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Dienstag, 20. Dezember 2011

Rico, der Straßenjunge und ich 9

Der komplette Teil sind die Erinnerungen von Rico (Anmerkung des Verfassers)


Bis 1996 lebte ich mit meiner Familie in Spanien. Meine Mutter war deutsche und mein Vater Spanier. Ich hatte noch eine kleine Schwester, Tamara, die damals ein Jahr alt war. Die Fabrik, in der mein Vater gearbeitet hatte, wurde geschlossen und sämtliche Arbeiter entlassen. Von einem Tag auf den anderen saßen auf der Straße. Meine Mutter hatte keine Arbeit und so beschloss mein Vater, mit uns nach Deutschland zu ziehen. Er meinte das dort alles besser wäre und er auch wieder Arbeit bekomme würde. Na ja die Ersparnisse reichten gerade noch für die Zugtickets. Als wir dann mit Sack und Pack hier waren, kam die große Ernüchterung, denn es war erstmal nichts besser als in Spanien. Wir hatten keine Wohnung und keine Arbeit. Nach einigen Amtsbesuchen bekamen wir wenigstens eine Sozialwohnung. Aber es gab noch eine weitere große Hürde, nämlich die deutsche Sprache. Für meine Schwester und mich war das kein Problem, da wir leichter und schnell lernten. Mein Vater wurde vom Amt in einen Sprachkurs für ausländische Mitbürger gesteckt, wo er deutsch lernen sollte wegen seiner neuen Arbeit.

Nach fast zwei Jahren, ich war mittlerweile sechs, bekam er dann endlich einen Job und verdiente wieder Geld. Wir konnten uns wieder mehr leisten und das Leben in Deutschland schien wirklich besser zu sein als Anfangs gedacht. Aber dann ging alles schief. Mein Vater verlor seine Arbeit wieder wegen Stellenabbau. Er suchte wieder fast zwei Jahre und rutschte dabei in den Alkohol ab. Als ich neun Jahre alt war, verschwand mein Vater immer wieder morgens und kam erst abends betrunken zurück. Wenn er dann daheim war und meine Mutter nicht tat was er wollte verprügelte er sie. Er schlug auch mich oder meine Schwester, einmal hörte ich sie weinen. Als ich dann in Ihr Zimmer ging, sah ich Vater nackt über ihr und führte ihr seinen Schwanz ein. Bei mir hatte er es Gott sei Dank nie versucht, aber mir reichten die Schreie und das Wimmern von Tamara. Ich fühlte mich für sie und meine Mutter verantwortlich, konnte aber nichts gegen ihn ausrichten. Einmal, als ich es versucht hatte, schlug er mich halb tot und ließ mich dann in meinem Zimmer liegen. Meine Mum konnte sich einfach nicht gegen ihn wehren.

Am letzten Abend war es wieder besonders schlimm. Er verschwand schon um 8 Uhr aus der Wohnung und kam erst abends wieder. Ich saß noch im Wohnzimmer und erledigte meine Hausaufgaben. Tamara war in ihrem Zimmer. Um 20 Uhr kam Vater heim. Er polterte rum und schrie meine Mutter auf Spanisch an. Stocksteif saß ich da und horchte. Doch es wurde still also traute ich mich aus dem Wohnzimmer in die Küche. Mum lag auf dem Küchentisch und hielt sich die Wange. Ihre Nase blutete. Meine Gedanken rasten und ich wollte das das endlich endetet. Also nahm ich all meinen Mut zusammen, rannte auf meinen Vater zu und boxte auf ihn ein. Doch der zuckte nicht mal. Keine zwei Sekunden später flog ich durch einen Fußtritt durch den Flur und knallte gegen einen Schrank. Mir blieb die Luft weg. Mein Blick verschwamm und der Kopf schmerzte. Ich sah zur Küche und war plötzlich wieder ganz bei mir. Dad hatte eine Waffe in der Hand und zielte damit auf meine Mutter. Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Tränen sammelten sich in meinem Auge, ich fühlte, dass die Situation eskalierte. Dann schob Tamara Ihren Kopf durch die Tür zu Ihrem Zimmer und schrie. Mein Vater drehte sich zu Ihr und schrie sie in gebrochenem Deutsch an „Halts Maul Du Göre!“ Dann fügte er mit einem ekligen Grinsen hinzu: „Um Dich kümmere ich mich später!“ Dieser Moment der Unachtsamkeit reichte meiner Mutter, um ihm die Waffe aus der Hand zu schlagen. Sie flog in hohem Bogen in den Flur und blieb vor mir liegen. Er blickte sie wütend an. „Du Schlampe!“ Er holte aus und begann an auf sie einzuschlagen. Sie lag wieder auf dem Tisch und wimmerte. Wieder überschlugen sich meine Gedanken. Ich sah die Waffe auf dem Boden liegen. Wankend stand ich auf und ergriff sie. Am ganzen Körper zitternd, zielte ich auf meinen Vater. Die Waffe war viel schwerer als ich dachte und das zielen viel mir schwer. Doch als ich meine Mum wieder schreien hörte, drückte ich einfach ab. Zweimal. Die erste Kugel traf ihn links in die Hüfte. Der zweite Treffer ging in seine linke Schulter. Blutend und am ganzen Körper zuckend, sackte mein Vater schreiend in sich zusammen. Ich selber lag auch auf dem Boden. Mir klingelten die Ohren durch den Knall der Waffe. Nur langsam gelang es mir klare Gedanken fassen. Ich hatte meinen Vater erschossen. Geschockt lief ich zu ihm während er zitternd und blutend auf dem Boden lag. Meine Mum hatte sich über ihn gebeugt und schaute mich an. „Oh Gott Junge, was hast Du getan?”

