringende, Feuer speiende oder Prinzessinnen raubende Ungeheuer dargestellt. Außer in der Comedyverfilmung der Siegfried Sage mit Tom Gerhardt in der Hauptrolle. Aber selbst dieser, mit der Stimme von Atze Schröder sprechende, Drache konnte nicht im geringsten mit der Realität mithalten, das wusste Joe jetzt.


„Da kommt ja auch Dragon --- schnall dich bitte an und dann geht‘s los.“


Irgendwie fühlte sich der Achtzehnjährige wie in einem Traum, er musste sich mehrfach in den Arm kneifen, um zu realisieren, dass es die Wirklichkeit war. Sicher Evan McGregor hatte ihm am Nachmittag schon einiges von dem erklärt, was heute Nacht passieren würde, aber was sich da oben im Lichtschein des Vollmondes abspielte, übertraf seine Vorstellungen bei Weitem.



*****

Rexor fühlte sich gut richtig gut. Und mit jedem Flügelschlag, den er bewusst erlebte, wurde das Glücksgefühl in ihm größer. Er horchte tief in sich hinein und stellte dabei fest, dass auch Vinc jeden Augenblick bewusst genoss und die Eindrücke mit ihm teilte.

„An der alten Kiesgrube gehen wir runter und warten auf unsere menschlichen Freunde“, hörte er die Stimme von Dragon in seinem Kopf.


Rexor zog das Tempo ein wenig an, bis er direkt neben seinem Vater flog und nickte zur Bestätigung, dass er verstanden hatte. Die alte Kiesgrube war vor einigen Jahren zu einem Badesee umfunktioniert worden und bis auf den Namen deutete nichts mehr auf dessen ursprüngliche Nutzung hin. Hier war der Umwelt mit viel Liebe ein Stück Natur zurückgegeben worden, welches im Sommer zum Baden und im Winter zum Schlittschuhlaufen genutzt werden konnte. Als Vinc kam er oft mit seinem Freund hierher, um sich nackt ins Wasser zu stürzen.



*****

„So, wir sind am Ziel. Abschnallen, ausziehen und dann nichts wie ab zu Rexor und Dragon, sie warten schon auf dich.“

„Wozu soll ich mich ausziehen?“


Joe verstand gerade irgendwie nur Bahnhof. War McGregor am Ende ein alter Lustgreis, der sich an den Körpern von jungen Männern ergötzte?


„Willst du etwas so wie du jetzt bist ins Wasser gehen? Wir haben für dich leider nur ein Handtuch und eine warme Decke im Gepäck.“


McGregor konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Er konnte sich gut vorstellen, was gerade im Kopf des jungen Mannes vorging.


„Na du möchtest doch Rexors Mentor werden oder?“


„Ja natürlich, aber wozu soll ich mich nackig machen?“


„Ein Mentor muss seinem Schützling vertrauen, wie dieser jederzeit auf seinen Mentor vertraut. Vinc kennst du und jetzt wird es Zeit, das du auch Rexor kennenlernst.“


Endlich begriff er und zog sich wie gewünscht aus.



*****

„Na da bist du ja endlich, ich dachte schon ich müsste dich aus dem Auto schweißen“, scherzte Rexor zwinkernd und verzog sein spitzes Drachenmaul zu einem kleinen Grinsen.

Eigentlich können Drachen nicht sprechen, weil sich Kehlkopf und Stimmbänder zurückbildeten. Jetzt war er aber kein reinrassiger Drache, auch wenn er sich rein äußerlich nicht von seinem Vater Dragon unterschied, er war eben ein Halbblut.


„Rausschweißen, ja ne -- is klar“, reagierte der Achtzehnjährige lachend.


Er fasste dem Drachen mit beiden Armen um den schlanken Hals und schmiegte seinen Kopf an ihn. Rexor gefiel diese Umarmung, sehr sogar, doch versetzte sie ihn auch in innere Aufregung seine grünen Augen zeigten deutlich nach innen, seine Zunge hing im raus und er begann leicht zu sabbern. Genauso musste Vinc sich fühlen, wenn er in den Armen dieses jungen Mannes lag. Er wollte es eigentlich vermeiden, aber fühlte, wie sich sein Schwanz langsam aufrichtete.


„Wenn wir noch baden gehen wollen, dann solltest du das jetzt lieber lassen“, nuschelte der Drache verlegen.


Darauf aufmerksam gemacht sah auch Joe jetzt die Bescherung.


„Uuups --- sorry das wollte ich nicht“, nuschelte er ebenfalls und löste die Umarmung.


„Komm steig jetzt auf meinen Rücken und halte dich an meinem Kamerariemen fest. Wir werden gleich auch tauchen, wenn du Luft benötigst, klopf mir mit der rechten Hand an den Hals, dann tauchen wir sofort auf“, wie Rexor seinen Freund an, nachdem Evan McGregor den Wasserdrachen digitale Unterwasserkameras mit einem Riemen am Hals befestigt und diese per Fernbedienung ausgelöst hatte.

Wobei Dragons Kamera so ausgerichtet war, dass er Rexor und Joe im Bild haben würde. Er versprach sich von diesen Aufnahmen auch Aufschluss darüber, ob es sich bei den Narben am Hals des Jugendlichen wirklich um Kiemenklappen handelte. Wenn dem so wäre, müssten sie sich ja unter Wasser öffnen, wenn nicht waren sie durch Rexors Anweisung an Joe auf jeden Fall auf der sicheren Seite und würden das Leben des jungen Mannes nicht gefährden.



*****

Seit sechs Minuten waren sie jetzt mittlerweile unter Wasser und Joe fühlte in keinster Weise Atemnot. Im Gegenteil, er wollte jetzt nicht länger untätig auf Rexors Rücken hocken, sondern gemeinsam mit den beiden Drachen durch den See tauchen. Also löste er sich von dessen Rücken, schoss fast wie ein Delfin nach vorne und grinste Rexor, dessen Augen vor Staunen fast aus den Höhlen zu fallen schienen, frech in das erstaunte Drachengesicht. Dann schoss er in die Tiefe und wartete am Grund des Sees darauf, dass sich seine beiden Freunde zu ihm gesellten. Die ließen auch nicht lange auf sich warten, doch schon schoss Joe ein paar Meter nach oben, tauchte hinter den beiden Drachen wieder auf und tippte beiden grinsend auf die Rücken. Dieses Spiel wiederholten die Drei noch mindestens eine Stunde lang, bis sie gemeinsam auftauchten und an Land schwammen, wo Mc Gregor sie mit Handtüchern und warmen Decken erwartete.

„Du erstaunst mich immer wieder Joe, wie hast du das gemacht?“, fragte Vinc als er sich zurückverwandelt hatte und sich mit einem Handtuch trocken rubbelte.


Er konnte sich einfach nicht erklären, wieso Joe länger als eine Stunde unter Wasser bleiben konnte, ohne einmal Luft zu holen.


„Nicht nur du bist etwas besonderes Schatz“, antwortete Joe lächelnd,„meine Narben am Hals, die du so sexy findest, sind Kiemenklappen. Wie es aussieht, bist du mit einem Wassermann zusammen.“



*****

Beide überfiel, kaum das sie im Van saßen, eine bleierne Müdigkeit. Sie kuschelten sie eng aneinander und schliefen ohne ein weiteres Wort ein.

„Nun, was denkt ihr Dragon?“ fragte der Schotte, nachdem James und er die beiden in ihr Bett verfrachtet hatten und sich danach auf die Terrasse zurückgezogen hatten.


„Joe ist ein Glücksfall für meinen Sohn, er wird Rexor ein wunderbarer Mentor werden.“


Ein Drache und ein Wassermann, wann hat es eine solche Kombination zuletzt gegeben?“


„Ich denke, dass es das nicht mehr gegeben hat, seit der Zeit als Atlantis versank“, antwortete Dragon.


McGregor wurde nachdenklich, denn in der Tat war es so, dass seit Atlantis von der Erde verschwunden war, nur noch Menschen zu Drachenwächtern (später Mentoren) ausgebildet wurden.


„Wir sollten uns jetzt auch langsam zurückziehen, das war ein langer Tag und morgen wird es kaum weniger ruhig zugehen.“


Wie recht McGregor mit den letzten Worten behalten sollte, wird sich bereits im Laufe des nächsten Vormittags herausstellen.


Sonntag, 28. Oktober 2012

Halbblut 3

„Willkommen in Deutschland Evan, schön das wir uns nach so vielen Jahren endlich wieder begegnen“, begrüßte James seinen Gast, während sie in den schwarzen Van stiegen. Die Koffer hatten sie zuvor im Heck des Fahrzeugs verstaut.

