17
„Juhuuuu endlich … vierzehn Tage Stangenfieberferien!“, freute sich
Fridolin, als er am Mittwochmorgen gegen 3 Uhr zu Fabio ins Bett kroch.
„Stangenfieber … was?“, fragte der junge Strichnini verschlafen.
„Stangenfieberferien und nächstes Wochenende ist dann das große
Stangenfieberfest. Das ist das zweitwichtigste Fest in der Geisterwelt.
Ähnlich wie in der Menschenwelt Weihnachten. Das kommt gleich nach
Halloween, was wir gemeinsam mit euch Menschen feiern“, erklärte das
Nacktgespenst seinem Freund, bevor dieser ihm die Zunge zwischen die
Lippen stieß.
„Seit ich mich in dich verliebt habe, geistere ich auf der
Vollmondseite des Geisterlebens herum“, säuselt der Geist und krault dem
Halbitaliener verliebt durchs Haar. „Wie meinst du das?“ „Na ja, als
wir uns kennenlernten, war ich ein einfaches Nacktgespenst, das sich
durch sämtliche Betten hübscher Boys ficken musste. Sicher ich war
Bezirksleiter. Aber so richtig aufwärts geht es doch erst, seit wir zwei
zusammen sind. Erst wurde ich Lehrer und jetz' bin ich auch noch
Theaterschauspieler geworden.“ „Und ein sehr erfolgreicher“, stellte
Fabio verliebt fest und zog Fridolin auf sich herauf.
Doch während sie verliebt miteinander schnäbelten, schlug die Stimmung
des Nacktgespenstes von einer Sekunde auf die nächste um. „Aber eines
fehlt mir immer noch … ich vermisse meine Eltern“, sagte Fridolin
traurig und es sah dabei fast so aus, als würde er ein paar Tränen
vergießen. „Meinst du nicht, dass sie sich zu sehr erschrecken würden,
wenn du einfach so bei ihnen vorbei schwebst?“ „Ich möchte doch nur in
ihrer Nähe sein und endlich erfahren ob ich einen Bruder oder ‘ne
Schwester habe und mein Geschwisterchen im Arm halten dürfen.“ „Dann
wird es nicht anders gehen. Du musst Benedikt endlich fragen, ob er noch
Kontakt zu ihnen hat. Vielleicht ist er ja sogar bereit mit dir
zusammen zu ihnen hinzufahren. Aber du dürftest dich ihnen dann nicht zu
erkennen geben Flori“, gab Strichnini zu bedenken.
Fridolin hörte seinem Liebsten ruhig zu. Natürlich hatte er recht,
schließlich wollte der Geist seine Eltern ja auch nicht zu Tode
erschrecken. „Es würde mir so viel bedeuten, sie wenigstens durch Benes
Augen sehen zu können“, seufzte das Nacktgespenst und suchte die Nähe
zum Körper seines Freundes noch intensiver. „Ich werde ihn fragen,
gleich morgen“, sagte der Geist entschlossen, jetzt fühlte er sich
wieder besser und nur wenig später schliefen Fabio und er friedlich ein.
„Klar haben wir noch Kontakt, sie wollen übers Wochenende hierher
kommen. Ich habe ihnen versprochen, solange auf den kleinen Fabian-Flori
aufzupassen, wenn sie mit meinen Eldies ins Theater gehen.“ „Ich habe
ein Brüderchen? Warum hast du mir das bisher nie erzählt“, rief der
Nacktgeist, verließ seine Ganzkörperhülle und wuselte wild durchs
Zimmer, was Bene, Fabio und Massi unweigerlich schmunzeln ließ. „Na du
hast mich bisher nie danach gefragt, antwortete Benedikt, „und ich
wusste ja auch nicht, wie du reagieren wirst.“ Fridolin drehte noch drei
weitere Runden durchs Zimmer, dann fuhr er in seine Ganzkörperhülle
zurück und saß wieder brav neben seinen Freunden. „Ich möchte meine
Eltern sehen und mein Brüderchen kurz im Arm halten dürfen, hilfst du
mir bitte dabei?“, bettelte das Nacktgespenst und setzte dabei seinen
unwiderstehlichsten Dackelblick auf. „Guck nich so billig … ich kauf dir
trotzdem nich‘ “, reagierte Benedikt Schneider schmunzelnd. „Biiiiitte,
ich verspreche auch, sie nicht zu erschrecken“, bettelte Fridolin
weiter. „Na guuut, einverstanden. Aber nur, wenn du in deiner Ganzkörperhülle bleibst, damit sie dich nicht doch noch erkennen.“
Diese Idee war ja sogar noch besser, als das was Fabio und er in der
vergangenen Nacht besprochen hatten. ‚Moment mal‘, dachte er‚ ‚sagte
Benedikt gerade, dass ihre Eltern gemeinsam ins Theater wollen?‘ „In
welches Stück denn?“, fragte Fridolin, obwohl er sich sicher war, die
Antwort bereits zu kennen. „Na in das ‚Gespenst von Canterville‘!“,
antwortete Schneider grinsend. „Heilige Scheiße!“, entfuhr es dem Geist
ungewollt. Es gab in dem Stück am Anfang eine Szene, wo er als ‚Simon
Canterville‘ quer durchs Publikum Richtung Bühne schwebte. „Weißt du
zufällig, welche Plätze sie haben?“, fragte das Nacktgespenst nervös.