Draußen im Treppenhaus waren laute Stimmen zu hören. Meine Mutter nahm mir die Waffe aus den zitternden Händen. „Rico, Tamara geht auf eure Zimmer ich muss hier bleiben.“ Tamara weinte, ich nahm sie in den Arm und wir gingen zusammen in ihr Zimmer, wo wir uns aufs Bett setzten. Etwa zehn Minuten später klopfte es an der Wohnungstür. Es war die Polizei. Meine Mutter wurde abgeführt und Tamara und ich an eine Frau vom Jugendamt übergeben.

Nach fast fünf Monaten im Heim war ich seelisch noch mehr kaputt als daheim. Das wir nicht aus Deutschland waren stempelte uns zu Kindern zweiter Klasse ab. Immer wieder wurden wir missbraucht und gedemütigt. Nach diesen fünf Monaten hatte ich beschlossen, dort abzuhauen. Eines Nachts schlich ich mit Tamara los auf eines der Klos, die noch offen waren. Ich konnte eines der großen Fenster dort öffnen, als plötzlich die Tür aufging. Einer der Nachtwächter und einige Betreuer stürmten auf uns zu zogen Tamara von mir weg. Sie schrie und weinte, ich konnte Ihr nicht helfen und entkam durchs Fenster. Das Gelände war zwar eingezäunt, aber irgendwie schaffte ich es doch, zu entkommen. Danach rannte ich los. Ich rannte und rannte, obwohl mir die Tränen meine Sicht verschleierten. Ich hatte Tamara zurückgelassen und konnte sie nicht mehr holen. Dabei war sie die Letzte, die mir von meiner Familie geblieben war. Meine Mum saß im Gefängnis und mein Vater, wenn man ihn überhaupt so bezeichnen kann, war irgendwo hin verschwunden.

Nach zehn Minuten wurde ich langsamer. Meine Lunge brannte wegen der kalten Luft und ich hatte wahnsinniges Seitenstechen. Ich ließ mich auf den Boden fallen und schlief dort ein, ohne überhaupt zu wissen, wo ich war …

Als ich am Nächsten morgen aufwachte, wusste ich zuerst nicht was los war bis meine Erinnerungen an die vergangene Nacht zurückkehrten. Wieder hatte ich Tränen in den Augen, aber ich musste stark bleiben, irgendwann würde ich meine Schwester nachholen.
Die nächsten Tage und Wochen waren nicht leicht für mich, ich stromerte durch die Gegend und versuchte so gut wie möglich zurechtzukommen. Zunächst versuchte auch in die alte Wohnung zu kommen, weil ich den Schlüssel noch hatte und das Schloss nicht ausgetauscht war gelang es mir, das Amtssiegel zu verletzen und reinzukommen und suchte einige für mich wichtige Sachen zusammen. Nachdem ich alles fertig gepackt hatte, schulterte ich meinen Rucksack und ging wieder.

Danach wurde es aber immer noch schwerer. Mir fehlte das Geld für Essen und vor allem ein Dach über dem Kopf. Ich schlug mich knappe zwei Jahre mit schnorren und Klauen durch. Naja irgendwann bekam ich aber mit das sich mit etwas anderem noch schneller und vor allem mehr Geld verdienen ließ. Ich war damals 13 geworden und es hatte mich an den Ostbahnhof verschlagen. Es gab dort einige Männer, die sich an mir aufzugeilen schienen. Irgendwann bot mir einer von denen 150€ an, wenn ich ihm einen blasen würde. Ich wusste natürlich noch nicht, was das war. Naja dann der Typ öffnete die Hose, holte seinen Schwanz raus und rammte ihn mir in den Mund. Ich musste zunächst würgen, hielt es aber aus, dann spritzte er in meinen Mund ab, und als alles wieder sauber war und verstaut, gab er mir die 150€ und verschwand. Wir trafen uns von da an mindestens einmal pro Woche. Irgendwann wurde es mehr und er nahm mich sogar mit zu sich Heim. Dann wollte er auch mehr und erhöhte auch den Preis, denn er wollte mich ficken. Ich sollte aber 300€ bekommen dafür. Also ließ ich es geschehen, ich sagte auch nichts, als es wehtat und fast heulen musste, schließlich bekam ich ja Geld dafür. Nach einigen Monaten wurden es immer mehr Männer, die zu mir kamen und ich fühlte mich begehrt. Das ging dann fast wieder zwei Jahre so. Ich verdiente genug, um mir Essen kaufen zu können. Mir gings richtig gut, wenn ich es nicht geil fand, was die mit mir machten. Dass Sex auch schön sein kann, wusste ich ja nicht. Auch hatte ich keine Angst vor Krankheiten oder so was, ich kannte das ja alles nicht.

