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Mittwoch, 26. Dezember 2012

Willkommen auf Georg Boettcher Stories 18+



Herzlich willkommen auf meinem Autorenblog der, seit ich ihn am 21. Mai 2011 startete, stetig gewachsen ist und sein Aussehen verändert hat.
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Eigentor?!


Kurzbeschreibung:


Johannes Selders, Raphael Senner, Ergün Özil und Malte Gruber sind auf den ersten Blick vier ganz normale Jugendliche. Sie sind sechzehn Jahre alt, leben in einer friesischen Kleinstadt, gehen dort aufs Gymnasium und spielen schon lange zusammen Fußball im FSV. Wie eigentlich bei jedem anderen Jugendlichen auch, kommt irgendwann der Tag an dem sie sich zum ersten Mal verlieben. Doch genau hier weichen sie von der Norm ab, denn alle vier haben im Verlauf der Pubertät für sich festgestellt, dass sie schwul sind …


Kapitel 9 ist ab sofort online auf: Georg Boettcher Stories



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Halbblut 10

2


S
chweißgebadet fuhr Vinc aus dem Schlaf hoch. Am ganzen Körper zitternd erinnerte er sich der Bilder, die er im Traum gesehen hatte.

Er war in Inverness -- angekettet in einer mittelalterlichen Schmiede und musste tagein, tagaus, mit seinem Drachenfeuer die Eisen seines Herrn zum Glühen bringen, damit dieser sie mit Hammer und Amboss zu Schwertern und anderen schweren Waffen formen konnte.


Dass es sich um genau diesen Ort handeln musste, wusste er deshalb so genau, weil er kurz vorher noch stolz, gemeinsam mit anderen Drachen über den angrenzenden Wald fliegend hinwegflog, um im Loch Ness nach Fischen zu jagen. Wie aber konnte es sein, dass er in Gefangenschaft geraten war und wieso fand er sich plötzlich bei diesem Schmied wieder, der ihn noch nicht einmal gut behandelte? Alten stinkenden Fisch bekam er meistens zu fressen, und wenn er sich weigerte, Feuer zu spucken wurde er von dem Gesellen ausgepeitscht oder gebrandmarkt.


Dann war da plötzlich dieses Flammenmeer, von dem er eingeschlossen war, es roch ekelhaft nach verbranntem Fleisch -- Menschenfleisch, aber was war geschehen? Hatte der Drache sich gewehrt? Hatte er die Schmiede in Schutt und Asche gelegt? Vinc wusste es einfach nicht. Waren das wirklich seine Erinnerungen oder die eines seiner Vorfahren aus grauer Vorzeit?


*****

„VORSICHT REXOR --“, schrie Laurin und saß dann kerzengerade mit weit aufgerissenen Augen, an Schnappatmung leidend im Bett.

Orientierungslos blickte er sich um und sah zunächst nur Joe, der sich verschlafen die Augen rieb. Sein Blick wanderte auf die andere Seite zu Vinc, der ihn fragend anblickte. Erleichterung machte sich in ihm breit, er atmete entspannt auf, legte sich zurück aufs Kopfkissen und kuschelte sich wieder richtig ein.


„Was war denn mit dir gerade los?“, fragten Vinc und Joe wie aus einem Mund.


„Ich weiß auch nicht so genau, aber ich hatte gerade voll den verrückten Traum“, antwortete der Halbasiate leise und versuchte sich daran zu erinnern, was inan seinem Traum so erschreckt hatte, dass er davon wach wurde.


Obwohl es doch noch gar nicht so lange her war, erinnerte Laurin sich nur noch daran, wie er als Agribaal, zusammen mit Rexor und anderen Drachen über den Wald hinweggeflogen war und wie Rexor und er als erste in den Loch Ness eintauchten. Da war plötzlich wie aus dem Nichts dieses Fischernetz, auf das sein Freund direkt zu schwamm. Er wollte ihn noch warnen, als es sich auch schon so eng um den Körper des Wasserdrachen schloss, dass dieser keine Chance mehr hatte, sich daraus zu befreien. Wobei er nicht wusste, was weiter passierte, weil er da bereits aufgewacht war.


Jetzt erzählte Vinc seinen beiden Freunden, von was er geträumt hatte.


„Diese Waffenschmiede -- war die zufällig am vorderen Dorfrand?“, fragte Joe, der ebenfalls einen seltsamen Traum gehabt hatte.


„Kann schon sein“, antwortete der Achtzehnjährige seinem Freund, „warum fragst du?“


„Naja -- weil ich geträumt habe, dass ich der Sohn eines Waffenschmieds war, der hier unten in Inverness mit seine Familie lebte. Ich muss etwa acht Jahre alt gewesen sein und irgendwann bekamen wir einen Drachen, um den ich mich zu kümmern hatte, wenn die großen ihr Tagwerk verrichtet hatten. Also ich musste ihn des Abends mit Futter versorgen und seine Wunden pflegen, wenn mein Vater und der Geselle ihn mal wieder gar zu doll ausgepeitscht hatten. Wie traurig der mich immer aus seinen smaragdgrünen Augen angeblickt hat, das tat mir so weh in meinem kleinen Herzen. Irgendwann bin ich dann, als alle andern geschlafen haben, zu ihm hin, habe ihn von seinen Ketten befreit und wir sind dann zusammen runter zum Loch Ness gegangen, wo wir die halbe Nacht im See gebadet haben und er sich mit frischen Fischen den Bauch vollschlagen konnte. Das haben wir fortan jede Nacht gemacht, bis mein Vater mich einmal dabei erwischte, wie ich den Drachen gerade losmachen wollte. Da ist er zornig auf mich losgegangen und hat mich verprügelt, bis ich die Besinnung verlor.“


Nachdenklich geworden, sahen sich die drei Jugendlichen abwechselnd an. War es Zufall, dass sie im Grunde den gleichen Traum hatten, der sich nur in Abschnitten und der Perspektive unterschied. Oder waren es Erinnerungen aus einem früheren Leben, die sie jetzt Jahre nach ihrer Wiedergeburt, hier im schottischen Hochland, in Form von Träumen wieder einholten? Wenn dies wirklich so war, dann zeigten die Porträts an der Höhlendecke wirklich ihr früheres Selbst. Es könnte aber ja auch sein, das ‚ihre‘ Abbilder dort, Teil einer Prophezeiung waren. So viele Fragen, auf die es für den Augenblick keine schlüssige Antwort gab. Vielleicht würden die drei Jugendlichen bei ihrer Suche in der Höhle zumindest erste Antworten darauf finden können.

*****

„Verschwindet von hier --- ihr Ausgeburten der Hölle“, krächzte ein alter Mann auf Gällisch aus seinem Fenster und warf einen Blumentopf, der Laurin, Vinc und Joe nur knapp verfehlte und auf dem Straßenpflaster in 1000 Stücke zersprang.