„Sechste Reihe Mitte, warum?“ „Puuuh, ich muss meine Flugbahn nicht
ändern, da komm ich nich‘ vorbei“, antwortete Fridolin erleichtert.
„Wann wollen Floris Eltern den hier sein?“, wollte Fabio jetzt wissen.
„Sie wollen Samstag um 15 Uhr hier sein.“ „Gut, dann werden wir um 15:20
Uhr kommen und es bleibt uns genug Zeit, bis wir zum Theater müssen“,
stellte Fabio Strichnini grinsend fest, weil sein Freund mal wieder viel
zu aufgedreht war.
„Ein Brüderchen … ich hab ein Brüderchen“, brabbelte er die ganze Zeit
und seine Augen leuchteten dabei, wie das Leuchtfeuer von ‚Roter Sand‘.
„Wenn dir das am Samstag passiert, fällt deinen Eltern ganz bestimmt nicht auf,
dass du kein normaler Mensch bist, Flori“, bemerkte Fabio mit leicht
sarkastischem Unterton. Fridolin verstand natürlich sofort und versuchte
sich runterzufahren, was ihm zunächst aber nur mittelprächtig gelang,
weil er viel zu aufgeregt war im Moment. Er hatte ein Brüderchen und
würde es Samstag zum ersten Mal zu Gesicht bekommen. „Ob der Kleine mir
wohl ähnlich sieht?“, brabbelte er vor sich hin. „Flori, du bist sein
großer Bruder und nicht der Vater“, antworteten seine Freunde im Chor
und hielten sich vor Lachen die Bäuche. ‚Was soll’s‘, dachte sich Fabio
Strichnini, ‚er hat ja noch drei Tage Zeit, um sich an den Gedanken zu
gewöhnen.‘ Dann zog er ihn in seine Arme und sie starteten einen
Zungenmarathon allererster Güte.
Natürlich fand Fridolin in der folgenden Nacht
keine Ruhe, deshalb wollte er sich in seinem halb verfallenen Elternhaus
mit Nightwalker und Hui Buh zu treffen. Nighty absolvierte seit ein
paar Nächten sein Praktikum bei dem türkischen Nacktgespenst. Somit
würde er mit den beiden einen zünftigen Geisterskat klopfen oder
Schädelbowling spielen können, um ein wenig auf andere Gedanken zu
kommen … dachte er zumindest. Denn kaum hatte er seine Geisterkollegen
begrüßt, fragte Nighty ihm auch schon ein Loch in den Bauch. „Stimmt es
eigentlich, dass du ein Brüderchen hast und dieses am Wochenende sehen
wirst?“ „Ja, aber woher …“ „Na ja wir haben beim Benedikt auf dem
Dachboden übertagt und du warst nicht zu überhören“, gestand Nighty
kichernd.
„Wusstest du eigentlich, dass Bene einen kleinen Teddy auf der rechten
Arschbacke tätowiert hat?“, haute Hui Buh die nächste Frage raus.
Dieses intime Detail war nun etwas völlig Neues für das Nacktgespenst.