Doch irgendwann endete auch das. Es war schon Abend und ich war müde, nur noch ein letzter Kunde sollte kommen. Wir verabredeten vor der Toilette, dass ich ihm einen blasen würde. Im Klo angekommen riss er mich jedoch rum und zog mir meine Hose runter. Er setzte seinen Schwanz ohne zögern an meinem Loch an und versuchte in mich einzudringen. Ich hatte höllische Schmerzen, als er seine Latte Millimeter für Millimeter immer tiefer in meinen Arsch drückte, mein Wimmern ging in seinem Stöhnen unter. Ich schaffte es irgendwie mich etwas aus seinem Griff zu befreien und trat nach hinten aus. Mein Fuß traf zielsicher sein Knie. Er schrie auf und ploppte aus mir raus. Ich drehte mich um, als er auch schon anfing, mich zu schlagen. Seine Faust traf meine Nase, ich stolperte rückwärts und fiel auf meinen nackten Arsch. Er beugte sich über mich, packte mich am Hals und zog mich etwas in die Höhe. „Du dreckiger Stricher. Ich bring Dich um!“, er ließ mich los und sein Fuß traf mich im Magen. Ich fiel komplett um und schnappte nach Luft. Gerade als er wieder zutreten wollte, schlug die Tür auf. Ein blonder Junge kam hereingestürmt und schrie irgendwas. Dann wurde es dunkel …


Als ich am nächsten Morgen aufwachte, lag ich auf einer Matratze in einem alten Schuppen. Ich versuchte aufzustehn doch eine Hand hielt mich unten. Der blonde Junge vom Klo lächelte mich sanft an. „Bleib liegen“. Ich tat wie befohlen und er erzählte mir, was passiert war. „Ich hatte dich beobachtet und gesehen, wie du mit diesem Typ ins Klo verschwunden bist. Als Du dann aber solange nicht wiederkamst, dachte ich mir ich schau mal, was los ist. Drinnen hörte ich dann dein wimmern und schreien. Ich hab den Typen dann verscheucht. Du warst noch mal kurz bei Bewusstsein und so konnte ich Dich hierher schaffen.“ „Wo sind wir hier?“ „In Grünwald“. Er strich mir wieder sanft über den Kopf.

In den nächsten Monaten wurde ich dann Teil seiner kleinen Gruppe. Wir bettelten hauptsächlich, um uns was zu verdienen. Es war eine sehr schöne Zeit, wir wechselten oft unseren Standort und landeten schließlich unten bei der Trambahn. Aber dann kamst du Basti und hast mein Leben kräftig auf den Kopf gestellt. Das mit Nico war nur dazu da um mich über dich hinwegzutrösten. Eigentlich wollte ich nur dich, seit ich dich damals im Regen an der Tram gesehen hatte …

Freitag, 16. Dezember 2011

Leon D - Biss zur Erlösung 6

6: Glück im Unglück

Während Christian und Markus sorgsam Laub, Äste, und Brennholz an der Feuerstelle im Zentrum des Zeltlagers aufschichteten, lagen Leon und Xaver eng aneinandergekuschelt und versuchten zu schlafen. Was besonders für Xaver nicht ganz einfach war, denn obwohl er Müde war, kreisten seine Gedanken immer wieder um die Vision, die er gehabt hatte. Ihr war es zu verdanken, das 200 Ninjas anrückten, um das Lager zu sichern und er jetzt mit Leon hier war, um seinem Neffen zu Hilfe eilen zu können, falls es nötig würde. Hoffentlich würde es gelingen, die neun Welpen aus dem Zeltlager zu entfernen, bevor sie weitere Jungs infizieren konnten. Wenn dieser Plan nicht funktionierte, würde es zu einer Schlacht, ähnlich der im Kölner Knabeninternat, kommen.

„Hoffentlich geht unser Plan auf Leon“, flüsterte Xaver. „Mach dir darum keine Sorgen Schatz, es wird gelingen“, antwortete Leon. Es musste einfach funktionieren, alles andere würde einen Wirbel verursachen, der die Gaypire um Jahre zurückwerfen und ihren Kampf gegen Vitali alias Ludolf Hinkel zusätzlich erschweren, wenn nicht sogar unmöglich machen würde. Denn natürlich würde der diesen Vorfall durch die ‚Geheime Wolfsstaffel’ prüfen und nach den Tätern suchen lassen, was ihn über kurz oder lang auf die Spur der Gaypire bringen würde …


Im Zeltlager waren die Vorbereitungen für das abendliche Lagerfeuer inzwischen beendet und Christian hatte sich mit Xavers Neffen an den See zurückgezogen, wo sie nach schweißtreibender Arbeit Abkühlung suchten, während alle anderen Jungs und deren Betreuer sich wieder im Lager befanden. Jedenfalls dachten sie das, als sie sich auszogen, um splitternackt in den See zu springen. Während Chris und Markus ausgelassen im Wasser tollten, und versuchten sich gegenseitig unterzutauchen, rannten an Land drei Jungs zu dem Platz, wo ihre Sachen lagen, schnappten sie sich und verschwanden, wie sie gekommen waren, nachdem einer von den Dreien einen mit Buchstaben aus Tageszeitungen zusammengeklebten Brief den er ablegte und mit einem Stein beschwerte, damit er auch garantiert nicht von einem zufälligen Windstoß davongeweht wurde.

„Mei, wo san denn unsre Sachen?“, fragte Markus, als Chris und er 40 Minuten später wieder aus dem Wasser kamen und tropfnass ihren Liegeplatz erreichten. Chris erster Blick fiel sofort auf den Zettel, der im Gras lag, während Markus glaubte, dass sie an der falschen Stelle aus dem See gestiegen waren und die nähere Umgebung mit den Augen absuchte. Christian legte den Stein beiseite, hob die deponierte Nachricht auf, und überflog sie:

‚KEIN VOLKSDEUTSCHER IST BESCHNITTEN NICHT! FASST DU JUDENSCHWEIN EINEN UNSERER KAMERADEN AUCH NUR AN, MACHEN WIR DICH FERTIG!
                       