Es heißt zwar in einem geflügelten Wort, ‚sag es durch die Blume‘, aber eine derartig feindselige Begrüßung hatten die Drei dann doch nicht erwartet, als sie die Burg gegen 10:30 Uhr und in bester Stimmung verlassen hatten. Als sie kurz darauf noch von weiteren Einwohnern, mit den wildesten Flüchen belegt wurden, die sich bekreuzigten und die Straßenseite wechselten, wussten sie überhaupt nicht mehr, was sie von der ganzen Sache halten sollten. Was hatten diese Leute nur? Wieso verstanden sie schottisches Gälisch, obwohl sie es bisher noch niemals vorher gehört oder gelernt hatten?

„Kommt hier rein --- schnell“, forderte sie ein etwa vierzigjähriger Mann auf Englisch zum Betreten seines kleinen Ladens auf, als sich ihnen eine kleine Gruppe randalierender Jugendlicher aus drei Richtungen näherte. Ohne länger zu überlegen folgten sie der Aufforderung und flüchteten sich in das Geschäft, wo der Inhaber die Tür sofort verriegelte, kaum dass sie durch waren.

„Die Menschen sind sehr abergläubisch und heute ist der sechshundertste Jahrestag des großen Feuers“, begann der Mann zu erklären, nachdem er seine etwas unfreiwilligen Besucher ins Hinterzimmer gebeten hatte.

„Das große Feuer?“, fragte die Jungs erstaunt.

„Genau hier, wo jetzt mein kleiner Laden steht, gab es bis vor sechshundert Jahren eine Waffenschmiede. Man erzählt sich, dass der Schmied sich einen Wasserdrachen gehalten haben soll. “

„Den er misshandelt hat richtig?“, warf Joe ein, dem wie Vinc und Laurin langsam ein Licht aufging.

Der Vierzigjährige, der sich den Jungs zwischenzeitlich als, Evan McGregors Neffe Rouven Depp vorgestellt hatte, nickte nur und bat die Drei ihm in seine Privatwohnung zu folgen, wo sie wenig später in dessen Bibliothek ihre Unterhaltung fortsetzten.

*****

„Ich habe da etwas, dass ihr euch einmal ansehen solltet“, erklärte er und zog ein altes, in Leder gebundenes Buch aus einem der Regale.

Das Besondere an diesem Buch war, dass es keines jener, seit der Erfindung der Buchdruckkunst verbreiteten war, sondern es bestand aus in Größe und Material unterschiedlichen Seiten, die einzeln mit dem Einband vernäht worden waren. Handgeschrieben und mit detailreichen Zeichnungen versehen -- war es ein Zeugnis längst vergangener Tage. Eine uralte Chronik des Gebietes um Inverness, von der Besiedlung des Drachenlandes durch die Menschen, bis hinein in die Zeit jenes Ereignisses, welches als das große Feuer in die Geschichte einging.

Ungläubig starrten sie auf eine Zeichnung, die Depp herausgesucht hatte. Eine Zeichnung, auf der deutlich die Gesichter von Vinc und Laurin wiederzuerkennen waren. Und darunter standen in kindlich ungelenker Handschrift die Namen Rexor und Laurin.

„Diese Zeichnung stammt von Joseph Weasley, dem jüngsten Sohn des Waffenschmieds, er wurde von Connor McGregor in Pflege genommen, nachdem Rexor und Agribaal ihn aus den Flammen gerettet und zur Burg gebracht hatten“, erklärte James, „das geht aus alten Aufzeichnungen hervor, die sich im alten Teil der Bibliothek von McGregor Manor befinden.“

„Das erklärt zumindest, warum sich die Handschrift auf den letzten Seiten deutlich von den anderen unterscheidet“, sinnierte Joe, der aufgrund der Deckenmalerei in der Höhle vermutete, der wiedergeborene Weasley zu sein. „Aber wieso hast du diesen Teil der Chronik, obwohl sich wie du sagst, weitere in der Bibliothek von Mc Gregor Manor befinden?“

Die Beantwortung dieser Frage interessierte auch Vinc und Laurin, woraufhin Depp erklärte, dass er vor ein paar Tagen geträumt hatte, wo er diesen verschwundenen Band finden könne und daraufhin in der Nähe einer verschütteten Höhle oben im Wald gegraben habe.

*****

„Was habt ihr jetzt vor?“, fragte Rouven, nachdem die drei Jugendlichen ihm von Joes Entdeckung und ihren Träumen in der vergangenen Nacht berichtet hatten.

„Wir wollen heute gemeinsam in diese Höhle tauchen und versuchen hinter ihr Geheimnis zu kommen“, antwortete Laurin.

„Ich würde euch gerne dabei begleiten, ihr müsst wissen ich bin leidenschaftlicher Sporttaucher. Komisch -- das mir dieser Unterwassertunnel, den Joe beschrieben hat, bei meinen früheren Tauchgängen im Loch Ness niemals aufgefallen ist.“

„Er ist auch auf den ersten Blick nicht zu erkennen“, gab Joe zu bedenken.

„Nehmt ihr mich bitte mit?“, fragte der Vierzigjährige, der darin eine Chance sah, sich endgültig mit seinem Paten auszusöhnen.

Hierzu muss man wissen, dass Rouven Depp bei seinem Onkel aufgewachsen war. Evan sah in dem jungen Mann seinen legitimen Nachfolger als Drachenhüter, doch James wollte etwas anderes machen und darüber kam es zu einem Streit, worauf der damals 21jährige McGregor Manor verließ und sich in Inverness mit dem Laden eine eigene Existenz aufbaute. Zwar näherte man sich im Laufe der Jahre wieder an, aber es war zwischen ihnen nie wieder ganz so geworden, wie vor dem Streit.

„Wisst ihr -- ich habe viel nachgedacht in der letzten Zeit, mein Onkel ist nicht mehr der Jüngste und warum soll ich ihm seinen Herzenswunsch nicht doch erfüllen und sein Nachfolger als Drachenhüter werden.“

Die Vier verstanden sich mit jeder Minute besser und für Laurin, Vinc und Joe stand längst fest, dass sie ihn mitnehmen würden, besonders auch gerade deshalb, weil der Sporttaucher alles hatte, was sie für ihre kleine Exkursion zusätzlich benötigten. Und wenn sie ihm dabei helfen konnten, den Familienfrieden endgültig wieder herzustellen so war es ihnen doppelt Recht.

„Wir nehmen dich mit Rouven.“

*****

„Oh, wir haben Besuch?“, fragte eine etwa 37jährige blonde Frau, die soeben mit einem etwa zweijährigen Kind auf dem Arm ins Zimmer trat.

„Ja, Liebling. Das sind Laurin, Vinc und Joe, sie sind zur Zeit auf McGregor Manor zu Gast“, stellte er seine Frau die jugendlichen Besucher vor.

„Angenehm und ich bin Linda und dass hier ist unser Sohn Evan“, stellte die junge Frau mit den blauen Augen sich lächelnd vor, nachdem sie ihren Mann geküsst und ihm den Kleinen aufs Auge gedrückt hatte.