„Die Freude ist ganz auf meiner Seite Dragon. Wie geht es Eurem Sohn?“


Dragon, so war er nicht mehr genannt worden, seit er vor achtzehn Jahren den gesichtschirurgischen Eingriff über sich ergehen lassen musste. Im Hause Dabelstein wusste niemand um diese neue Identität und er hatte sich schon lange in seine neue Rolle als Diener gefügt. Die einzige Möglichkeit seinem Sohn nahe sein zu können, auch wenn dieser bisher nicht die geringste Ahnung hatte.


„Vinc äh Rexor, geht es gut Sir. Er hat sich wirklich wunderbar entwickelt und ich bin sehr stolz auf ihn, auch wenn er sich in diesen Joe verliebt hat.“


„Er hat sich also wirklich vollständig verwandelt?“


„Ja -- und er scheint auch die Rückverwandlung körperlich außerordentlich gut wegzustecken --- außer dass er mit großer Müdigkeit am nächsten Tag reagiert. Allerdings scheint er, wie ich in der Anfangszeit auch, mit einem überdimensionalen Penis nach der Rückverwandlung zu reagieren.“


„Wie kommt Ihr darauf?“


„Nun Sir -- ich habe es zufällig noch mitbekommen, bevor ich mein Zimmer und das Anwesen verließ.“


Rexors/Vinc Zimmer lag ja im Obergeschoss und Dragon/James hatte den Raum genau darunter. Drachen haben ein außergewöhnlich gutes Gehör. Der Umstand, dass der Schornstein durch diese beiden Zimmer verlief, tat das seinige dazu. Dadurch bekam er auch das Gespräch mit, welches Vinc und Joe führten, bevor sie miteinander Sex hatten.


„Nun, dann wissen wir ja zumindest schon mal, dass wir seine Ernährung dringend umstellen müssen. Zu viele Hormone durch Fastfoot“, tippte McGregor ins Blaue hinein.


„Gut möglich --- ich kann ja nicht ständig um ihn sein.“


Dies wäre zumindest eine Erklärung für Rexors verfrühtes Erwachen als Wasserdrache. Zumindest würden sie genau bei dieser These ansetzen müssen, um dem jungen Mann nachhaltig helfen zu können. Allerdings würden sie Vinc davon erst würden überzeugen müssen, weil er ja wie ein Mensch unter Menschen aufgewachsen war. Außerdem würde es unabdingbar sein, Vinc/Rexor im Drachenfelsinternat unterzubringen. Nur dort bestand eine reelle Chance, ihn auf sein weiteres Leben vorzubereiten und ihm zusätzlich beizubringen, was die anderen Jungdrachen bereits vor ihrem Erwachen wussten. Doch um dies in die Wege leiten zu können, musste McGregor zunächst das Gespräch mit dem jungen Mann suchen.




3


V
inc hatte wieder diesen Traum von letzter Nacht, jedenfalls glaubte er das es einer war. Denn was sich da in seine Erinnerung drängte, war einfach zu fantastisch. Wie in den Nächten zuvor verspürte er diesen unbändigen Drang in sich, nackt an sein offenes Fenster zu treten und auf den Sims zu springen. Dies war nun etwas, dass er seit Einsetzen der Pubertät regelmäßiger getan hatte, um sich dann dort sitzend selbst zu befriedigen. So hockte er wenig später da und eine innere Stimme befahl ihm, sich vorzubeugen, seine Arme auszubreiten und abzuspringen, was er dann auch tat, obwohl er Angst hatte, zu stürzen und sich sämtliche Knochen zu brechen. Doch als er reflexartig seine Arme auf und ab bewegte, erschien es ihm richtig unglaublich -- denn er stürzte nicht ab --- sondern flog wie ein Vogel.

Als er so eine Weile durch die Lüfte gezogen war, erreichte er ein kleines Waldstück mit einem kleinen See, wo er landete und ein wenig ausruhen wollte.


Die Wasseroberfläche, auf der sich der voll werdende Mond, und Tausende von Sternen spiegelten, zog ihn geradezu magisch an. Er musste sich und seinen Körper einfach darin betrachten. Und wie er sich vorbeugte --- da war es nicht sein Gesicht, welches sich dort auf der Wasseroberfläche widerspiegelte -- sondern der Kopf eines, grüngeschuppten, echsenartigen Wesens, das ihm aus seitlich am Kopf angebrachten smaragdgrünen Augen entgegen blinzelte …


*****

„Hey Vinc alte Schlafmütze wir sollten wirklich langsam wieder aufstehen --- oder willst du den ganzen Tag verpennen? Außerdem hat es an der Haustür geklingelt.“

„Kann James das nicht erledigen?“, quengelte Vinc und blinzelte Joe verschlafen an.


„Scherzkeks, du hast dem Personal den Rest des Tages frei gegeben schon vergessen?“, fragte Joe verschmitzt grinsend, „und jetzt raus aus den Federn!“

So schnell, wie sein Freund ihm die Bettdecke weggezogen hatte, konnte Vinc gar nicht reagieren. Es klingelte erneut -- und nachdem Vinc einen kurzen Blick in seinen Schritt geworfen hatte, wo alles auf ein erträgliches Maß geschrumpft schien, stieg der Achtzehnjährige in die Baggyshort, die ihm sein Freund schnell aus dem Kleiderschrank geholt hatte.

„MOMENT ICH BIN UNTERWEGS!“, rief Vinc noch von der Treppe aus nach unten, während Joe und er gemeinsam runter gingen.

„Hoffentlich ist das jetzt niemand aus Vaters Firma“, flüsterte er Joe zu bevor sie die Haustür erreichten und Vinc die Klinke runterdrückte um sie zu öffnen.

Der grauhaarige Typ, den er auf etwa 60 schätzte, hatte für ihn so etwas von einem typischen Staubsaugervertreter.

„Wir kaufen nichts an der Tür!“, versuchte er den Mann abzuwimmeln und wollte die Haustür gerade wieder schließen, als sein Gegenüber das Wort ergriff und schnell einen Fuß in zwischen Tür und Rahmen brachte.

„Sind Sie Vinc Dabelstein?“, fragte er mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen.

Als der junge Mann dies bestätigte, redete der Grauhaarige unbeirrt weiter.

„Wenn ich mich Ihnen kurz vorstellen darf, mein Name ist Evan McGregor und ich kenne Ihren Vater.“


Diese Auskunft reichte Vinc, auf einen Bekannten seines Taschengeldgebers hatte er heute überhaupt keinen Bock und diesem Fakt versuchte er auch sprachlich, Ausdruck zu verleihen.

„Tja Mr. McGregor, an genau dieser Stelle ist unser kleines Gespräch dann wohl beendet -- an Bekannten meines Adoptivvaters habe ich persönlich nicht das geringste Interesse“, hub er an, „und wenn Sie nicht wünschen, dass ich Ihren Fuß zu Brei verarbeite --- dann halte ich es für gesünder, Sie zögen ihn zurück!“

„Ich meinte eigentlich Euren leiblichen Vater Rexor.“

Warum redete dieser Typ plötzlich so geschraubt und was noch wichtiger war, wieso nannte er ihn Rexor. Der Name war Vinc seltsam vertraut, wenn er nur wüsste, woher. Doch das würde er wohl nur rausfinden können, wenn er diesen Herrn ins Haus bat.



*****

„Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen, wenn mein Freund Joe unserer kleinen Unterredung als Zeuge beiwohnt?“, fragte Vinc den Gast von der Insel, als sie auf der Terrasse Platz genommen hatten.

McGregor wusste nur zu gut, dass es besser war, diesem Wunsch folge zu leisten -- um den Erfolg ihres ersten Gespräches nicht zu gefährden. Es würde auch so noch schwer genug werden, dem jungen Mann die Veränderungen, die sein menschlicher Körper gerade erlebt, verständlich zu machen.


„Nun -- es ist eigentlich nicht üblich, bei dem was ich mit Euch zu besprechen habe. Aber dies ist ja gewissermaßen Euer Haus und Ihr bestimmt die Regeln.“

„So ist es Mr. McGregor“, stellte Vinc nicht ohne ein gewisses Maß an Stolz fest.

„Aber bevor wir jetzt beginnen, dürfen wir Ihnen irgendetwas zu trinken anbieten?“

„Ein Glas eiskaltes Mineralwasser wäre in der Tat jetzt nicht schlecht.“

„Die Hausbar gibt zwar auch noch andere Getränke her, aber natürlich werden wir Ihren Wunsch gerne erfüllen“, reagierte Joe, und stand kurz auf um das gewünschte, für McGregor und für Vinc und sich Cola zu organisieren.


*****

„Darf ich vorab eine Frage stellen?“

Der Name Rexor, kam Vinc irgendwie seltsam vertraut vor --- allerdings wusste er nicht, wo oder wann er diesen schon einmal gehört hatte.