SCHAU DICH AB SOFORT BESSER ZWEIMAL UM!’

Chris versuchte den Drohbrief vor Markus zu verstecken, um ihn nicht zu beunruhigen, doch der hatte ihm über die Schulter geschaut und mitgelesen. „Des woar b’stimmt der Huber Micha, der hat so oan Hass auf dera Juden“, sinnierte der junge Münchener verängstigt. „Markus, ich bin kein Jude“, reagierte Franzenstein. „Mei und warum bist dann beschnitten?“ „Weil ich eine so enge Vorhaut hatte, dass es mir jedes Mal wehtat, wenn sich mein Puller versteifte“. Chris sprach nicht gerne über diesen operativen Eingriff, und wenn Markus ihn nicht danach gefragt hätte, dann hätte er es auch am liebsten verschwiegen …


„Wir müssen sofort nach Waffenbrunn“, schrie Xaver mit weit aufgerissenen Augen. „Irgendwas stimmt nicht mit Markus und Christian“. Er hatte die beiden im Traum splitternackt und verängstigt an einem See stehen sehen. Leon wusste zunächst nicht, wie ihm geschah, als von Beutelstein aus dem Bett sprang, Jagdkleidung und zwei Hosen, aus ihren Koffern zerrte und aufs Bett warf. „Jetzt zieh dich bitte an Leon, wir dürfen wirklich keine Zeit verlieren“, drängte Xaver seinen Freund. So schnell es ihnen möglich war, stiegen sie in die Uniformen der Waidmänner, eilten zu ihrem Auto und fuhren wenig später die paar Kilometer bis Waffenbrunn. Unterwegs erzählte Xaver aufgeregt, was er diesmal in seiner Vision gesehen hatte …


„Mei wos hammer denn doa, zwoa Nacktärsche“.  Aufgeschreckt drehten Markus und Christian sich um und sahen zwei Jäger auf sich zueilen, die sie erst auf den zweiten Blick erkannten. „So meine Herren, Sie werden uns jetzt ohne Widerworte ins Forstamt begleiten“, ordnete Leon an bevor sie Chris und Markus in ihre Mitte nahmen und zu ihrem Fahrzeug führten, sie hinten einsteigen ließen und kurz darauf losfuhren. „Greift mal unter die Rückbank, da haben wir Hosen für euch deponiert“, ordnete Xaver breit grinsend an.

Nachdem die beiden der Anweisung Xavers gefolgt waren, hielt Leon das Fahrzeug an und die vier jungen Männer stiegen aus und setzen sich gemütlich auf eine Wiese in der Nähe. „Jetzt klärt mich mal auf Jungs, was war überhaupt los?“, fragte Leon, woraufhin Chris ihm und Xaver den ‚Liebesbrief’, der Wolfsjungen zeigte. „Markus kommst du mal bitte mit mir? Ich glaube die Zeit ist reif, dir etwas zu erklären“. Der schaute seinen Onkel zunächst mit fragenden Augen an, ging dann aber mit.

„Markus, was weißt du über Werwölfe?“, fragte Xaver, nachdem sie ein Stück weiter gegangen waren. „Also laut dem Mythos sollen dass Menschen sein, die sich bei Vollmond in Wölfe verwandeln und sich dann auf die Jagd begeben ihre Opfer entweder zu töten oder ebenfalls zu Wolfsmenschen zu machen. Aber die gibt’s doch nicht wirklich.“ „Markus, es gibt sie Leon und ich, haben in den zwanziger Jahren mehrfach gegen sie kämpfen müssen. Doch das ist nichts, gegen das was uns jetzt bevorsteht. Unser Land wird vom Vater aller Werwölfe regiert. Was meinst du wohl, warum eure tolle Organisation Wolfsjugend heißt?“ Darüber hatte Markus eigentlich niemals nachgedacht. „Meinst du das ernst?“, fragte der junge Münchener unsicher. „Markus wir kennen uns schon so lange, habe ich dich jemals angelogen?“, fragte Xaver, dessen Augen dabei kurz grünlich weiß aufblitzten. Lang genug, dass es Leon und Christian wahrnehmen konnten, aber zu kurz für die menschlichen Augen von Markus.

Der schwieg eine Weile und versuchte seine Gedanken zu ordnen. Dann blickte er seinem Onkel fest in die Augen und antwortete leise: „Nein, das hast du niemals“. Beide sahen sich schweigend in die Augen, dann griff Xaver die rechte Hand seines Neffen und sie setzten sich genau gegenüber ins trockene Gras. „Markus da ist noch etwas, was du über Leon und mich wissen musst“, begann von Beutelstein und Herz schlug ihm dabei bis zum Hals. „Was denn?“, fragte Markus mit Verunsicherung in der Stimme. „Leon und ich …“ Xaver atmete ein letztes Mal tief durch, „… also wir sind keine gewöhnlichen Menschen mehr“. Es gab kein zurück mehr, Markus sollte es endlich wissen und dann für sich selber entscheiden, wie er damit umging. „Wir sind Gaypire“, vollendete er den Satz. „Ihr seid was?“ „Gaypire, das sind Vampire, die sich von der Sahne ernähren, die sie hübschen jungen Männern wie dir aus den Pullern saugen“.