„Hat mein Mann euch schon etwas zu trinken angeboten?“

Nachdem die drei Jugendlichen, dieses verneinten, bot sich die Frau des Hauses sofort an, dieses nachzuholen, frischen Tee zu brühen und eine Kleinigkeit zum Essen zu machen. Ein Angebot, welches Vinc, Joe und Laurin nicht ausschlagen wollten, zumal es ja noch einige Stunden dauern würde, bis sie zum Loch Ness aufbrechen würden.

Wenig später beim gemeinsamen Essen stellte sich heraus, das Linda bis zur Geburt ihres Sohnes, in der medizinisch/wissenschaftlichenForschungsabteilung auf McGregor Manor gearbeitet hatte und später auch wieder zurückkehren würde.

„Ihr braucht wirklich keine Angst vor dem zu haben, was euch nächste Woche erwartet. Wir sind ein richtig gutes und freundliches Team, es geht wirklich lediglich darum, eure künftige medizinische Betreuung bestmöglich gewährleisten zu können. Dafür sind halt einige Tests nötig“, versicherte ihnen die Wissenschaftlerin, die am Vormittag kurz bei ihren Kolleginnen und Kollegen vorbeigeschaut hatte, um wenigstens so, während der Babypause auf dem Laufenden zu bleiben.

„Danke Linda -- jetzt bin ich beruhigt“, gestand Vinc, weil er sich, wie er kurz erklärte, schon als eine Art Versuchskaninchen gesehen hatte.

Linda wusste nur zu gut, dass es in gar nicht allzuferner Vergangenheit Ärzte gab, die Halbdrachen wirklich als Versuchskaninchen angesehen und diese entsprechend ‚be-/misshandelt‘ hatten. In einigen Konzentrationslagern der Nationalsozialisten und selbst später noch in der ehemaligen DDR und anderen Ländern wurde geheim eine Art Rassenforschung betrieben, bei der diese Ärzte nicht davor zurückschreckten, selbst an lebenden ‚Objekten‘, Versuchsreihen durchzuführen, die jeder normale Human- oder Veterinärmediziner aus Gewissensgründen abgelehnt hätte.

Gerade deshalb, weil es auch jetzt noch an einigen Kliniken Ärzte gab, die nur auf eine solche Gelegenheit warteten, war die Arbeit, welche auf McGregor Manor geleistet wurde, von so enormer Wichtigkeit auch zur Arterhaltung der Halbdrachen.

Halbblut 9

Das Geheimnis von Loch Ness
1


Die Nachmittagssonne schien über Inverness und ein wolkenloser Himmel spiegelte sich auf der Wasseroberfläche des Loch Ness, als der von Herschel Grünspan gelenkte Rolls Royce langsam die Auffahrt von McGregor Manor entlangfuhr. Vinc, Joe und Laurin hatten die gesamte Fahrt zum altehrwürdigen Landsitz der McGregors mehr oder weniger verschlafen und wachten erst auf, als das Fahrzeug vor dem Haupteingang zum Stehen kam.

Die vor mehr als fünfhundert Jahren auf einem Hügel, als Stammsitz der McGregors errichtete Burg, war vor 25 Jahren noch einmal, großzügig von innen modernisiert worden und beherbergte seitdem in den ehemaligen Kerkerräumen, die weltweit einzige medizinische Abteilung, zur Erforschung, von Drachenkrankheiten und der Besonderheiten ihrer Anatomie. Seitdem wurden und werden dort junge Ärzte auf ihre spätere Aufgabe, der medizinischen Betreuung, ihrer besonderen Patienten vorbereitet und ausgebildet.


*****

„Willkommen auf McGregor Manor. Ihr dürft euch während der nächsten drei Wochen hier frei bewegen. Gleichzeitig werden hier aber auch einige Untersuchungen durchgeführt, um später im Internat eure optimale medizinische Betreuung gewährleisten zu können.“

„Muss das unbedingt sein?“, fragte Vinc, der in seinem Leben bisher noch niemals krank gewesen war.


„Es tut mir leid Rexor, aber ihr werdet diese Untersuchungen, wohl oder übel, über euch ergehen lassen müssen“, antwortete Grünspan ungerührt.

McGregor hatte diese Reaktion des Jungdrachen vorausgeahnt und Herschel Grünspan entsprechend instruiert. Sicher -- die wenigsten Drachen ließen gerne Untersuchungen über sich ergehen, wenn sie nicht krank waren. Aber in Rexors speziellem Fall lag die Sache noch mal ein wenig anders, er war ein Mischling und das er auch in der Gestalt als Drache noch in der Lage war zu sprechen, war ein Indiz dafür, dass es eventuell noch weitere Unterschiede gab, die es zu finden galt um eine optimale medizinische Betreuung, gewährleisten zu können.

„Wenn es Euch beruhigt -- wir werden erst in der kommenden Woche mit den Untersuchungen beginnen und selbstverständlich werden auch Euer Freund Joe und Agribaal, gründlich durchgecheckt werden“, erklärte McGregors engster Vertauter versöhnlich, während er die drei Gäste, persönlich durch die Gemäuer führte.


*****

„Oh man, ich hätte wissen müssen, dass an der ganzen Sache ein Haken ist“, sagte Vinc erregt, als sie sich später in ihren zugewiesenen zwei Gemächern häuslich eingerichtet hatten.

„Och so schlimm finde ich das gar nicht“, erwiderte Laurin kichernd, als er ins Zimmer trat, „sieh es mal positiv Großer, sie wollen eben sicher gehen, dass du gesund bist und es auch bleibst.“


Dieses Argument war natürlich nicht von der Hand zu weisen. Sicher er war bisher noch nie krank gewesen, wenn man mal von dem gefürchteten ‚Stangenfieber‘ absah, welches ihn seit der Pubertät regelmäßig heimsuchte. Aber dies stand ja nun einmal nicht auf der Liste der Weltgesundheitsorganisation und zählte somit auch nicht. Außerdem wollte er jetzt auch nicht weiter darüber nachdenken, vielmehr verspürte er den unbändigen Drang Rexor aus sich heraus zu lassen und ein ausgiebiges Bad im Loch Ness zu nehmen.

„Was haltet ihr von der Idee, heute Abend baden zu gehen?“

„Du meinst im Loch Ness?“, wollte Laurin wissen, der sich daran erinnerte, wie er sich mit Vic und Joe unter der Dusche gefühlt hatte.

Dieses Gefühl als würde ihm seine Haut weggeätzt, bereitete ihm im Nachhinein doch ein wenig Sorge. Schließlich war er ein Wasserdrache und als solcher sollte ihm das nasse Element eigentlich keine Probleme bereiten.

„Logisch was dachtest du denn -- im Burggraben?“

„Ne natürlich nicht Vinc! Es ist nur weil -- weil ich gestern unter der Dusche kurz das Gefühl hatte, mir würde das Wasser die Haut wegätzen und --“

„Moment mal“, stoppte der Achtzehnjährige den Redefluss des Freundes, „hast du mir nicht irgendwann mal erzählt, dass du, als du zwei Jahre alt warst, einmal von einem Kindermädchen zu heiß gebadet wurdest?“, erinnerte sich Vinc plötzlich.

„Jedenfalls haben meine Eltern mir so was mal erwähnt“, relativierte der Neunzehnjährige ruhig,
woraufhin nachdenkliche Stille eintrat.