„Warum haben Sie mich vorhin statt Vinc Rexor genannt --- war das ein Versehen?“

„Nein war es nicht“, antwortete der Grauhaarige.

„Aber so heißt doch kein Mensch!“, reagierte Joe und zog die linke Augenbraue dabei hoch.

„Das habe ich auch niemals behauptet“, sagte Evan und ließ erstaunte Gesichter zurück.

Wieder erinnerte sich Vinc bruchstückweise an seinen Traum. Könnte es sein, dass es gar keine war, sondern die Realität? Aber wenn er kein Mensch war, was war er dann --- so etwas wie ein Alien? Jetzt sah er wieder diesen grünschuppigen Echsenkopf vor sich, der im aus dem Wasserspiegel zublinzelte.

„Was soll ich denn dann sein --- etwa ein Alien?“, fragte Vinc und versuchte der Frage eine humorvolle Note zu geben, indem er sich lachend auf den Schenkel klopfte.

„Dazu kann ich nur feststellen, dass Ihr wohl zu viele Sciene Fiction Filme gesehen habt. Obwohl Ihr schon ganz dicht an der Wahrheit dran seid, Rexor.“

Diese Antwort verwirrte Vinc noch mehr. Also wenn er kein Mensch war und auch kein Alien, was zum Teufel sollte er denn dann sein?

„Was wisst Ihr über Drachen? Also ich meine außer dem, was man in Märchen, Sagen oder Fantasyromanen lesen kann?“

„Wenn es welche gab, dann doch höchstens im finstersten Mittelalter oder noch früher. Heutzutage gibt es doch höchstens noch Großechsen zum Beispiel auf Galapagos“, antworteten Vinc und Joe gleichzeitig.

„Nun -- dies ist nur auf den ersten Blick richtig. Denn die Drachen haben sich in ihrer äußeren Form an uns Menschen angepasst. Sie sind Körperwandler geworden.“

„Aber ich weiß ganz genau, dass ich aus keinem Ei geschlüpft bin --- meine Mutter war ein Mensch“, reagierte Vinc trotzig.

„Und gerade dies macht Euch so außergewöhnlich Rexor, ihr seid wirklich halb Mensch, halb Wasserdrache.“

Das Herz des Achtzehnjährigen begann zu rasen und er konnte das Blut in seinen Ohren rauschen hören. Er hielt sich krampfhaft an Joe fest der, so gut es ging versuchte, besonnen zu bleiben. Obwohl es auch ihm nicht ganz leicht viel, bei den ganzen Informationen, die da plötzlich auf die beiden hereinbrachen.



*****

„Rexor -- wenn Ihr es wünscht, dann gebe ich Euch jetzt erst einmal die Gelegenheit, Euren leiblichen Vater kennenzulernen und ich unterhalte mich solange mit Eurem Freund Joe weiter“, bot Evan an, als er Dragon auf die Terrasse treten sah.


„Weiß er es Evan?“

Vinc und Joe blickten sich erstaunt um, als sie die Stimme von James erkannten.

„James --- du bist mein Vater?“, stammelte der Jugendliche leise, stand auf und umarmte den zwanzig Zentimeter kleineren Mann.

„Ja der bin ich Rexor und nenn mich bitte Dragon denn dass ist mein richtiger Name“, antwortete er und erwiderte die Umarmung seines Sohnes mit Tränen in den Augen.


*****


Rexor und Dragon, hatten sich auf das Zimmer des Vaters zurückgezogen, während Evan und Joe es vorzogen im Garten zu bleiben und weiter die Nachmittagssonne genossen.


„Nun mein Sohn, du hast doch bestimmt viele Fragen, jetzt ist die Zeit gekommen, sie dir zu beantworten“, eröffnete Dragon das Gespräch nachdem sie sich gemeinsam auf die Couch gesetzt hatten, auf welcher der Jungdrache -- als Vinc früher so manche Stunde verbracht hatte.

„Also zunächst einmal möchte ich dir sagen, dass ich es im Grunde schon länger gefühlt habe, dass wir zueinander gehören.“

„Die Stimmen des Herzens und des Blutes lügen eben nicht -- mein Sohn.“

Die letzten Worte genoss Dragon ganz besonders und zog sie etwas in die Länge. Wie lange hatte er diesen Augenblick herbeigesehnt.

„Versteh mich jetzt bitte nicht falsch, ich liebe dich wirklich sehr, das habe ich Joe erst heute früh wieder gesagt. Aber ich versteh einfach nicht, warum du Mutti verlassen hast, noch bevor ich geboren wurde.“

„Ich habe deine Mutter immer geliebt, aber es waren damals andere Zeiten, es war bei Strafe verboten, als Jungdrache, eine Verbindung einzugehen. Ein Gesetz, welches noch aus Zeiten stammte, in denen Kinder wie du, nicht länger als zwei Jahre überlebensfähig waren. Du bist also in jeder Hinsicht etwas besonders.“

„Aber du lebst doch schon so lange hier im Haus, warum hat Mutti dich nicht erkannt?“

„Weil ich mich einer plastischen Operation unterziehen musste. Ich hatte nur zwei Optionen, entweder diesen Eingriff oder lebenslange Verbannung auf ein kleines Atoll, fernab jeglicher Zivilisation, wo normalerweise nur unsere Schwerverbrecher hinkommen.“

„So konnte ich doch wenigstens weiterhin in eurer Nähe bleiben, auch wenn ich mich bis zum heutigen Tag nicht zu erkennen geben durfte.“


*****


„Jetzt wo wir unter uns sind, möchte ich dir zunächst einmal das Du anbieten ich heiße Evan.“


„Danke Evan meinen Namen weißt du ja bereits“, antwortete Joe angespannt.

„Du möchtest jetzt doch sicher wissen, was weiter mit deinem Freund passieren wir oder?“, fragte McGregor ruhig und schenkte sich jetzt ebenfalls ein Glas Cola ein.

„Klar möchte ich das wissen. Aber ich sage es dir gleich, egal was --- ohne mich läuft mal gar nichts. Vinc, äh Rexor und ich sind ein Paar.“

Über diese Bemerkung musste Evan schmunzeln. Dieser junge Mann gefiel ihm und ihm war da etwas aufgefallen, dass Joe sicher über sich selbst noch gar nicht wusste.

„Keine Angst, das wird nicht geschehen. Wir hatten für Rexor zwar ursprünglich einen anderen Mentor vorgesehen. Aber so ist es denke ich besser, ihr seid euch vertraut und was noch wichtiger ist, ihr versteht euch auch ohne Worte. Allerdings werdet ihr beiden mit dem Ende der Sommerferien für drei Jahre auf unser Internat am Drachenfels müssen. Dort könnt ihr euer reguläres Abitur machen und was noch wichtiger ist, ihr werdet dort alles lernen, was es über Drachen zu wissen gibt. Rexor ist ja immer als Mensch unter Menschen aufgewachsen, dadurch weiß er natürlich bisher nichts über seine spezielle Anatomie.“

„Das leuchtet mir ein, aber wie sieht es mit den Kosten aus? So eine Privatschule ist ja nicht gerade billig und meinen Adoptiveltern fehlen die finanziellen Mittel für so eine Einrichtung.“

„Darüber müsst ihr euch beide keine Sorgen machen, die offizielle Version wird lauten, dass ihr Vollstipendien bekommt. Ich werde das gleich Morgen mit deinen Eltern regeln.“

Joe fiel nach diesem Vorschlag ein riesiger Stein von Herzen. Insgeheim hatte er sich schon länger gewünscht, auf ein Internat wie dieses am Drachenfels zu dürfen. Und dann auch noch in Nordrheinwestfalen, wo die schwule Hochburg Köln ja beinahe um die Ecke lag.

„Du erzähltest gerade, das du adoptiert worden bist, dass würde mich jetzt noch etwas genauer interessieren.“

„Ich wurde als Baby in einem Körbchen liegend im Watt bei Norderney gefunden. Wer meine echten Eltern sind, konnte trotz intensiver Suche nicht herausgefunden werden.“

Weiter erzählte Joe, dass er dann irgendwann zur Adoption freigegeben wurde, worauf sich eben das Ehepaar Rollmann meldete und ihn schließlich mit nach Hause nehmen durfte.

„Weißt du eigentlich, was das für seltsame kleine Narben sind, die du das links und rechts am Hals hast?“, wollte Evan jetzt von dem jungen Mann wissen.