„Ihr seid ein Paar oder?“, fragte Markus lächelnd, nachdem er die letzten Informationen verarbeitet hatte. „Ja sind wir, das darf aber niemand erfahren. Du weißt, was mit Homosexuellen im Deutschen Reich geschieht oder?“ „Ja und ich hab selber Angst davor“, antworte er mit Tränen in den Augen. „Du kennst doch den Christian oder? Das hat er mir jedenfalls heute im Wald erzählt“, schluchzte der junge Münchener. „Ja, er gehört auch zu uns“, flüsterte Xaver und wischte seinem Neffen die Tränen aus den Augen. „Hast du dich in ihn verliebt?“ Markus nickte bejahend und schaute kurz zu Chris und Leon hinüber, die sich auch zu unterhalten schienen. „Markus liebst du ihn so sehr, dass du bereit wärest, wie wir zu werden?“ Der junge Münchener überlegte nicht lange, dann atmete er tief durch und antwortete mit fester Stimme: „Ja, und obwohl ich Christian noch nicht lange kenne, bin ich bereit ein Gaypir zu werden, nur um ihm immer Nahe zu sein“. Minutenlang schauten sich die beiden jungen Männer in die Augen, dann fielen sie sich gegenseitig in die Arme. Xaver fiel in diesem Augenblick ein zentnerschwerer Stein vom Herzen. Sie standen auf und kehrten Arm in Arm lächelnd zu Leon und Christian zurück, die hatten vor ein paar Minuten Zuwachs bekommen, denn Yashito Honda saß bei ihnen. Er war alleine dort, weil Rupert zeitgleich in Berlin weilte. Einer der GWS-Agenten war nach einem Trainingsunfall mit gebrochenem Bein ausgefallen und von Beutelstein wollte die ‚Operation: Hässliches Entlein’ jetzt persönlich zum Erfolg führen.

„Chris, nimmst du mir bitte deinen Freund ab?“, fragte Xaver zwinkernd, nachdem er und sein Neffe den Japaner begrüßt hatten. Der stand auch direkt auf, nahm seinen Schatz in die Arme und küsste ihn, bevor sie sich zu den anderen setzten. Xaver hatte eine recht spektakuläre Idee, wie man seinen Neffen innerhalb der nächsten Tage aus dem Zeltlager schaffen könnte. „Verstehst du Yoshi? Es muss aussehen, als wäre Markus beim Baden im See ertrunken“, erklärte der junge Bayer. „Lasst mich kurz überlegen“, bat der Asiate und hatte bereits kurze Zeit später die Lösung. „Ich habe eine sehr alte Droge, welche die Körperfunktionen für mindestens 48 Stunden soweit herunterfährt, dass diese nicht mehr wahrnehmbar sind. Die Ninjas haben sie früher eingesetzt, um die Leichenstarre vorzutäuschen, wenn sie in Gefangenschaft gerieten“. Er suchte kurz in einem seiner Beutel, die er ständig bei sich trug, und übergab Chris etwas, das wie ein ganz normales kleines Bonbon aussah.

„Markus darf aber erst in den See, wenn es sich vollständig in seinem Mund aufgelöst hat. Sobald er dann im Wasser ist, treten innerhalb kürzester Zeit Lähmungserscheinungen auf, die Atmung setzt auf und er sinkt auf den Grund, noch bevor sich seine Lungenflügel mit Wasser füllen können.“ „Hat es irgendwelche Nebenwirkungen?“, fragte Xaver besorgt. „Sobald er aufwacht, wird er mindestens drei Tage sexhungrig sein, wie ein rolliger Kater, mit Dauererektion*“, antwortete Yashito grinsend.

*in abgeschwächter Zusammensetzung wird die Droge heute als VIAGRA vertrieben. (Anmerkung des Verfassers)

„Markus, du musst es nicht machen, wir finden sonst auch einen anderen Weg, dich da rauszuholen“, bot Xaver seinem Neffen an, obwohl er ihm ansah, dass dieser die in Aussicht gestellte Nebenwirkung recht anregend fand. Die Beule in Markus’ Hose und sein freches Grinsen, mit dem er Christian ansah, sprachen Bände. „Nein, is scho recht!“, entgegnete der junge Münchener mit einer ablehnenden Handbewegung. „Und das Welpenproblem löst sich mit etwas Glück spätestens morgen früh. Die Kusenbergs haben von mir Ketten mit Davidsternen bekommen, die sie den Neun heute Nacht umhängen sollen, wenn sie schlafen“. „Davidsterne?“, hinterfragten Christian und Markus erstaunt. „Genau und der Lagerleiter wird einen anonymen Tipp erhalten, dass sich im Zeltlager neun jüdische Jungs befinden, du kennst die Jungs übrigens Markus“, ließ Leon durchblicken. „Mei jetza soagts net, der Huber Micha is’ doa dabei“, sprach Markus eine spontane Vermutung aus.

„Genau der und die anderen acht Jungs aus dem Zelt ebenfalls. Wobei ich bei Micha, nachdem was ich heute über ihn gehört habe, davon ausgehe, dass er ihr Leitwolf ist“, ließ von Beutelstein durchblicken und berichtete Chris und seinem Neffen, von den Visionen, die er in letzter Zeit hatte. „Gut, dass du nicht mehr bei denen im Zelt bist, Schnuffel“, bemerkte Franzenstein, nachdem Xaver mit seinen Ausführungen fertig war. Von Beutelstein war, ohne dass Markus es mitbekam, in dessen Gedanken eingedrungen und hatte festgestellt, dass sein Neffe wirklich nicht wusste, auf was er sich er sich einließ, als er in die WJ eintrat. Wie viele andere auch war Markus, dem Ruf Hinkels gefolgt, ohne darüber nachzudenken.