„Dann könnte das auch eine normale Abwehrreaktion deines Köpers gewesen sein. Lass das mal checken, nächste Woche“, warf Joe Minuten später ein.

Dies leuchtete Laurin ein -- er wollte es auf jeden Fall bei der Untersuchung zur Sprache bringen .


*****

Von ihrem Plan mit dem gemeinsamen Bad im Loch Ness mussten die drei Jugendlichen allerdings zunächst abrücken, weil auf und um den See herum um diese Tageszeit soviel Betrieb herrschte, dass es mit Sicherheit zu Stress mit den Ureinwohnern geführt hätte, wenn sie sich dort in ihren Adamskostümen gezeigt hätten.

Inverness hatte zwar Stadtrechte, aber im Punkte Scham schien die Zeit hier stehen geblieben zu sein. Wenn man den Schotten im Volksmund auch Geiz vorwarf, so zeigten sie sich allerdings wenn es um Badekleidung ging von einer besonders großzügigen Seite. Es gab wirklich niemanden, der nicht wenigstens die edelsten Körperteile in Badeanzügen oder Badehosen versteckte.


Darum zogen sie es vor, bis zum für 20 Uhr angekündigten Nachtmahl, auf der Burg zu bleiben, sich in dem wunderschön angelegten Park in die Sonne zu legen und zu chillen.


*****

Vinc, Joe und Laurin fühlten sich von einem Augenblick zum nächsten ins tiefste Mittelalter versetzt, als sie in den alten von Kienspänen in den Wänden beleuchteten Rittersaal traten, wo für sie eine Tafel eingedeckt war, an der in früheren Zeiten locker vierzig oder mehr Personen beim Festgelage saßen oder Schlachtpläne schmiedeten.

„Wenn ich das vorher gewusst hätte, dann hätte ich mich doch als Burgfräulein verkleidet“, scherzte Laurin kichernd, bevor sich die Jugendlichen an ihre Plätze setzten, die ihnen von Herschel Grünspan zugewiesen wurden.


„Dann hättet Ihr mit Verlaub gesagt, mit Zitronen gehandelt, Agribaal. Es war dem Weibervolk in der Burg untersagt, bei den Männern zu essen. Sie durften nur zu anderen Lustbarkeiten unter der Tafel oder bei den Männern auf dem Schoße weilen, falls Ihr versteht was ich damit meine“, klärte der Bedienstete, den Jugendlichen lächelnd auf.


Damit, dass er Laurin damit eine gayle Steilvorlage geben würde, hatte Herschel im Leben nicht gerechnet.

„Uhjau, Sex bei Tisch wie geil is‘ das denn. Morgen Abend bekommt ihr mich zum Dinner Jungs!“, kündigte Laurin schmunzelnd an und griff den links und rechts neben ihm sitzenden Freunden genüsslich in den Schritt.

„Auf meine Gesellschaft müsst Ihr dann allerdings verzichten!“

Der 49jährige rollte mit den Augen, als er dies sagte, und versuchte krampfhaft das Thema zu wechseln, was schließlich auch gelang, weil du Jungs
natürlich mitbekamen, dass es dem jüdischen Angestellten McGregors unangenehm war, wie offen sie mit ihrer sexuellen Orientierung umgingen.

„Spricht irgendetwas dagegen, wenn wir heute noch ein paar Stunden im Loch Ness baden?“, fragte Vinc der sein zweites Ich unbedingt heute noch ein wenig rauslassen wollte.

„Nein -- allerdings möchte ich Euch und Agribaal dann darum bitten wenigstens diese mit GPS und medizinischen Überwachungssensoren ausgestatteten Muschelketten zu tragen, damit wir immer wissen, wo Ihr gerade seid und schnell Hilfe schicken können, falls es zu einem Unfall kommt“, bat Grünspan und übergab den Jugendlichen die recht modisch aussehenden flexiblen Halsgeschmeide, die eigentlich nicht anders aussahen, wie jene Modeschmuckketten, die man auch bei fliegenden Händlern zum Beispiel auf Jahrmärkten bekam.

„Big Brother lässt grüßen oder wie -- und das nennt sich dann Urlaub!?“, knatterte Vinc.

So hatte er sich seinen Aufenthalt auf der Insel zumindest nicht vorgestellt. Andererseits musste er sich aber eingestehen, dass er dieses Gefühl des Besorgtseins um seine Person auch ein wenig genoss und das fühlte sich für ihn wiederum gut an.

„Und für Sie Joe habe ich das modifizierte Model eines Schweizer Markenuhrenherstellers, welches zusätzlich mit einer 50 Gigapixelkamera, mit 64 GB Speicherplatz und Bluetooth ausgestattet wurde, um die Aufnahmen drahtlos auf einen PC übertragen zu können.“

„Cool, da würde sogar James Bond neidisch werden“, kicherte Laurin, der mit seiner Kette noch niedlicher aussah.


*****

Mittlerweile war es 21 Uhr geworden, als die drei Jugendlichen nur mit Handtüchern um die Lenden zum See runterrannten, an dem es deutlich ruhiger geworden war, als es noch vor wenigen Stunden der Fall gewesen war. Sicher hier und da gab es noch vereinzelte Pärchen, aber die bekamen nicht einmal mit wie Vinc, Joe und Laurin ihre Handtücher ablegten um ihren Kronjuwelen frische Abendluft zu gönnen.

Der zwei Meter große Teenager fühlte bereits wieder dieses angenehme Kribbeln, welches sich von der Haut, in den gesamten Körper ausbreitend, seine Verwandlung in Rexor den Wasserdrachen ankündigte. Doch dies musste noch ein wenig warten, weil Herschel Grünspan ihn eindringlich bat, sich möglichst unter Wasser zu verwandeln. So würde selbst, wenn er zufällig beobachtet würde, höchstens wieder mal eine Meldung die Runde machen, dass Nessi wieder im Loch Ness, ihre Runden zog.

„Also ich weiß ja nicht, was ihr vorhabt Jungs -- aber ich will jetzt ins Wasser“, kündigte Laurin kichernd an und sprang wenig später in die Fluten.

Der Halbasiate liebte es schon als ganz kleines Kind besonders, wenn er in irgendeinem See oder im Meer baden durfte. Lediglich diese Schwimmbäder mit ihrem chlorhaltigen Wasser waren nicht wirklich seins. Dieses blöde jucken auf seiner Haut, was ihn dort immer befiel, sobald er länger als zehn Minuten im Becken war, nahm ihm den ganzen Spaß. Da bot der, mit seiner 56,4 km² großen Wasserfläche zweitgrößte See Schottlands, natürlich eine ganz andere Qualität. Laurin mochte es sofort, wie sich das saubere Wasser auf seiner Haut anfühlte und noch mehr, plötzlich fühlte er ein unbekanntes, aber doch angenehmes Kribbeln auf seiner Haut, das sich rasenschnell in seinem gesamten Körper ausbreitete. Er tauchte unter und es fühlte sich für ihn an, als würde sich seine Haut vom Kopf bis zu den Zehen in einen Schuppenpanzer verwandeln.