„Nein -- die stören mich aber nicht weiter und die Ärzte konnten da auch nichts Besonderes feststellen.“

„Die normale Schulmedizin kann sich so manches nicht erklären Joe“, hub der Sechzigjährige an, „ich habe so etwas früher schon mal auf Bildern in alten Büchern gesehen. Erschrick mir jetzt nicht Junge, wenn ich mich nicht komplett irre und das ist bei mir äußerst selten der Fall, dann sind das geschlossene Kiemenklappen. Hast du schon einmal versucht längere Zeit zu tauchen, ohne Luft holen zu müssen?“

„Nur einmal, als ich zehn Jahre alt war. Da haben wir das Mal in einer Gruppe im Schwimmbad versucht. Aber nach fünf Minuten wurde mir das dann zu langweilig, weil die anderen nicht mal eine Minute geschafft haben, warum?“

Der Achtzehnjährige wunderte sich über diese Frage, weil er sich nicht vorstellen konnte, dass auch er plötzlich etwas Besonderes sein sollte.

Freitag, 26. Oktober 2012

Halbblut 2

„James ich bin mittlerweile schon groß und kann ein Telefon bedienen. Joe und ich werden uns heute Abend eine Kleinigkeit bestellen. Ich möchte wirklich, dass ihr auch mal etwas von dem tollen Wetter habt. Also genießt euren freien Tag einfach -- okay?“

In dieser Beziehung ließ der Achtzehnjährige nicht mit sich spaßen. Er mochte die Hausangestellten und sie waren ihm stets mehr als nur Lakaien gewesen, seit dem Tod seines Bruders und der Mutter, waren sie mehr oder weniger seine Familie geworden. Deshalb war es für ihn einfach selbstverständlich ihnen die Gelegenheit zu geben auch mal wieder dem alltäglichen Allerlei entfliehen zu können.



*****

„Über euren Pinguin könnte ich mich immer wieder amüsieren“, witzelte Joe, „hat der eigentlich ‘nen Stock verschluckt?“

„Ne hat er nicht und nenn ihn bitte nicht wieder so, er war mir in meinem Leben mehr Vater, als derjenige, der mir mein Taschengeld zahlt.“


Vinc konnte es einfach nicht ertragen, wenn über die Bediensteten seines Vaters schlechte Witze gemacht wurden. Es war schon schlimm genug, wie der sie manchmal behandelte.

„Sorry Schatz, ich hab nicht dran gedacht“, entschuldigte Joe sich sofort.

Ihn war ja die ganze Geschichte seines Freundes bekannt und er wusste auch, dass Vinc ab und zu ein wenig morgenmuffelig war. Besonders wenn er nicht genug Schlaf bekommen hatte, was in der vergangenen Nacht der Fall gewesen zu sein schien.

„Schon okay, bin dir ja nicht böse“, entgegnete er gähnend, „aber mal eine Frage, währest du sehr enttäuscht, wenn wir erst später ins Freibad fahren? Ich würde gerne noch eine Mütze voll Schlaf bekommen und einfach schön mit dir kuscheln.“

„Natürlich nicht, schließlich haben wir Ferien. Aber wirklich nur kuscheln?“, fragte der 1,91 Meter große dunkelhäutige und massierte das Schwanzpaket seines neun Zentimeter größeren, schwarzhaarigen Freundes, bevor sich ihre Lippen und Zungen im Kuss vereinten.

„Überzeugt“, stöhnte der grünäugige Jüngling.

Sein Penis spannte in den hauteng sitzenden Hosen, dass es ihm Schmerzen bereitete. Sicher, dass passierte Vinc öfters. Wenn 23 Zentimeter ihr Recht auf Befreiung einfordern, dann kann dies schon mal schmerzlich sein. Doch diesmal war es noch schlimmer als sonst. Es kam ihm beinahe so vor, als hätte sein Hosenpython in den letzten 24 Stunden noch deutlich an Länge und Breite zugelegt.

‚Das kann es nicht geben oder etwas doch?‘, dachte Vinc, während er mühsam versuchte seine Hosen abzustreifen.

‚Verflucht spannt das!‘, schoss es ihm durch den Kopf, als er es mit einem Ruck schaffte, den Hosenbund bis zu den Knien zu befördern. Jetzt wusste er wenigstens, wofür sein regelmäßiges Körpertraining gut war. Doch was die beiden Jugendlichen dann zu sehen bekamen, raubte beiden den Atem. Bisher war es immer so gewesen, dass sein Hosenzelt, welches er in seinen Boxershorts baute, deutlich spitz abstand. Doch diesmal war da ein deutlicher Bogen zur Eichel hin zu sehen.

‚Das träume ich doch jetzt nur oder?‘

„Sag mal Vinc -- haste heimlich Pimmellotto gespielt und den Jackpott geknackt?“



2


Während Vinc und Joe noch eifrig überlegten, wie es zu dieser rätselhaften Penisverlängerung gekommen sein könnte, wurde Evan Mc Gregor in London von einer eifrigen Flugbegleiterin an Bord der Maschine nach Deutschland begrüßt.

„Guten Morgen Mr. Mc Gregor, schön Sie mal wieder an Bord der Ryan Air begrüßen zu dürfen.“

Eigentlich reiste Evan meistens mit einer Privatmaschine des geheimen Drachenbundes, aber für die kurzen Strecken von London, nach Deutschland, in die Niederlande oder nach Frankreich, bevorzugte er dann doch eher Linienflieger. Von Bremen aus würde er dann mit der Bahn an die Nordseeküste hochfahren, wo ihn James am Zielbahnhof abholen würde, was Mc Gregor sehr entgegen kam.

„Guten Morgen Misses Penny, die Freude ist ganz auf meiner Seite. Wie geht es ihrem Sohn?“

„Patrick hat sich prächtig rausgemacht und geht nach den Sommerferien auf das Drachenfelsinternat.“

Patrick, der eigentlich auf den Namen Remus hörte, gehörte wie seine Mutter zur Gattung der Landdrachen. Sein Vater Romulus befand sich leider bei dem traurigen Attentat vom 11. September auf das New Yorker World Trade Center in Tower eins und zählte damals zu den Todesopfern.


*****

In Deutschland konnten die beiden Jugendlichen das Ausmaß von Vinc‘ Erektion immer noch nicht glauben. Erst als sie mehrfach nachgemessen hatten, waren sie sich sicher, dass es wirklich über Nacht stattliche acht Zentimeter mehr geworden waren. In einer Sache waren sie jetzt einig, das Freibad konnten sie heute getrost knicken, Vinc besaß keine Hose, die geeignet schien, diese Riesenfleischwurst auch nur annähernd zu bändigen.

„Wenn das so weitergeht, dann wirst dir den da wohl bald um den Bauch wickeln müssen.“


So sehr er über diese Bemerkung auch innerlich schmunzeln musste, wollte ihm diese Vorstellung doch so überhaupt nicht gefallen. Verdammt -- er war erst achtzehn Jahre alt; und sollte rumlaufen wie sein Adoptivvater, der einen fetten Kugelbauch hatte, auf dem man mühelos zwei Gläser Champagner abstellen könnte? Nein, nein und nochmals nein, diesen Triumph wollte er seinem Alten nicht gönnen, dafür stählte er seinen Körper nicht seit Jahren und ernährte sich überwiegend gesund. Das konnte doch nicht normal sein, obwohl --- Vinc horchte tief in seinen Körper hinein.

„Akzeptiere es, dein Körper komplettiert sich“, hörte er eine sanfte Stimme flüstern.

‚Klasse --- jetzt krieg ich auch noch Hallus, wie einer auf Droge!‘

„Akzeptiere es --- Rexor.“


War das etwa eine Folge, mangelnder Hirndurchblutung, weil plötzlich mehr Blut als sonst für den da unten gebraucht wurde? Nein das konnte eigentlich nicht sein, denn dafür fühlte Vinc sich zu gut. Überraschend gut für jemanden, der plötzlich einen Monsterpuller hatte, für den andere Kerle bei nem plastischen Chirurgen viel Geld hinlegen mussten, um ihn zu bekommen. Und ob sich das dann so echt anfühlt wie seiner, wagte der junge Mann doch stark zu bezweifeln, während er sein Ding vorsichtig abtastete. Nö, das fühlte sich doch alles überraschend gut an und sabbern tat er auch normal. Ein wohliges Kribbeln zog durch Vinc gesamten Körper. Doch -- er brauchte es jetzt wirklich dringend immerhin war es ja mittlerweile als 16 Stunden her, seit sie es hemmungslos im Whirlpool gemacht hatten.


„Na komm schon, gemeinsam schaffen wir ihn“, hauchte Joe erregt und ging auf dem breiten Wasserbett in Doggystellung.


‚Hoppla, wie sind wir denn auf’s Bett gekommen?‘, dachte Vinc bei sich, bevor er hinter seinem Liebsten in Stellung ging, die knackigen milchschokobraunen Globen, mit den Händen auseinanderzog, um die Ritze mit seiner Zungenspitze geschmeidig zu lecken.