Neulich als ihm seine drei Freunde im Unterricht der
Nacktgespenstabschlussklasse, hatte Benedikt dieses jedenfalls noch
nicht. „Moment mal … habt ihr etwa …“ „Nö, wir haben ihn nur bisschen
bespannert, wie er den Bruder deines Freundes Fabio ordentlich
durchgefickt hat“, antworteten die beiden kichernd. „Hat sich’s
wenigstens gelohnt?“, fragte Fridolin neugierig. „Oh ja, das war so
geil, das Nighty mich auf dem Dachboden ordentlich durch den Raum
schieben musste.“ „Na ja und danach sind wir wohl eingeschlafen, so
erschöpft waren wir“, gestand der kleine Türkengeist flüsternd.
„Na ihr seid mir zwei Helden … erst meinen besten Freund mit seinem
Lover bespannern und dann nach ein bisschen rumficken auf’m Dachboden
einschlafen“, kicherte Fridolin mit glänzenden Augen. „Ein bisschen
rumficken? Fünf Stunden haben wirs wild getrieben. Ich sag dir, wenn ich
ein Mensch wäre, würde mir der Arsch jetzt noch wehtun, so eine
Stoßkraft hat der Kleine hier“, protestierte Hui Buh, gespielt
beleidigt. Nightwalker dagegen konnte sich vor Lachen kaum halten und
sauste dabei wild durch die Ruine, bis er sich Minuten später wieder zu
den anderen aufs Dach setzte. „Markus, ich bin stolz auf dich, aus dir
wird noch ein richtig gutes Nacktgespenst werden“, lobte Fridolin seinen
Schüler. „Du bist ja auch ein toller Lehrer und der Hui Buh macht seine
Sache auch gut, was ich bei dem schon alles gelernt habe“, gab der
Geist das Kompliment lächelnd zurück. „Ich hatte vor zwei Wochen einen
Praktikanten, der war nicht halb so gut. Wie geht’s eigentlich
Bumsmuckl?“, erkundigte sich das türkische Nacktgespenst. „Der hat sich
dank deiner Hilfe so gut entwickelt, dass er direkt nach den
Stangenfieberferien zur Abschlussprüfung darf. Außerdem habe ich ihn zur
nationalen Geistermeisterschaft im Freistilschweben in Stuttgart
gemeldet“, beantwortet Fridolin Hui Buhs Frage. Das jährliche
Freistilschweben in Schwaben war das wichtigste nationale Turnier und
berechtigte die Gewinner automatisch zur Teilnahme an der
Geisterolympiade, die diesmal im kanadischen Stratford ausgetragen
werden würde.
„Wo feiert ihr zwei dies Jahr eigentlich Stangenfieber?“, fragte
Fridolin, nachdem sie noch eine Weile weiter Smalltalk betrieben hatten.
„Also ich weiß es noch nicht“, antwortete Nighty mit traurigem Blick,
er hätte am liebsten mit Ramses XII gefeiert und sich unterm
*Stangenfieberbaum von ihm besteigen lassen. Doch der war leider schon
länger zu einer Feier seiner Vorfahren in Kairo eingeladen worden, bei
der er natürlich nicht fehlen durfte. „Öhm … ich hab da auch noch keinen
Plan“, gestand Hui Buh, der sich früher immer schon ärgerte, dass in
seiner Familie aus Glaubensgründen nicht einmal Weihnachten gefeiert
wurde. „Dann lasst uns doch zusammen mit Fabio, Massi und Bene, bei den
Strichninis feiern“, schlug der Nacktgeist mit glänzenden Augen und
tropfender Geistlichkeit vor. Einen Richtigen Gangbang mit seinen besten
Freunden wollte er immer schon mal veranstalten …
*Der Stangenfieberbaum ist nichts anderes, als ein
überdimensionaler, mit bunten Kondomen, Cockringen und einer
Lichterkette geschmückter Dildo. (Anmerkung des Verfassers)
„Du Schahaaaatz?“, begann Fridolin und massierte seinen Freund dabei
im Genitalbereich. Fabio kannte seinen Freund, immer wenn er so anfing,
wollte er etwas von ihm. „Was ist es diesmal?, fragte er stöhnend. „Wir
haben doch nächstes Wochenende sturmfrei oder?“ Jaaaa!“, stöhnte der
Halbitaliener leise auf, weil der Nacktgeist jetzt auch noch dessen
Ringmuskel stimulierte. „Und es ist dann doch Stangenfieberfest und da
hab ich Nighty und Hui Buh eingeladen mit uns zu feiern“, erklärte
Fridolin, während er drei Finger in Fabios Lustgrotte rutschen ließ.