‚Das träum ich doch alles nur‘, dachte er, neigte seinen Kopf seitwärts nach links und rechts und erblickte dort, wo eben noch seine Arme saßen lederartige Flügel, die sich eng an seinen Körper schlossen, um noch schneller durchs Wasser tauchen zu können.


Irgendwie konnte er es immer noch nicht glauben, dass Agribaal der Wasserdrache an die Oberfläche gedrungen war. Sicher er sah sein grünes Schuppenkleid funkeln, aber das konnte wirklich nur ein Traum sein. Erst als Rexor und Joe links und rechts, neben ihm schwammen und ihm signalisierten das alles in Ordnung ist, begriff er langsam dass es eben keine Sinnestäuschung -- sondern die Realität war.


*****

„Herzlichen Glückwunsch Agribaal“, sagte Vinc und umarmte den kleineren Freund herzlich, als sie zwei Stunden später wieder aus dem See an Land stiegen.

„Danke sehr, aber nenn mich bitte weiter Laurin“, antwortete dieser, „aber sag mal, weißt du -- warum Joe unbedingt noch weiter im See bleiben wollte?“

Sicher wusste er den Grund, zwischen Rexor und Joe bestand auch eine geistige Verbindung. Der farbige Wassermann hatte in unmittelbarer Nähe zur Burg eine versteckte Öffnung entdeckt, die er zunächst für ein altes Abwassersystem gehalten hatte. Aber was hätte dann der Burggraben für einen Sinn gehabt? Jedenfalls war dadurch Joes Forscherdrang geweckt worden und er wollte diese Öffnung genauer untersuchen, bevor er zwei weitere Stunden später aufgeregt zu Vinc und Laurin an Land zurückkehrte.

Zwischenzeitlich war es 1 Uhr geworden und der Mond stand hoch über dem Loch Ness, als der Achtzehnjährige aus dem Wasser stieg und den beiden Freunden entgegenlief, die gerade los wollten, um nach ihm zu suchen.

„Das ist echt krass Jungs -- ihr werdet mir nicht glauben, auf was ich gestoßen bin.“



*****

Joe war in die über Jahrhunderte von Algen dicht bewachsene Öffnung getaucht, welche sich einem Tunnel ähnlich, über Jahrtausende durch den Fels gebohrt haben musste und ihm im Durchmesser groß genug schien, um selbst zwei Wasserdrachen nebeneinander, dass problemlose durchschwimmen und wenden zu ermöglichen. Die Felswände waren durch die Kraft des Wassers so glatt geschliffen worden, dass man sich höchstens verletzen konnte, wenn man mit voller Wucht dagegen prallte. Doch dafür funktionierten seine Augen selbst in der absoluten Finsternis noch zu gut.

Er war etwa zwei Kilometer getaucht, als der Tunnel eine Biegung nach rechts beschrieb, sich somit von der Burg entfernte und wenn ihn sein Orientierungssinn nicht völlig täuschte, in Richtung des Waldes verlief, welcher von zwei Seiten an McGregor Manor angrenzte.

Joe überlegte kurz, ob er weitertauchen oder doch besser umkehren sollte, doch dann siegte schlussendlich seine Neugier und er setzte seinen Weg fort. Weitere vier Kilometer später bemerkte er einen schwachen Lichtstrahl über sich.
Diesem folgend befand sich Joe wenig später oberhalb des Wasserspiegels mitten in einer Höhle, in welche seitlich durch eine Öffnung der Mond sein fahles Licht hineinwarf.


*****

„Boah ich sag euch, das war irgendwie unheimlich -- mit den ganzen Spinnweben die überall rumhingen. Hoffentlich sind die Bilder was geworden, die ich von der Höhlendecke gemacht hab.“

„Du und deine Spinnenphobie Schatz -- ich erinnere mich nur zu gut an das winzige achtbeinige Wesen, dass sich im Mai auf unsere Bettdecke verirrt hatte. Du wolltest nicht eher wieder zu mir unter die Decke kriechen, bis ich sie vor deinen Augen beseitigt hatte“, neckte Vinc seinen Freund schmunzelnd, indem er den hektischen Tanz nachahmte, den Joe damals von spitzen Schreien begleitet aufgeführt hatte.


„Ihr seid echt zu niedlich. Soviel Spaß wie mit euch hatte ich schon lange nicht mehr. Ich wäre dann übrigens jetzt soweit“, stellte Laurin kichernd fest, nachdem er auf seinem Netbook einen Ordner angelegt hatte und die Bilder via Bluetooth dorthin übertragen hatte.

Es dauerte eine Weile sich durch die einzelnen Aufnahmen zu zappen, von denen die ersten Laurins Verwandlung in Agribaal zeigten, weil der Halbasiate sich einfach nicht von ihnen losreißen konnte. Doch nachdem Joe ihn etwas drängte, weil das böse Ührchen mittlerweile 3:30 Uhr anzeigte. Ließ er sich doch erweichen, nachdem er die schönste Aufnahme die ihn als Wasserdrache zeigte, als Desktophintergrund eingestellt hatte.

„Könntest du bei dieser Aufnahme den Ausschnitt, Helligkeit und Kontrast etwas nachregeln?“ fragte der 1,92 Meter große Jugendliche, als sie bei der Deckenmalerei angekommen waren.

„Nichts leichter als das“, antwortete Laurin.

Mit flinken Fingern öffnete er seinen Fotoshop, zog das Bild dort hinein, nahm die gewünschten Veränderungen vor und im nächsten Moment klebten ihre ungläubigen Blicke gebannt auf dem Bildschirm des kleinen Computers.

„Das gibt’s doch nicht“, murmelte Vinc in seinen frisch abrasierten Drei Tage Bart.

„Als hätten wir ‘nem Da Vinci Schüler Modell gesessen“, brabbelte Laurin nicht minder erstaunt vor sich hin.

Joe war die ganze Zeit über seltsam still, obwohl auch ihm die ganze Sache mehr als seltsam vorkam. Wie war so etwas nur möglich, die Höhle war vorsichtig geschätzt seit mindestens 800 Jahren von keinem Menschen oder Drachen mehr betreten worden und doch hatten die drei abgebildeten Wesen, von denen zwei, halb als Menschen und halb Drachen dargestellt waren, mehr als nur eine geringe Ähnlichkeit mit seinen beiden Freunden und ihm.

Auch schien ihm das an einen steinernen Altar erinnernde Gebilde, welches er auf der rechten Seite, gegenüber der an ein Fenster erinnernden Öffnung gesehen hatte, einer älteren als der christlichen Religion, als Gebets- und Opferstätte gedient zu haben. Waren es Menschen oder Drachen, die diese Höhle, als eine Art Tempel genutzt hatten? Er hatte in der kurzen Zeit keine Hinweise darauf finden können, dass es noch einen weiteren Zugang gab, einen Eingang der eben über Wasser lag.


*****

„Joe?“, riss Vinc seinen Freund nach einer gefühlten Ewigkeit aus seinen Gedanken.