„So dann seht jetzt besser zu, dass ihr zurückkommt, bevor ihr vermisst werdet“, schlug von Beutelstein vor. „Markus wir sehen uns spätestens in Törzburg wieder“, setzte er nach, bevor er den Neffen zum Abschied umarmte …


„Wo habt ihr denn gesteckt, wir suchen euch schon überall“, riefen Matthias und Johannes Kusenberg den beiden jungen Männern schon von Weitem entgegen. „Wir mussten mit aufs Forstamt, irgendwelche Spaßvögel haben uns unsere Kleider gestohlen, als wir vorhin im See gebadet haben“, rief Christian laut zurück. ‚Dank Leon und Xaver haben wir jetzt wenigstens wieder Hosen am Arsch. Xaver hatte wieder eine Vision und er geht jetzt davon aus, dass Micha Huber der Leitwolf der Welpen ist.’ „Euch kann man auch keine zehn Minuten alleine lassen“, scherzte Matze noch, bevor Markus und Chris in ihrem Zelt verschwanden, wo schon die nächste Überraschung auf sie wartete. Irgendwer hatte offensichtlich ihre Sachen durchwühlt, und als ob das noch nicht genug wäre, wurden sie von Micha Huber aus dem Zelt gerufen. „Ihr zwoa sollts euch sofort beim Rimmel melden“, bellte er mit einem fiesen Grinsen auf dem Gesicht. Ohne zu wissen, was überhaupt los ist, gingen die beiden zur kleinen Blockhütte des Lagerleiters hinüber traten wenig später ein und meldeten sich wie befohlen. Das Donnerwetter, welches dort über sie hereinbrach, ließ ihnen die Ohren klingeln.

„Im Zeltlager ist gestohlen worden und dieses Diebesgut wurde bei ihnen beiden im Zelt gefunden und sichergestellt. Außerdem ist mir zu Ohren gekommen, dass sie nackt im See gebadet und dort Unzucht miteinander getrieben haben“, polterte Rimmel los, ohne Christian und Markus überhaupt eine Chance zur Verteidigung zu lassen. „Sie beiden werden SOFORT ihre Sachen packen und das Zeltlager verlassen. Tun sie dies nicht, werde ich sie morgen früh der Polizei übergeben. Haben Sie mich verstanden?“, bölkte Rimmel, ohne zu ahnen, welchen riesigen Gefallen er den beiden jungen Männern im Grunde damit getan hatte. „Antworten Sie gefälligst, wenn ich Sie etwas frage! Haben Sie mich verstanden?“, wiederholte der Lagerleiter, dessen Halsschlagadern zornig bebten. „Ja“, antworteten Markus und Chris, bevor sie auf den Absätzen kehrt machten.

Erst als sie wieder draußen standen, wurde ihnen bewusst, was in den letzten Stunden passiert sein musste. Huber und seine Jungs hatten ‚Diebesgut’ in ihrem Zelt versteckt und sie zusätzlich wegen homosexueller Handlungen bei Rimmel angeschwärzt. Der hatte nach den gegen sie erhobenen Vorwürfen natürlich sofort das Zelt durchsuchen lassen, ohne dass es irgendwer mitbekam, deshalb konnten die Kusenberg Brüder Christian und Markus auch nicht vorwarnen. Die staunten nicht schlecht, als sie die beiden kurze Zeit später ihre Sachen packen sahen. ‚Wir sind dank dem Huber Micha aus dem Lager geworfen worden.’ ‚Und wohin wollt ihr jetzt?’ ‚Erstmal in den Nachbarort zu Leon und Xaver. Spätestens übermorgen werden Markus und ich direkt nach Törzburg weiterreisen. Passt auf euch auf Hannes …’









Dienstag, 13. Dezember 2011

Rico, der Straßenjunge und ich 8

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, hatte ich bereits ein komisches Gefühl in der Magengegend, konnte aber nicht zuordnen warum. Ich duschte mich schnell, zog mich an und schlich leise die Treppe runter. Weil mein Dad noch schlief, konnte ich direkt zu Rico.

Die Morgenluft tat mir wirklich gut und befreite meinen Geist. Ich würde mich also bei meinen Eltern outen, soviel war klar. Nur wann wusste ich noch nicht genau. Aber heute kam meine Mum heim, also könnte ich gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.

An der Tram angekommen, blickte ich mich suchend um, als sich plötzlich von hinten zwei Arme um mich schlangen. Sofort waren alle schlechten Gedanken verscheucht und ich war wieder einfach nur glücklich. Ich drehte mich um und sah in das wunderschöne Gesicht von Rico. Wir küssten uns zärtlich. „Guten Morgen mein Süßer“, grinste ich ihn an. „Guten Morgen Schatz“, grinste auch Rico und wieder küssten wir uns. „Können wir wieder zu dir?“, fragte mich Rico. „Ja mein Dad schläft noch und merkt das nicht, wenn Du da bist.“

Rico grinste mich schelmisch an, „wir dürfen nur nicht zu laut sein“. Wir lachten beide laut und eine ältere Dame schaute uns böse an. Als wir fertig waren, machten wir uns auf den Heimweg. Dabei hielten wir wieder Händchen und konnten die Finger nicht voneinander lassen. Daheim angekommen zogen wir uns schnell aus und schlichen hoch in mein Zimmer.