„Lass uns später darüber reden, fick mich erstmal“, flehte der
Achtzehnjährige und drehte sich in die Hündchenstellung. Na dieser
Einladung folgte unser Nacktgeist doch nur zu gerne, deshalb schwebte er
kurzerhand aus dem Bett, schlüpfte in seine bereitliegende
Ganzkörperhülle und landete kurze Zeit später mit einem eleganten
Hechtsprung direkt hinter seinem Liebsten, der seine prallen Halbmonde
einladend kreisen ließ.
Das Nacktgespenst liebte den Po seines Freundes; und wenn es nach ihm
ginge, müsste ein Gesetz erlassen werden, welches die Anbetung dieser
perfekt geformten Halbkugeln in beiden Welten befahl. Da dann aber
wieder ein Sturmlauf der katholischen Kirche zu erwarten wäre, verfolgte
Fridolin diesen Gedanken nicht mehr weiter, zog statt dessen die
Pobacken und penetrierte das rosige Loch solange mit seiner Zunge, bis
Fabio darum winselte, endlich den geistlichen Brecher seines Freundes
spüren zu dürfen. Nebenan aus Massimos Zimmer waren zeitgleich Geräusche
zu hören, die darauf schließen ließen, dass Massimo und Benedikt
ebenfalls anders beschäftig waren, als friedlich nebeneinanderzuliegen
und zu schlafen.
„Jetzt fick mich endlich … ich bin doch schon gar“, winselte Fabio
Strichnini, bevor der Nacktgeist seine Zunge zurückzog und durch seine
triefnasse Eichel ersetzte. „Jaaaaa, schieb ihn mir rein und Nagel mich
durch die Matratze“, forderte der achtzehnjährige Adoptivspross seinen
Freund auf, als dieser seine Geistlichkeit mit einem Stoß bis zum
Anschlag in der heißen Lustgrotte versenkte. Na darum ließ sich Fridolin
natürlich nicht erst lange bitten und orgelte seinen Geliebten in einem
derartigen Höllentempo durchs Bett, dass bei einem Sterblichen
garantiert zum sofortigen Herzinfarkt geführt hätte. Das interessierte
unseren Freund natürlich herzlich wenig, denn toter als tot, ging nun
einmal nicht. Fabio dagegen war so aufgeheizt durch die ständigen
enormen Treffer, dass er bereits nach zwei Minuten die himmlischen
Heerscharen singen hörte und Millionen von Sternen vor seinen Augen
tanzen sah, während Fridolin ihm den wohl schärfsten Superorgasmus aller
Zeiten bescherte. „Jahaaaa“, jubelte er drei Minuten später, als dass
Sperma in einer urgewaltigen Lustwelle unkontrolliert aus ihm
herausschoss und gegen den Bettrahmen und die dahinterliegende Wand
geschleudert wurde.
Diese Welle setzte auch bei Fridolin den Orgasmus frei und er ballerte
im vollen Vorwärtsgang seine Sahne in den Darm des Freundes, was dieser
allerdings nur noch wie durch einen Schleier mitbekam, so fertig war
Strichnini der sich einfach nach vorne kippen ließ und minutenlang
regungslos liegen blieb.
„Das war absolut überirdisch Flori“, japste Fabio befriedigt, als er
langsam wieder zu Atem gekommen war, und lächelte seinen Freund mit
glänzenden Augen an. „Danke Fabio“, strahlte das Nacktgespenst, bevor
sie sich ein letztes Zungenduell lieferten und wenig später
aneinandergekuschelt einschliefen …
Der Samstag kam und somit der Tag, an dem Fridolin seine Eltern
wiedersehen würde und endlich sein Brüderchen zu Gesicht bekommen
sollte. Wie lange hatte er diesen Tag herbeigesehnt, wie oft hatte er in
einsamen Stunden davon geträumt und jetzt sollte sein sehnlichster
Wunsch endlich Wahrheit werden. Entsprechend aufgeregt wirkte der
Nacktgeist auch.
„Öhm, wenn ich mal kurz einmischen darf?“, fragte ich Fridolin, der
jetzt seit einer Stunde vorm Kleiderschrank stand und sich einfach nicht
entscheiden konnte, was er tragen sollte, wenn Fabio und er nachher,
bei Bene, auf seine Eltern und das Brüderchen treffen würden. „Hmmm?