„Hmmm?“

„Was denkst du -- sollten wir drei uns das noch einmal genauer Ansehen?“

Vinc spürte einen unbändigen Drang in sich, er musste zumindest versuchen hinter das Geheimnis der Höhle und dieser Deckenmalerei kommen.

„Also ich bin auf jeden Fall dabei“, reagierte Laurin spontan.

Auch Joe sagte nach wiederholtem Nachfragen zu. Somit waren sich die Drei schnell darüber einig, dass sie am nächsten Nachmittag zu dieser Höhle tauchen wollten, um sie einer genaueren Untersuchung zu unterziehen. Doch vorher wollten sie den Vormittag dazu nutzen, nach Inverness runterzugehen, um dort einige Dinge zu organisieren, die ihnen eventuell bei ihrer Exkursion von nutzen sein könnten.

„Dann sollten wir jetzt aber dringend eine Mütze voll Schlaf nehmen“, schlug Laurin gähnend vor, „das wird morgen ein langer Tag.“

Dem stimmten die beiden Achtzehnjährigen ohne Widerworte zu und lagen wenig später zu dritt im Bett des neunzehnjährigen Halbasiaten, wo sie sofort in tiefen Schlaf fielen.

Halbblut 8

3


L
aurin war einfach nur glücklich, hier und heute hatte sich vor wenigen Minuten einer seiner feuchtesten Träume erfüllt und dass auch noch mit einem Boy, der früher seine heimliche Wichsfantasie gewesen ist. Es war toll, richtig toll. Er hatte zwei gigantische Puller gleichzeitig ausgesaugt und das hatte ihn so irre geil gemacht, dass er sogar zweimal innerhalb weniger Minuten gekommen war, ohne sich überhaupt angefasst zu haben. Doch gleichzeitig plagte ihn jetzt auch das Gewissen, weil er das Gefühl hatte, Vinc und Joe ausgenutzt und sie als Lustobjekte missbraucht zu haben.

Je länger er darüber nachdachte --- desto klarer schien es ihm zu sein. Sie hatten nur mitgemacht, um ihn nicht zu enttäuschen. Warum sollten auch ausgerechnet diese beiden Dreamboys ernsthaft etwas mit ihm zu tun haben wollen. Mit ihm dem Winzling -- der mit seinen neunzehn Jahren kleiner war als ein durchschnittlicher Zwölfjähriger.


„Ich geh dann mal Jungs“, nuschelte Laurin mit Tränen in den Augen und wollte gerade schon aufstehen, als er von Joe und Vinc zurückgehalten wurde.


„Hey, was ist denn los -- isses, weil wir dich nicht verwöhnt haben?“


Vinc hatte Angst seinen alten Freund Laurin enttäuscht zu haben, weil er so egoistisch war, dass was der kleine Halbasiate bei ihm und Joe gemacht hatte, unerwidert zu lassen. Laurin schüttelte mechanisch den Kopf und senkte seinen Blick zum Boden. Verdammt! Jetzt lief ihm auch noch, wie einem Kleinkind, Rotz aus der Nase. Hätten sie ihn nicht einfach gehen lassen können? Warum hatte er auf einmal diesen beklemmenden Druck in seiner Brust, der sich rasend schnell verstärkte, dass Laurin das Gefühl hatte, er würde von innen heraus zerquetscht zu werden, sodass er sich vor Schmerzen krümmte und warum fühlte es sich für ihn so an, als wolle das Wasser ihm die Haut wegätzen?


*****

Vinc hatte in dieser Situation instinktiv das einzig Richtige getan -- er hatte Joe gebeten, das Wasser abzudrehen und ihn mit Laurin allein zu lassen. Irgendwie hatte er das Gefühl, hier würde etwas passieren, das nur einem vertrauten Artgenossen oder dem Mentor des Drachen vorbehalten war. Vinc spürte wieder dieses vertraute Kribbeln in sich, dass er in letzter Zeit immer dann fühlte, wenn sich Rexor in ihm meldete.


Was Laurin/Agribaal noch nicht wusste, war -- dass er jetzt mitten in der Drachenpubertät steckte. Dies war die Zeit im Leben der noch nicht erwachten Drachen, in welcher sich die Tränendrüsen veränderten und von der normalen Tränenproduktion auf Drachentränen umstellten. Die meisten Dracheneltern schämen sich über solch ‚intime‘ Details mit ihrem Nachwuchs zu reden, ähnlich wie es auch im 21. Jahrhundert noch Menscheneltern gab, welche mit ihrem pubertierenden Nachwuchs nicht über die körperlichen Veränderungen reden mochten, die zum sexuellen Erwachen dazugehörten.


Laurin/Agribaal versuchte seinem alten Freund Vinc/Rexor in die Augen zu sehen -- konnte es aber nicht, weil sich seine Tränen, statt wie bisher abzufließen, auf den Netzhäuten sammelte und ihm dadurch die Sicht erschwerten. Außerdem wurde der Druck in seiner Brust von Sekunde zu Sekunde immer unerträglicher, was ihm das freie Atmen zusehends erschwerte. ‚Hilf mir bitte Rexor‘, schienen seine Blicke zu flehen.


„Es wird alles gut Agribaal, lass es einfach raus.“


Was sollte er rauslassen? Agribaal wusste es nicht. Mit aller Kraft versuchte er sich jetzt aufzurichten, er ballte seine Hände zu Fäusten und schrie so laut, dass die Plexiglasscheiben der Duschkabine erzitterten.


„Ja Agribaal so ist es gut, noch einmal“, ermutigte Rexor ihn erneut.

Agribaal tat wie ihm geheißen und dann fühlte er, wie sich der Druck in seiner Brust löste und er wieder frei atmen konnte. Gleichzeitig lösten sich auch die Tränenseen von der Netzhaut ab und landeten, zu Kristallen erstarrt, genau zuwischen seinen Beinen, auf dem Boden der Duschkabine. Laurin/Agribaal blickte erstaunt an sich runter.


„Was ist das?“, fragte er mit Herzklopfen.


Er hatte eine Vermutung, war sich aber nicht sicher.


„Drachentränen -- echte Drachentränen“, antwortete Rexor und zog sich wieder in sich zurück.


„Cool -- das heißt ja“, begann Laurin und zeigte endlich wieder dieses alle bezaubernde Lächeln, welches Vinc so lange vermisst hatte.


„Ja das heißt es. Du bist jetzt auf dem besten Weg ein richtiger Drache zu werden“, antwortete Vinc lächelnd und gab dem stolzen Neunzehnjährigen einen Kuss auf dessen Stirn.


*****

„Alles wieder in Ordnung?“, fragte Joe, als die beiden wenig später ins Zimmer traten.


„Besser als das“, antwortete Laurin mit stolz geschwollener Brust,
„guck mal, was ich hier hab“, sprach er weiter und präsentierte Joe die wunderschönen, beinahe faustgroßen Kristalle.