Dort angekommen zog mich Rico sofort aufs Bett und wir küssten uns wieder. „Hey nicht so schnell Tiger“, lachte ich und setzte mich auf. Rico machte ein gespielt beleidigtes Gesicht und kam ebenfalls hoch. „Ich muss noch mit dir reden“, sagte ich ernst. Rico sah mich etwas ängstlich an. „Ich möchte mich bei meinen Eltern outen damit Du, vielleicht, hier wohnen kannst“, sagte ich und lächelte Rico an, der feuchte Augen bekam. „Das würdest du für mich tun?“, fragte er und ich merkte, dass er mit den Tränen kämpfte. Ich strich ihm zärtlich über den Kopf, „Ja das würde ich für dich tun.“ Rico umarmte mich stürmisch und so fielen wir beide nach hinten aufs Bett. Rico küsste mich und sagte, „so was Süßes hat noch nie jemand für mich getan.“ Seine Augen strahlten und in diesem Moment merkte ich richtig, wie sehr wir uns liebten. Sofort hatte ich wieder ein wunderschönes Kribbeln im Bauch. Wir schnäbelten noch einige Minuten miteinander bis Rico mich wieder aufstehen ließ.
„Es kann aber sein das meine Eltern das nicht so gut annehmen“, warnte ich Rico vor.

Dieser sah mich besorgt an „Wie meinst Du das?“ „Naja ich hab dir doch erzählt, dass mein Dad nicht gerade schwulenfreundlich ist. Unser letzter Nachbar war schwul und den naja hat mein Dad ziemlich beleidigt und angegangen, bis er ausgezogen ist.“ „Aber Du bist doch sein Sohn!“ Ich lächelte über Ricos Gutmütigkeit. „Naja ich hoffe dass ihn das von einem Rausschmiss abhält. Aber ich hab schon mit meinem besten Freund Georg was ausgemacht. Er holt uns ab, wenn es schiefgeht und ich kann dann für ’ne Weile bei ihm wohnen“.

Dennoch hoffte ich, dass alle gut gehen würde und Georg nicht Georg anzurufen brauchte. Doch das ungute Gefühl in mir wurde immer stärker. Gemeinsam mit Rico packte ich für den Fall das ich schnell weg musste meine Sachen. Danach kuschelten wir uns bis zum Nachmittag auf dem Sofa zusammen, hörten Musik und redeten.

Um 16 Uhr gingen wir dann gemeinsam runter. Rico blieb solange im Flur stehen und wir vereinbarten, dass ich ihn rufen würde, wenn ich ihn brauche. Meine Eldies waren gerade vom Einkaufen zurück und standen in der Küche. „Hallo, ich müsste mal mit Euch reden“. Mir steckte ein dicker Kloß im Hals und glaubte ich müsste mich sofort übergeben. Sie beachteten mich überhaupt nicht sondern packten fleißig aus. „Würdet Ihr mir bitte mal zuhören!“ Die Worte kamen etwas lauter und schärfer aus meinem Mund, als ich eigentlich wollte. Doch wenigstens hatte ich mein Ziel erreicht und sie schauten mich fragend an. „Was ist den Basti?“, fragte mich meine Mum in genervtem Ton. Ich spürte Wut ihn mir aufsteigen, dennoch versuchte ich, meinen Ärger runterzuschlucken. „Also … das ist mir jetzt sehr wichtig“, begann ich zögerlich und spürte, wie mir die Kniee weich wurden. Meine Wut wich wieder dieser Unsicherheit. War es wirklich der richtige Zeitpunkt? Aber dafür war es schon zu spät. Jetzt führte kein Weg zurück …

Wieder schauten mich beide erwartungsvoll an. „Ich hatte ja bisher noch nie eine Freundin, und … naja … kam euch das nie komisch vor?“ Mein Vater kicherte kurz. „Willst du uns damit etwa sagen, dass du schwul bist?“ „Und was, wenn es so wäre?“ „Ich denke das weißt du sehr genau!“ Ich fing leicht an, zu zittern. Obwohl es sehr warm in der Küche war, wurde mir plötzlich unendlich kalt. „Ja Dad du hast recht. Ich … ich bin schwul!“ Endlich hatte ich es raus, dennoch stellte sich bei mir keine Erleichterung ein. Die Angst vor meinem Vater war einfach zu groß. Beide schauten mich ungläubig an, von Wut war keine Spur in Ihren Augen zu erkennen, eher Unverständnis. Meine Mutter war, die erste die Ihre Stimme wieder fand. „Und warum sagst du uns das ausgerechnet Jetzt?“ „Weil … ich … ich habe einen Freund.“ In diesem Moment kam Rico rein und nahm meine zitternde total verschwitzte Hand. Meine Vater starrte uns mit großen Augen an. Dann fand auch er seine Stimme wieder. „Wie lang geht das schon?“ fragte er mit bebender Stimme. Ich spürte die Wut, die in seinen Worten mitschwang. Meine Knie drohten zu versagen so sehr zitterte ich. Nur dank Rico konnte ich mich noch auf den Füßen halten. Meine Kehle war plötzlich extrem trocken und das Antworten fiel mir scher. „Seit ein paar Tagen.“ „Habt Ihr es etwa schon in MEINEM Haus getrieben?“, schrie er beinahe heraus. Meine Augen fühlten sich mit Tränen, Meine Mum saß nur da und sagte gar nichts. Ich selber war unfähig zu antworten, weil ich spürte, dass die Situation aus den Fugen geriet und hoffte nur noch dass ER mich nicht rauswarf. „Ihr verlasst beide sofort mein Haus. SOFORT!!!“