Hmmm, bildete er sich das nur ein oder drang seine Zunge wirklich tiefer als sonst in den Analkanal von Joe ein? Egal, dem schien der Tanz den Vinc mit seinem Orallappen veranstaltete jedenfalls mächtig zu gefallen. So wie der sich wand und dabei rumkeuchte, wenn das so weiterging, würde er noch das ganze Haus zusammenbrüllen. Obwohl eigentlich müssten die ja mittlerweile alle weg sein.

„Oh man is das geil Vinc. Wenn du so weitermachst, dann komm ich gleich“, stöhnte der Teenager unbändig.

‚Hm, gut nächster Gang‘, dachte der Angesprochene, zog seine Zunge aus dem Loch zurück, richtete sich auf, setzte die klebrig-feucht glänzende Eichel an und staunte, wie leicht er den Ringmuskel überwinden konnte. Erst bei Zentimeter 27 wurde er richtig stutzig, er konnte ja nicht wissen, dass er mittels seiner Zunge ein Drachensekret ausgestoßen hatte, welches für den Schließmuskel kurzzeitig anästhesistische Wirkung erzeugte, wodurch beim Eindringen des Penis kein Schmerz entstand und Joe vor Begeisterung quiekte, weil dieses Wahnsinns Nahkampfgerät seine Lustdrüse nicht nur streifte, sondern dieser, mit jeder kleinsten Bewegung, eine Vollmassage bescherte.

‚In diesem Tempo könnte ich ihn auch versehentlich totficken‘, schoss es Vinc urplötzlich durch den Kopf, weil er seine Ausdauer kannte.


Eine Vorstellung, die ihm jetzt doch so etwas wie Angst einflößte, denn sechzig Minuten und mehr für eine Nummer waren keine Seltenheit für die beiden Jugendlichen. Deshalb wollte Vinc jetzt doch lieber einen Zahn zulegen, damit auch er fertig würde, bevor sein Partner noch vor Geilheit das Bewusstsein verlor. Bei dem Tempo, welches er jetzt vorlegte, floss ihm der Schweiß in Strömen. Joe sah längst Sterne vor den Augen tanzen und feuerte zum zweiten Mal aus vollen Rohren als Vinc‘ Klöten sich endlich zurückzogen, um das weiße Gold, in Strömen, abpumpen zu lassen und damit Joe‘s Anale Grande zu fluten. Dann war es endlich vorbei, restlos erschöpft zog sich der Achtzehnjährige aus seinem Liebespartner zurück, kuschelte sich mit glasigen Augen an den nicht minder seligen Freund an und beide sanken friedlich in einen erholsamen Schlaf hinüber.



*****

Donnerstag, 25. Oktober 2012

Halbblut

Rexor erwacht

1


Warum fühl ich mich neuerdings morgens immer so erschlagen -- geradeso, als ob ich die ganze Nacht unterwegs gewesen wäre?‘

Der gerade achtzehnjährige Vinc drehte sich vom Rücken, auf die Seite und warf einen verliebten Blick auf seinen gleichaltrigen Freund Joe, der immer noch fest zu schlafen schien. Der farbige Boy und er waren jetzt seit zwei Jahren zusammen und noch immer so glücklich wie am ersten Tag. Da konnte sein Adoptivvater noch so intolerante Sprüche machen, wie er wollte ‚aus der Art geschlagen‘ war da noch die harmloseste Bezeichnung.

Joe war das Beste, was ihm in seinem noch jungen Leben passieren konnte. Sicher, sein Dad hatte ihm vor seiner Abreise wieder mit Enterbung gedroht, falls er raus bekommt, dass er diesen Schwuchtelfreund in seiner Abwesenheit bei sich übernachten lassen hat und behauptet, ihre Beziehung zueinander sei nicht Standesgemäß. Dabei wusste er nicht erst seit gestern, dass sein Pflegling sich zum eigenen Geschlecht hingezogen fühlt. Schließlich hatte Vinc sich bereits mit vierzehn geoutet und mit fünfzehn, das erste Mal einen Freund mit nach Hause gebracht. Doch seit seine Mutter und sein jüngerer Bruder vor drei Jahren tödlich verunglückt waren, wehte im Hause Dabelstein ein etwas rauerer Wind. Da war es bloß gut, dass sein Dad mal wieder auf Geschäftsreise im britischen Königreich war, so hatte er wenigstens sturmfreie Bude und konnte ungestört mit seinem Freund Sex haben, sooft und wann ihnen danach war. Die Hausangestellten waren hierbei kein Hindernis, die waren auch immer froh, wenn der Hausherr nicht daheim war und sie nicht ständig rumgescheucht und schikaniert wurden.


*****


„Wir haben Nachricht aus Deutschland Mc Gregor. Es wird Zeit, dass Rexor erfährt, wer er wirklich ist.“

Missmutig legte der 60jährige seine Morgenzeitung beiseite und trank einen Schluck Tee.

„Das kann nicht sein verdammt. Er ist doch erst achtzehn und sein Mentor steht noch nicht bereit, Herschel.“

„Normalerweise nicht Evan, aber Sie dürfen nicht vergessen, dass Dragon ihn mit dieser Kinderärztin zeugte. Und James ist sich ganz sicher, dass er den Jungen vergangene Nacht dabei beobachtet hat, wie er sich aus seinem Fenster im Obergeschoss stürzte, Richtung Küste geflogen ist, um sich dort ins Meer zu stürzen.“

„Pack meine Koffer, ich fliege mit der nächsten Maschine rüber, um persönlich nach dem Rechten zu sehen“, grummelte Mc Gregor, bevor er sein Frühstück beendete und sich aus der Bibliothek zurückzog.

In der langen Geschichte der Land- und Wasserdrachen war ein Fall wie dieser noch nicht vorgekommen. Auch wenn sie sich vor Hunderten von Jahren den sich ständig verändernden Umweltbedingungen angepasst hatten und jetzt wie Menschen aussehend unter Menschen lebten, paarten sie sich bisher immer nur mit ihresgleichen und die Jungdrachen schlüpften aus Eiern. Als Dragon ihm allerdings vor fast neunzehn Jahren mitteilte, dass er sich in diese deutsche Kinderärztin Julia Mittmann verliebt und ein Kind gezeugt hatte, musste Mc Gregor in seiner Eigenschaft als Beschützer und Bewahrer des Geheimnisses aller Drachen handeln und seinen Schützling aus dem Verkehr ziehen.


Bisher waren solche Mischlinge nicht lange überlebensfähig und starben als Kleinkinder. Deshalb hatte er sich bisher auch keine darüber Gedanken gemacht, was passieren würde, wenn der Drache in Vinc bereits vor dem 21. Lebensjahr erwachen würde. Das Einzige was er sicher wusste war, das verhindert werden musste, dass Wissenschaft und Militärs von der Existenz dieser Spezies erfuhren. Denn dann würde wie früher im Mittelalter wieder die Jagd auf die Drachen eröffnet werden, was diesmal ihre endgültige Ausrottung zur Folge haben würde. Bisher war Gott sei Dank noch niemandem aufgefallen, dass dieser Vinc, eben kein normaler Junge war. Er war noch nie krank gewesen und sonst machte er eine völlig normale Entwicklung durch, wenn man von seiner Homosexualität absah. Doch die war im Grunde von Vorteil, so würde er sich wenigstens nicht mit einer Menschenfrau paaren, wie es sein Vater aus Unachtsamkeit getan hatte.

*****

„James, wann haben Sie eigentlich das letzte mal frei gehabt?“, fragte Vinc als dieser ins Esszimmer trat um den Tisch abzuräumen.

„Nun -- wenn Sie mich so fragen junger Herr, dass liegt bestimmt schon vier Jahre zurück“, antwortete der Diener, der seit etwas mehr als siebzehn Jahren im Dienst seines Adoptivvaters stand.

„James warum eigentlich so förmlich? Nur weil ich jetzt volljährig bin, bedeutet das noch lange nicht, dass Sie mich jetzt Siezen müssen außerdem ist der Alte doch nicht da. Ich bin immer noch Vinc früher waren Sie doch auch nicht so steif.“

„Nun --- wenn du es so siehst, Vinc dann will ich dich gerne weiterhin duzen, wenn dein Vater nicht dabei ist“, entgegnete der Fünfzigjährige lächelnd.