Was? Wer bist du denn?“, fragte das Nacktgespenst und schaute mich mit
großen Augen an, während Fabio einen schneeweißen fast durchsichtigen
Stringtanga über seine Schätze zog und seinen Freund verliebt angrinste.
„Ich bin hier nur der Erzähler und Autor Georg Boettcher“, antwortete
ich, „aber wenn ich dir einen Tipp geben darf; zieh etwas an, worin du
dich wohlfühlst und sei nachher einfach du selbst“, schlug ich zwinkernd
vor, bevor ich mich entmaterialisierte und mich wieder vor mein
Notebook hockte.
„Komm mal zu mir Schatz“, forderte Fabio den Geist auf, der sich immer
noch über das plötzliche Auftauchen und Verschwinden des Erzählers
wunderte. „Setz dich mal kurz neben mich“, forderte Strichnini seinen
Freund auf und klopfte mit der Hand auf die Bettdecke. Fridolin folgte
der Aufforderung und wenig später lagen sich die beiden Verliebten innig
in den Armen und küssten sich. „Du brauchst doch nicht so nervös zu
sein, es wird schon alles so laufen, wie du es dir erhoffst und außerdem
bin ich doch bei dir“, flüsterte Fabio dem Geist mit sanfter Stimme ins
Ohr. „So und jetzt suchen wir dir gemeinsam was Schönes aus und den
Rest hängen und legen wir ordentlich in den Schrank zurück“, schlug der
Achtzehnjährige vor und deutete dabei lächelnd auf den Wäschehaufen, der
sich vor dem Bett angesammelt hatte. „Oha, war ich das etwa?“, fragte
das Nacktgespenst kichernd mit Blick auf den mittleren Bombeneinschlag,
den es seinen Erinnerungen an früher nachhängend verursacht hatte. „Klar
wer soll es denn sonst gewesen sein? Etwa unser Erzähler? Der war nich‘
lang genug hier dafür“, spielte Fabio Strichnini das Tohuwabohu welches
Fridolin veranstaltet hatte lachend runter. „Uuuups, Entschuldigung
Mausi, kommt nich‘ wieder vor.“ Es gab eben Situationen, wo auch in
jungen Nacktgespenstern manchmal der Urinstinkt der Poltergeister
durchkam. „Schon okay Flori, ich wär‘ an deiner Stelle wahrscheinlich
genauso aufgeregt“, antwortete der Halbitaliener leise und küsste
Fridolin. Fabio kannte seine leiblichen Eltern überhaupt nicht, wusste
aber das seine Mutter damals sechzehn war und sein Vater sogar ein Jahr
jünger. Seine Adoptiveltern hatten mit offenen Karten gespielt, solang
er sich erinnern konnte und obwohl Fabio immer wie ihr eigener Sohn
behandelt wurde, hätte er nichts dagegen gehabt seine richtigen Eltern
wenigstens kennenzulernen …
„Was ist denn hier los Brüderchen, is‘ ‘ne Bombe bei dir
eingeschlagen?“, fragte Massimo grinsend als er in Fabios Zimmer trat
und den Adoptivbruder und dessen Freund beobachtete die sich im
Endeffekt entschlossen hatten Partnerlook zu tragen und sich zufrieden
im Spiegel betrachteten. Der von ihnen gewählte Skaterlook mit weißen
Karl Kaani Zippern, dunkelblauen Baggys und dazu passend gewählten
schwarzen Basecaps sah an den beiden aber auch zu verschärft aus. „Nö …
Flori hat nur eine neue Methode ausprobiert Sachen auf unkonventionelle
Weise zu stapeln“, beantwortete er die Frage seines Bruders. „Tja, dumm
gelaufen, ich habe halt nicht bedacht, dass die Überwindung der
Schwerkraft in dieser Dimension nur teilweise funzt“, erklärte Fridolin
kichernd. „Wie dem auch sei … ich geh dann schon mal rüber zu Bene. Wir
wollen uns die Zeit noch mit Bungabunga spielen verkürzen, bevor Floris
Eltern bei den Schneiders anrollen“, verabschiedete der Strichninispross
kopfschüttelnd und verließ den Ort des Geschehens grinsend.