„Cool Drachentränen. Dann bist du ja ab jetzt eine richtig gute Partie.“


„Joah, das bin ich dann wohl“, sagte er kichernd, „aber viel wichtiger ist doch, dass dies heute ein ganz besonderes Schlüpftagsfest für mich werden wird.“


Im Leben eines Jungdrachen gab es nur drei wirklich wichtige Schlüpftage. Der Erste war der, an dem er aus seinem Ei schlüpfte, der Zweite war dann schon der, an dem er seine ersten Drachentränen weinte und der Dritte und letzte, war der seines Erwachens.


Sicher auch der achtzehnte Schlüpftag wurde von der jüngeren Drachengeneration, wie bei den Menschen, größer gefeiert. Aber den höchsten Stellenwert hatte eben jener, der mit den ersten Drachentränen einherging, weil Agribaal jetzt offiziell, als vollwertiges Mitglied der Drachengesellschaft eingeführt und aufgenommen werden musste und dies, obwohl sein Körper noch nicht vollständig war.


„Ich muss ganz schnell zu Onkel Flaminio, ich hab eine tolle Idee für nachher“, plapperte er aufgeregt kichernd, zog sich in Windeseile an, eilte aus dem Zimmer nach unten und ließ zwei völlig ahnungslose Freunde zurück.


*****

Erst jetzt wo sie alleine waren, kam die Erinnerung an den Vormittag in Vinc wieder hoch und er fasste den Entschluss, dass er diese Sache nicht einfach auf sich beruhen lassen würde. Wer konnte schon wissen, was sein Adoptivvater sich als Nächstes würde einfallen lassen würde. Er musste ihm ein für alle Mal klar und unmissverständlich klar machen, dass er so mit sich nicht umgehen ließ. Schlussendlich hatte er es ja nicht anders gewollt.


„Ich werde mich nachher mal von Evan beraten lassen, was er für Möglichkeiten sieht erfolgreich gegen den alten Vollhonk zu klagen“, erläuterte er Joe, während sie sich für den Abend anzogen.


„Ich denke auch, dass das wohl das Beste sein wird. Sonst tanzt er dir bei der nächsten Gelegenheit wieder auf der Nase herum“, bestärkte Joe seinen Freund in dessen Meinung und sagte ihm volle Unterstützung zu.


*****

„Wow, seht ihr verboten geil in den Sachen aus, aber wir müssen da noch eine winzige Kleinigkeit ändern.“


Laurin hatte dabei etwas beinahe Verwegenes in seiner Stimme.


„Und was?“, fragten die Achtzehnjährigen gleichzeitig.


„Zieht bitte die Glanzlederwesten und Seidenhemden, noch einmal aus“, bat er geheimnisvoll lächelnd.


„Und dann?“


„Also wenn Synchronsprechen olympisch wird, müsst ihr euch unbedingt dafür anmelden“, scherzte der Neunzehnjährige und zauberte aus seine Hosentasche eine Flasche Bodyöl hervor.


„Reibt euch damit eure Oberkörper und Arme ein, bis sie richtig schön glänzen“, bat Laurin und warf Vinc die Flasche zu, der sie locker mit einer Hand auffing.


Während der folgenden Minuten erklärte der Halbasiate den Freunden, was er in der Zwischenzeit mit seinem Onkel abgesprochen hatte. Demnach würden sie in einem Nebenraum warten, bis die für den Abend engagierte Band, ‚Wind of Change‘, die Rockhymne der jungen Drachengeneration spielte, zu deren Klängen er sich von Vinc und Joe auf einer Sänfte in den von Kienspänen und Kerzen ausgeleuchteten Festsaal tragen lassen wollte. Auf diese Weise würden seinen Freunden und ihm die neugierigen Blicke sämtlicher Gäste auf jeden Fall sicher sein.


*****

Als sich gegen 20 Uhr der wie ein alter Rittersaal wirkende Saal mit Gästen füllte, warteten die drei Freunde geduldig auf ihren großen Auftritt.


Laurin hatte sich für das dunkelgrüne Seidenhemd, in Kombination mit dem ansonsten schwarzen Glanzlederoutfit und den Cowboystiefeln entschieden. Außerdem hatte er seine Augenpartien, mit einem schwarzen Maskara, im altägyptischen Stil betont, wodurch seine wunderschönen Augen noch besser zur Geltung kamen. Alle drei kontrollierten ein letztes Mal den korrekten Sitz ihrer Kleidung, da hörten sie auch schon wie die ersten Töne von ‚Wind of Change‘ gespielt wurde und wenig später ging ein Raunen durch die Menge als Vinc und Joe, ganz im Stil ägyptischer Sklaven, Laurin wie einen Pharao in den Saal hinein trugen. Ihn vor einem vor der Bühne aufgestellten Podest vorsichtig absetzten, ihm aufhalfen und dann links und rechts, mit vor dem Brustkorb gekreuzten Armen, breitbeinig stehend, neben dem Podest in Stellung gingen.


Von solch einem ‚Auftritt‘ hatte Agribaal in den vergangenen Jahren geträumt und jetzt blickten im achtzig Gäste, von denen der überwiegende Teil, wie Rexor und er ebenfalls Drachen waren, entgegen und erwarteten gespannt seine Rede, mit der er beginnen wollte sobald die Musik verklungen sein und es im Saal völlig still sein würde.


„Zu Beginn möchte ich mich recht herzlich bei Euch allen bedanken, dass Ihr der Einladung von Onkel Flaminio und mir gefolgt und so zahlreich zu meiner Schlüpftagsfeier erschienen seid“, begann mit funkelnden Augen.


„Als Nächstes möchte ich mich bei meinen Freunden Joe und Rexor dafür bedanken, dass sie den kleinen Spaß mitgemacht und mich hier reingetragen haben. Gründe zum Feiern -- haben wir heute wahrlich genug, genaugenommen sind es zwei“, setzte er seine Ansprache fort.Der Geringere ist, dass sich vor wenigen Tagen mein Schlüpftag zum neunzehnten Mal jährte. Ich sehe Fragen in Euren Augen -- deshalb möchte ich zunächst auf Rexor, hier links vor mir zu sprechen kommen. Als ich ihn vor etwas mehr als sieben Jahren, als Vinc Dabelstein kennenlernte, da war er elf Jahre alt und wir hatten beide keine Ahnung davon, dass er mit achtzehn Jahren Rexor der Wasserdrache sein würde. Obwohl ich immer irgendwie das Gefühl hatte, dass er obwohl als Mensch geboren, eben kein gewöhnlicher Junge, sondern etwas ganz besonderes ist.“


Erneut ging ein Raunen durch die Menge und es wurden einige erstaunte Stimmen unter den Anwesenden Jungdrachen laut.


„Er ist ein Mischling?“


„Nein, er ist nicht irgendein Mischling, sondern er ist der, der überlebte. Er ist der Sohn von Dragon. Und weil er es nicht selbst kann und darf, bitte ich für ihn, um seine Aufnahme in unsere Drachengesellschaft.“


Erneut wurde es lauter in der Runde, denn der Tradition gehorchend durften, noch nicht erwachte Jungdrachen nur als Bittsteller fungieren, wenn sie mit den ersten eigenen Drachentränen, den Grundstein für ihren eigenen Drachenschatzes legen konnten. Dies war aber bisher frühstens im Alter von zwanzig Jahren der Fall gewesen. Und weil sich die aufgebrachte Menge gar nicht mehr beruhigen wollte, ergriff Onkel Flaminio aus Hauptgastgeber kurz das Wort:


„Jetzt lasst den Jungen doch erstmal seine Rede beenden – er ist noch NICHT fertig!“, er wusste ja bereits, was sein Neffe jetzt gleich verkünden würde.