„Prima, Joe und ich werden den ganzen Tag unterwegs sein, wir wollen das sonnige Wetter nutzen und ins Freibad fahren. Richte das doch bitte auch dem restlichen Personal aus und dann macht euch auch einen schönen Tag.“

„Zu gütigst Vinc, da werden sich die anderen freuen. Die Köchin lässt fragen, was ihr heute Abend zu speisen wünscht.“

James konnte einfach nicht ganz aus seiner Haut. Auch wenn er seinen Dienstherrn nicht leiden konnte, lag es ihm fern sich Ärger einzuhandeln. In Zeiten hoher Arbeitslosigkeit, waren Stellen wie die im Hause Dabelstein nur noch schwer zu bekommen und seine und die Chancen von Erna waren auf dem freien Arbeitsmarkt gleich null. Dies wusste er natürlich nur zu genau und in den letzten paar Jahren vor der Rente wollte er nicht, dass er und seine heimliche Liebe noch von Amt abhängig würden. Außerdem gehörte es ja zu seinen Aufgaben, was Vinc noch nicht wusste, den Jungdrachen zu beobachten und alle Veränderungen sofort an Mc Gregor weiterzuleiten.

„James ich bin mittlerweile schon groß und kann ein Telefon bedienen. Joe und ich werden uns heute Abend eine Kleinigkeit bestellen. Ich möchte wirklich, dass ihr auch mal etwas von dem tollen Wetter habt. Also genießt euren freien Tag einfach -- okay?“

Sonntag, 21. Oktober 2012

Mein neues Leben -Rico der Straßenjunge und ich II- Teil 4

Rico: 

"...Hallo? Haaaallo?" Jemand rüttelte hastig an meiner Schulter. 

Langsam öffnete ich meine Augen und blinzelte ins Licht. 

"Horst, er wacht glaube ich auf ...", sprach jemand neben mir. 

Zwei Köpfe erschienen über mir und lächelten mich an. Ich versuchte, mich langsam aufzurichten. In meinem Kopf wummerte es heftig. Stöhnend ließ ich mich auf das weiche Kissen zurückfallen. 

"Wo, wo bin ich?", gab ich krächzend von mir. 

"Oh können Sie sich nicht mehr erinnern?"

Krampfhaft versuchte ich, mich an die letzten Stunden zu erinnern. Ich war daheim losgefahren. Irgendwas wegen Tamara ...

Die Gedanken und Geschehnisse setzten sich, wie ein puzzel in meinem Kopf zusammen. 
Wie von der Tarantel gestochen fuhr ich nach oben, was mein Kopf mit starken Protesten quittierte ...

Zwei Hände drückten mich wieder nach unten. 

"Ganz langsam junger Mann. Können sie sich wieder erinnern?"

Ich nickte nur. Ein Kloß bildete sich in meinem Hals und drückte jedes weitere Wort ab.
Einige Tränen rannen über meine Wangen. Sofort reichte mir Frau Houtzer ein Taschentuch.

"Horst, du machst unserem Gast mal einen Tee ..."

"Aber das kann ..."

"Nichts aber, los!"

Etwas widerwillig stand besagter Horst auf und verließ das Zimmer. Sie sah mich wieder besorgt an. 

"Sie sind vorhin auf den Kopf gefallen. Es blutet zwar nicht. Aber ein Arzt wäre vielleicht doch nicht schlecht ..."


Langsam tastete ich meinen Kopf mit den Händen ab. Als ich die schmerzende Stelle befühlte, zuckte ich kurz zusammen. Blut war aber keines zu sehen. Wir saßen still zusammen.
Einige Minuten später kam Herr Houtzer wieder ins Zimmer uns stellte mir eine dampfende Tasse Tee vor die Nase.

Ich richtete mich langsam auf und nahm vorsichtig einen Schluck. 

°Sie sind also Tamaras Bruder?", fragte Frau Houtzer.

"Ja ...", antworte ich zögerlich. 

Es entstand wieder Stille. Ich richtete mich komplett auf und nahm die Tasse in beide Hände.

"Tamara hat viel von Ihnen geredet ..."

"Wirklich?"

"Ja ... Sie waren immer Ihr Vorbild. Trotz allem, was damals passiert ist!"

Ich schluckte: "Wissen Sie, was da passiert ist ...?" 

Frau Houtzer winkte sofort ab. "Nein, wir wollen es nie wissen. Es war eine Sachen zwischen Ihnen und Tamara -- ich weiß nur das Sie ihr viel bedeutet haben. Sie hat viel Zeit darauf verwendet, Sie zu suchen ..."

Sie wischte sich eine Träne aus dem Auge und sah mich wieder an. 

"Sie hat MICH gesucht?" 

"Ja -- fast jeden Tag. Das hat Ihr schlussendlich auch das Leben gekostet ..."

Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken. 


"Wie ..., wie meinen Sie das?"

"Tamara hat sich an jeden Grashalm geklammert --- sie hat auch auf der Straße nach Ihnen gesucht. Dabei ist sie an die falschen Typen geraten. Plötzlich war sie in dieser Clique, hat die Schule vernachlässigt und war teilweise ganze Wochen nicht daheim. – Was genau Ihr passiert ist, wissen wir auch nicht. Aber laut Arzt war es eine Überdosis -- ein Jogger hat Sie gefunden, aber da war es schon zu spät"

Ein fetter Kloß bildete sich in meinem Hals. Es war unmöglich einen Ton herauszubekommen. Ich schluckte die Tränen herunter und schaffte es dann doch.

"Es ... es war also meine Schuld ...", brachte ich leise, und weniger als Frage sondern als Feststellung heraus.

"Nein, nein! Bitte machen Sie sich keine Vorwürfe --- wir hätten einfach besser auf sie achten müssen ..."


"Rita! Hör auf so einen Schmarrn zu erzählen!", fluchte Herr Houtzer auf einmal. 

Dann funkelte er mich böse an: "Wären Sie damals nicht abgehauen und hätten Tamara alleine gelassen -- würde Sie jetzt noch leben!"

"Horst! Hör auf so etwas zu behaupten --- woher weißt du das überhaupt? Tamara wollte doch nie davon reden ..." 

"Stell dich doch nicht so an -- ich habe ihr Tagebuch gelesen. Und das war ja voll von ihm da!"

Er machte eine abfällige Handbewegung in meine Richtung. 

"Du ... du hast was?"

"Das Tagebuch gelesen! Es stand alles drin: ihre Kindheit, das mit dem Kinderheim ... Alles, bis sie zu uns kam ..." 


Wieder fiel sein Blick auf mich.

"Sie sind an all dem SCHULD. Dass Sie überhaupt noch ruhig hier sitzen können ..."

Er sprang auf und verließ das Zimmer. Geschockt starrten wir ihm hinterher. Ich schluckte schwer. 

"Bitte nimm dir seine Worte nicht so zu herzen. Weißt du --- für Horst war Tamara sein ein und alles. Und als wir erfahren haben was passiert ist war er am Boden. Erst seit Kurzem normalisiert sich alles wieder etwas …“, erklärte sie nachdenklich.

„Aber er hat ja recht …“ schluchzte ich. „Wäre ich nicht ohne Tamara …“

Frau Houtzer legte mir eine Hand auf die Schulter. Sofort verstummte ich. 

„Du bist nach dem Kinderheim auf der Straße gelandet, oder?“

Ich nickte verschämt. 

„Woher wissen Sie das?“

„Deine Reaktion vorhin, als ich das von Tamara erzählt hatte, wie sie gestorben ist. Du hast ziemlich erschrocken reagiert. Und da hab ich eins und eins zusammengezählt --- glaubst du das, wäre anders gelaufen, wenn Tamara dabei gewesen wäre?“

Ich dachte kurz nach. 

„Nein, wahrscheinlich nicht …“, antwortete ich zögerlich. 

„Das denke ich auch … Meinst du, Sie wäre auf der Straße glücklich gewesen? Dass es da anders gelaufen wäre?“


Wieder musste ich nachdenken. Die letzten Jahre meines Lebens schossen mir durch den Kopf. Die Prostitution, die Gewalt, kalte Nächte im Winter. Ich hatte immer Angst, ob ich den nächsten Tag überhaupt noch erleben würde. Nun schüttelte ich energisch mit dem Kopf. 

„Das Leben ohne Dach über dem Kopf war nicht einfach. Das hätte ich Tamara nicht zumuten wollen …“


Frau Houtzer stand auf und ließ sich neben mich auf die Couch fallen. 

„Halten wir also fest, dass es Tamara so besser hatte! Dass sie nach dir gesucht hat, ist nicht deine Schuld. Es war Ihre Entscheidung. Tamara wusste, auf was Sie sich einlässt. Dass sie dieses Typen kennengelernt hat, ist auch nicht deine Schuld. Tamara war ein starkes Mädchen. Sie setzte immer ihren Kopf durch und was sehr selbstbewusst. Sie wusste genau, was sie da tat. Als das mit den Drogen begann, hatte sie, und auch wir, längst die Kontrolle verloren --- Rico, du hättest da nichts machen können. Mach dir also bitte keine Vorwürfe, ok?“

Ich wischte mir einige Tränen aus den Augen. 