„Ich will mich ja nicht schon wieder einmischen Junxx …“, sagte ich
als Massimilano das Zimmer verlassen hatte. „Dann misch dich auch nicht
ein Georg“, konterten Fabio und Fridolin gleichzeitig. „Na ja, wenn ihr
meint. Ich geh dann mal weiterschreiben, sonst kommt ihr nie pünktlich
bei Benedikt an“, entgegnete ich und fand mich Sekunden später vor
meinem Notebook sitzend wieder …
Wenn die beiden Freunde gewusst hätten das in einer Galaxis weit, weit
entfernt von uns, zur gleichen Zeit eine Gruppe imperialer Rebellen den
Todesstern angriff*, so hätte sie dies auch nicht wirklich davon
abhalten können, im Zimmer des rassigen Halbitalieners Ordnung zu
schaffen, um danach pünktlich um 15:20 Uhr vor der Haustür der Familie
Schneider zu stehen, wo bereits die altvertraute Familienkutsche der
Fröhlichs parkte, ein goldmetallicfarbener Opel Astral.
*Lord Pizza war von diesem infamen Angriff übrigens so
überrascht gewesen, dass er sich kurzerhand selber auffraß. Aber das
gehört nun wirklich nicht zu unserer Geschichte, weshalb ich es auch
besser gar nicht erst erwähne. (Anmerkung des Verfassers)
„Bleib ganz ruhig Flori, ich bin ja bei dir?“, flüsterte Fabio, küsste
seinen Freund sanft auf die Lippen und drückte danach den Klingelknopf.
Fridolin wären in diesem Augenblick vor Aufregung beinahe die grünen
Kontaktlinsen rausgefallen uns sein Herz begann vor Aufregung zu glühen,
was aber durch den dichten Stoff wenigstens bei Tageslicht nicht zu
erkennen war, als sich die Tür öffnete und Frau Schneider die Gäste
ihres Sohnes hereinbat. „Kommt doch rein, wir sitzen gerade alle im
Wohnzimmer und trinken Kaffee, ihr mögt doch sicher auch einen“,
forderte Frau Schneider die zwei Neuankömmlinge auf ihr zu folgen.
„Das hier sind zwei Freunde vom Benedikt. Fabio kennt ihr ja noch und
der andere ist sein Freund, Florian Schatz“, stellte sie die beiden
Floris Eltern vor. Die blickten als sie den Namen Florian hörten auf und
betrachteten den Neuankömmling, als ob sie ihn mit bloßen Augen röntgen
wollten. „Unser Großer hieß auch Florian er wäre jetzt in Ihrem Alter
Herr Schatz“, erklärte Frau Cora Fröhlich mit leicht melancholischem
Unterton, der sich aber gleich wieder änderte. „Und Sie sind wirklich
Schauspieler?“ „Ich versuche es zumindest, aber wenn man den
Theaterkritikern glauben darf, spiele ich die Rolle des Simon
Canterville äußerst überzeugend“, antwortete Fridolin lächelnd, als
Fabian Flori sich lautstark meldete und sein Recht nach Aufmerksamkeit
einforderte. „Oh, unser kleiner ist aufgewacht, ich geh ihn dann mal
holen.“ „Darf ich Sie begleiten, Frau Fröhlich? Ich liebe Kinder“, bat
Fridolin, der seine Chance gekommen sah, endlich sein Brüderchen zu
sehen. „Gerne doch … aber nur wenn wir dieses blöde Sie weglassen, ich
heiße Cora.“ „Und ich heiß Michael“, stellte sich auch Florians Vater
endlich richtig vor.
Nachdem diese kleine Formalität mit Handschlag besiegelt wurde, gingen
Cora und Fridolin ins Nebenzimmer, wo der kleine Fabian-Flori ihm
sofort die Ärmchen entgegenstreckte und fröhlich brabbelte, als er
seinen Bruder sah, obwohl er ihn ja eigentlich gar nicht kannte. Es gibt
eben Dinge zwischen Himmel und Erde, die sich mit dem normalen Verstand
nicht erklären lassen. „Darf ich?“, fragte der Geist mit sanfter Stimme.
Als Cora erstaunt nickte, ging Fridolin in die Hocke, hob den kleinen
Strahlemann ganz vorsichtig aus seinem Tragekörbchen heraus und nahm ihn
ganz vorsichtig auf den Arm. „Hallo kleiner Mann, hast du Hunger? Soll
die Mama dir was machen?“, fragte er und schaute dem kleinen Wesen, das
zufrieden gluckste, und brabbelte, dabei tief in die blauen Augen …