„Danke Onkel Flaminio“, sagte Agribaal lächelnd, „selbst wenn Ihr es zunächst nicht glauben werdet oder wollt -- heute ist mir etwas widerfahren, dass gleichzeitig eines der wichtigsten Ereignisse im Leben eines jeden von uns Jungdrachen ist.“


Nach diesen Worten ließ er erneut eine kleine Pause entstehen und dachte an seinen älteren Bruder Ering, den er an diesem Abend gerne hier gehabt hätte, weil er ihn jetzt seit einem Jahr nicht mehr gesehen hatte. Den zehn Jahre älteren Bruder hatte es nach seinem Erwachen in die USA gezogen, wo er studierte und jetzt seit mittlerweile vier Jahren zum Beraterstab des amtierenden US-Präsidenten gehörte. Durch den laufenden Wahlkampf war Ering in diesem Jahr leider unabkömmlich, wofür Agribaal mehr Verständnis hatte, als für die Abwesenheit seiner Eltern, die sehr wohl in London hätten sein können, wenn sie sich nur ein wenig mehr für ihren jüngsten Sohn interessiert hätten.

„Ich -- Agribaal --- habe heute meine ersten Drachentränen geweint.“


*****

‚Was für ein Abend‘, dachte Laurin glücklich, als er gegen 2:00 Uhr morgens mit Vinc und Joe auf deren Zimmer ging.

Nicht nur, dass er mit seinem Auftritt für Aufsehen gesorgt hatte. Er war endlich als Jungdrache akzeptiert und ernst genommen worden. Endlich hatten auch die anderen Jungdrachen eingesehen, dass er eben doch mehr konnte, als nur ‚niedlich‘ aussehen und witzig sein.

Auch für Vinc hatte sich dieser Abend, durchaus positiv entwickelt. Evan hatte sich bereits mit einem deutschen Anwalt in Verbindung gesetzt, um die rechtlichen Möglichkeiten seines Schützlings zu prüfen und dieser sagte sofort zu, noch in dieser Woche nach Inverness am Loch Ness zu reisen, um sich dort mit Vinc zu treffen. Dort gehörte McEvan ein kleines Anwesen in unmittelbarer Nähe des Sees, welches sich seit mittlerweile mehr als 250 Jahren im Familienbesitz befand und wohin er sich sooft, es seine Zeit zuließ, zurückzog.

Dort in der Abgeschiedenheit würden Rexor und Joe sich ungestört mit den Besonderheiten ihrer Anatomie vertraut machen und viel im See tauchen können. Dazu muss man wissen, dass der Loch Ness unter Jungdrachen, egal welcher Rasse sie angehörten, seit Jahrhunderten zu den beliebtesten Zielen zählte. Was letzten Endes auch ausschlaggebend für die Legende um das Seeungeheuer Nessi gewesen war, die ja immer mal wieder von den dort lebenden Menschen im See gesichtet, aber immer anders beschrieben worden war.

*****

Morgen um diese Zeit sind wir am Loch Ness“, freute sich Laurin, den Evan McGregor ebenfalls dorthin eingeladen hatte.

„Und langweilig wird uns Dreien dort bestimmt auch nicht werden, selbst wenn dort nicht so wirklich das wilde Leben tobt“, warf Joe zwinkernd ein.

„Solange wir uns und unsere Freundschaft haben, könnte ich es sogar am Nord- oder Südpol aushalten.“

Vinc hatte dies nicht einfach nur leichtfertig vor sich hingesagt. Denn so rapide, wie sich sein bisheriges Leben innerhalb weniger Tage verändert hatte, wäre er ohne Joe und die neu erstandene Freundschaft zu Laurin, garantiert über kurz oder lang verrückt geworden.

„Das hast du jetzt einfach schön gesagt Vinc --- aber wollen wir drei nicht langsam ins Bett gehen?“, schlug Laurin verschmitzt grinsend vor und begann sich vor den Freunden zu entblättern.

„Oha -- ich glaube nicht, dass unser Kleiner bei dem Wort Bett, wirklich an Schlafen denkt, Vinc“, scherzte Joe mit einem breiten Grinsen im Gesicht.

„Öhm, es kommt halt auch auf die richtige Wahl der Vorsilbe an, Joe“, antwortete der Achtzehnjährige zwinkernd.

Damit war die Diskussion dann offiziell beendet und wenig später fanden sich die drei Jugendlichen eng umschlungen auf dem Bett wieder.

*****

Laurin genoss es zutiefst, von Joe oral verwöhnt zu werden, während Vinc ihn geschickt mit der Zunge auf das vorbereitete, was wenig später folgen sollte. Als der Achtzehnjährige wenig später die Beine des zierlichen Halbasiaten anhob und heranrückte um seinen einfahrbereiten, glitschigen Liebespeer an dessen Hinterpforte anzusetzen, fühlte der Neunzehnjährige sich als würde er auf Wolken schwebend, so sehr war er von diesen ganzen neuen Empfindungen berauscht und er wunderte sich nur darüber, mit welcher Leichtigkeit der Hosenbrummer in ihn hineinglitt. Das fühlte sich doch wesentlich besser an, als die Bananen oder Gurken, mit denen er es früher einmal versucht hatte, sich Anal zu penetrieren. Wie schaffte Vinc das nur, außerdem traf er sofort einen Punkt in ihm, der ihn fast abheben ließ und sein ganzes Denken nur noch auf die Lust konzentrierte, die er empfand, während der Achtzehnjährige ihn gleichmäßig durchzog.

Genau das war es, was er wollte und dies ließ er die beiden Freunde auch wissen, indem er immer lautere Lustschreie von sich gab. Wenn Joe und Vinc so weitermachten, würden sie ihn auf jeden Fall innerhalb der nächsten Minuten über die Lustschwelle getragen haben.

Millionen von Sternen sah Laurin vor seinen Augen fliegen, während Vinc jetzt Treffer um Treffer markierte und Joe seine Bemühungen, am sabbernden Liebesknochen immer weiter verstärkte, bis er spürte -- wie sein ganzer Körper vor Erregung erzitterte, was sich anfühlte, als würde er innerlich explodieren -- um ihn schlussendlich in endlose selige Mattigkeit zu hüllen.

*****

„Danke“, flüsterte Laurin nach einer gefühlten Ewigkeit.

Mehr Worte brachte er einfach nicht über die Lippen. Das war auch gar nicht nötig, denn seine Augen sprachen Bände, die Vinc und Joe sanft lächelnd in sich aufsogen, bevor sie sich eng an ihren Freund kuschelten und gemeinsam schmusend ins Reich der Träume sanken.