„Danke …“, schluchzte ich mit einem fetten Kloß im Hals. 

Zögerlich legte Frau Houtzer einen Arm um mich. So saßen wir einige Minuten da und schwiegen uns an. Ich nippte immer wieder an meinem Tee, der mittlerweile nur noch lauwarm war. 


„Du siehst aber nicht mehr so aus, als würdest du noch auf der Straße leben Rico“, durchbrach Frau Houtzer die Stille. 

„Nein -- ich, ich habe wenn kennengelernt. Er hat sich um mich gekümmert und von der Straße geholt …“

„Ist das der Junge auf dem Bild in deiner Brieftasche?“

Geschockt sah ich mich um. Sie musste meinen Blick bemerkt haben. 

„Tut mir leid --- als du vorhin umgekippt bist, ist deine Brieftasche am Boden gelandet. Und da habe ich das Bild gesehen …“

„Oh, also ja das, das ist er …“, gab ich nervös von mir. 

„Ist er EIN Freund oder DEIN Freund?“, fragte Sie neugierig.

Die Schamesröte kroch mir ins Gesicht. 

„Ähm, m … mein Freund“, stotterte ich. 

Frau Houtzer lachte auf. 

„Das muss dir doch nicht peinlich sein. Ich habe nichts gegen Homosexuelle. Ein befreundetes Pärchen von uns ist schwul --- wie lange seit Ihr schon zusammen?“

„Am Wochenende wird es ein Jahr“, sprach ich nun deutlich gelöster.

„Darf ich fragen, wie Ihr zusammen gekommen seid?“

„Ja natürlich. Das war so …“ 

Die nächste halbe Stunde erzählte ich Ihr von Basti und mir. Sie nickte nur immer wieder oder warf ein „Ah“ oder „Mhm“ ein. 

„Wow ihr habt ja eine bewegte Geschichte …“, meinte Sie, als ich meine Erzählung beendet hatte.


Wieder entstand eine Stille. Den Tee hatte ich ausgetrunken. Mein Blick fiel auf die Uhr. Es war schon fast 16 Uhr --- ich räusperte mich: „Ähm, wenn es Ihnen nichts ausmacht, würde ich mich langsam auf den Weg machen …“

„Oh natürlich … Darf ich dir noch einen Vorschlag machen?“ 

„Klar!“

„Also wenn du möchtest, können wir gerne mal zusammen auf den Friedhof zu Tamaras Grab gehen. Natürlich darf dein Freund auch mit …“

„Das, das würde ich sehr gerne …“, meinte ich gerührt und wischte mir wieder eine Träne aus dem Gesicht. 

Sie nahm sich eine Stift uns Zettel und schrieb mir eine Nummer auf. 

„Das ist meine Handynummer, wenn du Zeit hast, ruf einfach an. Dann machen wir einen Termin.“

Sie stand auf und gab mir den Zettel.

„Vielen Dank“, sagte ich immer noch mit belegter Stimme und fiel Ihr um den Hals. 

„Kein Problem, du gehörst ja schließlich fast zur Familie …“


In diesem Moment öffnete sich die Haustür. Zusammen mit Frau Houtzer trat ich hinaus in den Gang. Herr Houtzer würdigte mich immer noch keines Blickes, ging an mir vorbei, drückte seiner Frau einen Kuss auf die Wange und verschwand im Wohnzimmer. 

„Ich rede nachher mal mit ihm …“, meinte Sie, als ich mir gerade die Schuhe anzog. 

„Noch mal danke für alles …“, meinte ich fertig angezogen. 

„Bitte, bitte, und du kannst jederzeit anrufen wegen dem Besuch bei Tamara…“

Nach einer letzten Umarmung machte ich mich auf nach Hause. Während der ganzen Fahrt lenkte ich mich so gut wie es ging ab, versuchte nicht an Tamara zu denken. Mehrmals musste ich die Tränen zurückkämpfen. 


Daheim angekommen sperrte ich die Tür auf. Nachdem Jacke und Schuhe an der Garderobe hingen, bzw. standen ließ ich mich aufs Sofa fallen. Die Eindrücke, der letzten Stunden, brachen wieder über mich herein und ich begann bitterlich zu weinen …

Georg:

Wir lagen noch einige Moment dicht aneinander geschmiegt im Bett. 
Marc hatte sein Hemd halb offen und ich sog seinen Duft ein. 

"Auch wenn ich mich wiederhole --- aber ich hab dich so vermisst!", säuselte ich.

Marc gab mir einen Kuss auf die Stirn. 

"Das darfst du so oft sagen, wie du willst."

"Ach?", grinste ich, "ich hab dich vermisst, ich hab dich vermisst, ich hab dich vermisst, ich hab dich ..."

"Ok, ok", lachte Marc laut, "ich habe verstanden!"

Erneut vereinigten sich unsere Lippen zu einem zärtlichen Kuss. 
Marc drehte und wälzte sich solange, bis er komplett auf mir lag. Verliebt sahen wir uns in die Augen. Gerade als ich etwas sagen wollte, legte mir Marc einen Finger auf den Mund. Er drückte seine Lippen auf meine. Sein Mund öffnete sich leicht. Ich spürte eine Zunge an meine Lippen klopfen. Instinktiv öffnete ich sie und gewährte Marc Einlass. Unsere Zungen spielten miteinander. Marc stöhnte leise ...

"Ich will dich ...", brachte ich in einer kurzen Atempause hervor.

"Oh Schatz, ich dich doch auch ..." 

"Marc, ich meine, ich, ich will dich spüren ..." 

Verdutzt sah Marc mich an: "Willst du echt? Du weiß ich warte auf dich ..."

"Ich will es wirklich ... Marc ich liebe dich und will es mit dir versuchen!"

"Ich liebe dich doch auch. Aber bitte tu das nicht nur für mich ..."

"Lass es uns tun ...", hauchte ich leise. 

"Ok, ich bin auch ganz vorsichtig ..."


Bevor Marc noch etwas sagen konnte, fing ich an seinen Hals zu küssen. Sein Hemd stand etwas offen und ich sog seinen Duft ein. Er machte mich fast wild. Marc stöhnte leise und ließ seine Hand über meine Brust wandern. Etwas hastig öffnete ich ihm das Hemd, was Marc grinsen ließ. Er nahm meine Hände und legte sie hinter meinen Kopf. Komplett auf mir liegend küsste er mich zuerst zärtlich auf den Mund und über die Wange auf mein rechtes Ohr. Währenddessen hatte Marc sich wieder etwas aufgerichtet und öffnete mich langsam mein Kapuzenpulli. Ein wohliger Schauer Schlich mir über den Rücken als Marc mir leicht am Ohrläppchen knabberte. Er wand sich wieder vom Ohr ab und sah mir tief in die Augen.

"Ich liebe dich!" 

"Und ich dich erst!", schnaufe ich laut. 

Mit einem Ruck hatte ich mich wieder aufgerichtet und Marc auf den Rücken gedreht. 
Schnell hatte ich ihm sein Hemd komplett ausgezogen. Sein Oberkörper glänzte leicht vom Schweiß. Breit grinsend stürzte ich mich auf seine Brust. Marc schnappte nach Luft, als ich anfing, an seinen Nippeln zu lecken. Der leicht salzige Geschmack des Schweißes ließ meinen Schwanz noch etwas mehr anschwellen. Mehrmals wechselte ich von links nach rechts. Marcs stöhnen wurde immer lauter. Seine dünne Hose beulte sich bereits mächtig aus.
Ich ließ meinen Mund weiter nach unten wandern und leckte ihm durch den Bauchnabel. 
Auch der Haarstreifen vom Nabel bis zum Hosenbund wurde geleckt. Marc wand sich leicht unter mir. Plötzlich spürte ich seine Händen unter meinen Armen. Marc zog mich wieder zu sich nach oben.

"Wenn du nicht aufhörst, komme ich jetzt schon", flüsterte er verschämt.

"Na das will ich aber nicht!", erwiderte ich breit grinsend.

Zärtlich knutschend ließ ich mich neben Marc fallen. Seine Hände wanderten bis zu meiner Hose. Ich drückte mich leicht nach oben und Marc zog mir Shirt und Pulli gleichzeitig aus. 
Ich drückte mich fest an Marcs Körper. Dieses Gefühl war einfach unbeschreiblich für mich. 
Wir lagen natürlich nicht zum ersten Mal so da. Aber seine warme Haut an meiner zu spüren war einfach jedes Mal ein Erlebnis. Marc ließ seine Hand über meinen Rücken wandern. 
Ich rückte etwas ab und legte meine Hand auf seine Beule. Der Schwanz klopft bereits leicht. 
Zärtlich streichle ich leicht über seinen Zauberstab und steife ihm gleichzeitig seine Hose ab.
Sofort sprang mir seine Latte entgegen.

"Du trägst keine Unterwäsche?", fragte ich erstaunt. 

"Mache ich öfters so am Wachende", grinste Marc verschmitzt.

Was ich nicht gemerkt hatte, war das Marc schnell meine Hose geöffnet hatte. Mit einem tiefen Blick in die Augen drehte er mich wieder auf den Rücken.

"Entspann dich Schatz", hauchte er mir ins Ohr und küsste mich sanft auf den Hals.

Jeder seiner Küsse jagte mir einen Schauer durch den Körper. Auch mein Schwanz zuckte bereits unkontrolliert. Er küsste sich langsam über meine Brust und den Bauch zum Bund der Hose nach unten. Seine Zunge wanderte noch einmal an meinen Körper nach oben und wieder nach unten. Der Druck in meiner Hose war fast unerträglich geworden. Langsam zog mir Marc die Hose aus. In meiner Boxer war bereits ein großer feuchter Fleck zu sehen. 
Marc grinste breit, als meine Hose am Boden lag. Er streichelte sanft meine Oberschenkel nach oben. Wieder am Bund angekommen zog er mich nun komplett aus. Nackt und mit feuchter Latte lag ich nun vor ihm. Marc legte sich wieder auf mich. Unsere Schwänze berührten sich. Unter heißen Küssen, fingen wir an uns im Bett zu wälzen. Als Marc wieder unter mir lag löste ich mich von seinem Mund. Sanft fuhr ich mit meinem Finger über seinen Oberkörper. Meine Hand kreiste um Marcs Nabel. Ich küsste wieder seinen Haarstreifen. Langsam ging ich tiefer und küsste ihn im Schambereich. Am Schwanz angekommen sog ich seinen männlichen Duft ein. Ich streckte meine Zunge aus und fuhr über Marcs blanke Eichel.
Laut stöhnte dieser auf und wuschelte mit seinen Händen durch meine Haare. 

Sein Vorsaft schmeckte einfach gigantisch. Leicht salzig und herb. Ich lugte nach oben. Marc hatte die Augen geschlossen und lag völlig entspannt im Bett. Leicht wichsend stülpte ich nun meinen Mund über seinen Schwanz und begann vorsichtig zu blasen, was Marc mit weiterem Stöhnen und Schnaufen quittierte. Meine Zunge umspielte sein Vorhautbändchen.

"Oh Gott Georg, hör bitte auf ..."

Erschrocken ließ ich von seinem Bolzen ab und kroch nach oben. 

"Hab ich dir wehgetan?", fragte ich leicht geknickt. 

Marc umfasste meine Hüfte und zog mich nahe an sich ran: "Nein Schatz, aber ich hätte so nimmer lange gebraucht ...", während dieser Worte nahm Marcs Kopf eine leicht rote Färbung an. 

"Ich muss echt gut sein, das war schon das zweite Mal, das du kurz davor warst", grinste ich breit. 

"Hey!" 

Marc wusste genau das Ich kitzlig bin und nützte das nun schamlos aus. Nach drei Minuten des Bettelns ließ er endlich von mir ab. Wir küssten uns leidenschaftlich. 

"Fick mich Marc", hauchte ich ihm ins Ohr, bevor ich zärtlich hineinbiss ... 

Basti: 

Ich zuckte zusammen, als ich den Finger an meiner Schulter spürte. Langsam drehte ich mich um die eigene Achse. Meine Mutter stand vor mir und neben Ihr ein fremder Mann. 

„Sebastian -- schön dich zu sehen.“ 

Ich konnte nichts sagen, zu sehr überraschte es mich, sie hier zu sehen. 

„Hallo, Mum. Was, was machst du hier?“, brachte ich dann endlich stotternd hervor. 

„Das Gleiche wie du“, lächelte Sie und deutete auf meine Tüte. „Ach, darf ich dir Hugo vorstellen? Er ist -- naja, mein neuer Freund.“ 

Besagter Hugo streckte mir seine massige Hand entgegen. 

„Hallo, und du bist also Sebastian?“ 

Nun war ich komplett überfordert. Ein NEUER Freund? Etwas zögerlich nahm ich seine Hand entgegen und zwang mir ein Lächeln ab: „Hallo, ja der bin ich …“

„Schön dich mal kennenzulernen. Deine Mum hat viel über dich erzählt. Schlimm das mit deinem Vater --- damit du es gleich weißt, ich habe nichts gegen Schwule, ok?“

Ich nickte betreten. Irgendwie war mir das dann doch alles etwas zu viel. 


„Was ist mit Dad?“, fragte ich an meine Mum gewannt.

Sie atmete tief durch und sah mir in die Augen: „Wir haben uns ja getrennt --- meine Forderung war, das er dich so akzeptiert, wie du bist. Aber das konnte er nicht! Die Scheidung ist schon seit einigen Monaten durch --- und naja, vor drei Wochen hab ich dann Hugo kennengelernt!“, beide lächeln sich gegenseitig an und Hugo nahm die Hand meiner Mum.

„Warum hast du dich nie bei mir gemeldet? Ich hab mir wahnsinnige Sorgen gemacht …“, fragte sie vorwurfsvoll. 

„Ich, ich hatte so viel zu tun. Rico, meine Ausbildung, die Wohnung …“, antwortete ich vorsichtig. 

„Aha, und da hast du keine fünf Minuten für mich?“ 

Sollte ihr sagen, dass ich nicht mit Ihr reden wollte? Dass ich Ihr das, was passiert war, noch nicht ganz verziehen hatte? Nein! Stattdessen murmelte ich nur ein „Tschuldigung“ und ließ den Kopf hängen. 

„Wie geht es denn Rico?“, wechselte Sie nun das Thema.

„Danke, wieder ganz gut. Ähm, ich muss dann mal weiter …“, versuchte ich mich aus der Affäre zu stehlen. 

„Oh, ok …“, sie machte ein trauriges Gesicht, „aber warte noch kurz …“ 

Aus Ihrer Handtasche zog Sie ein Notizbuch hervor, riss eine Seite heraus und kritzelte etwas drauf. 

„Das hier ist meine neue Adresse. Wir haben das Haus verkauft --- bitte kommt uns beide Mal besuchen!“

„Beide? Rico also auch?“, fragte ich zweifelnd. 

„Ja, ich habe nichts dagegen, dass du schwul bist. Und ich möchte ihn gerne endlich mal näher kennenlernen --- und wir haben auch einiges zu besprechen, glaube ich.“ 

Ich dachte kurz nach. Aber so schlimm konnte es ja nicht werden. Vielleicht konnten wir uns so ja doch mal aussprechen. Und Hugo war ja auch ganz nett: „Ok, ok wir kommen --- wann passt es euch?“ 

„Wie wäre es nächsten Sonntag, so um 14 Uhr?“

„Ja – ok -- also ich muss dann mal, bis dann!“ 

Ohne eine Verabschiedung abzuwarten, drehte ich mich um und ging schnellen Schrittes zur S-Bahn. Auf halbem Weg blieb ich dann allerdings stehen. Zu aufgewühlt um sofort Heim zu fahren bog ich rechts ab. Nicht weit entfernt war ein kleiner Park. Dort ließ ich mich auf eine Bank fallen. Meine Gedanken rasten immer noch. Am besten ich behielt das treffen für mich. Einfach nicht hingehen. Sie kann schließlich meine Adresse nicht. Warum war meine Mum plötzlich so besorgt um mich. Früher hatte Sie auch nur Ihre Arbeit interessiert. Warum gerade jetzt. Jetzt wo ich das alles hinter mir lassen wollte …

„VERDAMMT!“, schrie ich und vergrub mein Gesicht in den Händen. Ihr flehendes Gesicht erschien wieder vor mir. Ich versuchte, gegen die aufsteigenden Tränen anzukämpfen. Warum tauchte sie jetzt auf? Die Erinnerung an damals an mein Outing kamen wieder teilweise hoch. Nur langsam schaffte ich es, mich wieder zu beruhigen. Nach ein paar tiefen Atemzügen hatte ich mich wieder unter Kontrolle. Mein Entschluss stand fest! Ich würde mit Rico zu Ihr gehen. Vielleicht konnte ich so mit dem allem abschließen …


Nach weiteren zehn Minuten machte ich mich auf den Rückweg. Während der Bahnfahrt lenkte ich mich etwas mit Musik ab. Er als ich vor unsere Wohnung stand nahm ich die Kopfhörer ab. Als ich aufsperren wollte, merkte ich das die Tür offen war. Vorsichtig spähte ich hinein. Aus dem Wohnzimmer war ein leises schluchzen zu hören …