Jetzt öffneten sich meine Kanäle. „Ist das Dein Ernst?“ fragte ich mit tränenerstickter Stimme. Mein Dad sprang auf und rannte auf mich los. Noch bevor ich oder Rico etwas machen konnten, wirbelte seine flache Hand durch die Luft und landete mit einem lauten Klatschen mitten in meinem Gesicht. Ich spürte nichts, keinen Schmerz, nur das meine Beine nachgaben und ich unsanft auf dem Boden landete. Das Letzte was ich erkannte war das wutverzerrte Gesicht meines Vaters. Dann wurde alles um mich herum schwarz …

Das Nächste, was ich wahrnahm, waren verschiedene aufgeregte Stimmen. Vorsichtig versuchte ich, meine Augen zu öffnen. Grelles Licht drang durch meine halb geöffneten Lider. Die Stimmen verstummten und ich sah ein Gesicht vor mir. Langsam erkannte ich Rico, der zärtlich mein Gesicht streichelte, und versuchte mich anzulächeln, was ihm aber aufgrund seiner roten Augen und dem besorgten Blick nicht recht gelang. Langsam richtete ich mich auf und war anfangs etwas orientierungslos. Ich war in einem kleinen Zimmer. Erst als ich Georg und seine Mutter erblickte, wurde mir klar, wo ich war. Irgendwie hatte Rico es wohl geschafft, mich aus dem Haus zu bekommen und Georg anzurufen. Frau Maiser setzte sich zu mir auf das Bett und sah mich eindringlich an. „Wie geht’s es dir jetzt?“ Die Tränen in meinen Augen waren wohl Antwort genug. Sie nahm mich in den Arm. „Du kannst solange bei uns bleiben, bis es Dir besser geht und auf eigenen Beinen stehen kannst“. Ich schluchzte hemmungslos. Rico kam näher und löste Frau Maiser mit der Umarmung ab. Er kraulte mir sanft den Nacken und streichelte über meinen Kopf. „Wir lassen Euch besser mal alleine“. Mit diesen Worten verließen Frau Maiser und Georg das Zimmer. Ich erwiderte Ricos Umarmung. Meine Tränen fluteten seinen Pulli, er nahm seinen Kopf von meiner Schulter und schaute mir tief in die Augen. „Es wird alles gut“, flüsterte er. Was sollte wieder gut werden? Meine Familie hatte mich rausgeworfen und mit meinem Gehalt konnte ich mir niemals eine eigene Wohnung leisten.

Nach fünf Minuten löste ich mich aus seiner Umarmung. Ich wischte mir die letzten Tränen aus dem Gesicht. „Es ist schon spät. Du solltest langsam los. Will nicht das Dir was passiert, wenn es später wird.“ „Hey, erstens lebe ich auf der Straße. Ich kann mich schon wehren und zweitens darf ich heute Nacht bei Dir bleiben“, Rico strahlte mich an. Mein Herz machte trotz allem einen kleinen Freudenhüpfer. Wenigstens heute Nacht war ich nicht alleine. „Du, ich geh besser noch mal duschen.“ Rico nickte kurz. Fast mechanisch schafften mich meine Beine zum Bad zu viele Gedanken rasten durch meinen Kopf. Im Bad angekommen zog ich mich aus und stieg in die Dusche. Ich hoffte, dass das warme Wasser meine Gedanken reinigen würde, doch das Einzige was kam war nackte Angst, Angst noch mehr zu verlieren, als ich eh schon verloren hatte. Wieder wurden mir die Knie weich wie bei meinem Outing, ich fing erneut an zu weinen und zitterte am ganzen Körper. Mit dem Rücken an der Wand rutschte ich langsam an den Fliesen runter. Meine Tränen mischten sich mit dem warmen Wasser, das über meine Brust lief. Immer wieder wurde ich von Heulkrämpfen geschüttelt. Mir war alles egal. Scheinbar schien mein Schluchzen das Rauschen zu übertönen. Denn plötzlich hörte ich ein Klopfen und Ricos besorgte Stimme. „Basti? Ist alles ok.“ Ich konnte nicht antworten, meine Tränen erstickten alles. Dann hörte ich, wie Rico sich vom Bad entfernte und mit Georg zurückkam. Sie entriegelten die Tür mit einer 50 Cent Münze und öffneten sie.

Rico rannte als Erster hinein, zog den Duschvorhang beiseite und kam sofort mit unter die Dusche. Er setzte sich still neben mich und ich lehnte mich an ihn. Rico schloss mich fest in seine Arme und drückte mich an sich. Georg erkannte, dass er hier fehl am Platze war, verließ das Badezimmer wieder und fing seine Mum ab. Zwar verstand ich kein Wort von dem, was sie redeten, aber sie entfernten sich wieder. Rico war mittlerweile total durchnässt, dennoch blieb er neben mir sitzen und hielt mich einfach nur fest. Langsam ließen meine Tränen nach. Rico stand nach zehn Minuten auf und zog mich vorsichtig mit hoch. Es fiel mir schwer und ich konnte mich nur mühsam auf den Beinen halten. Rico nahm sich ein Handtuch und trocknete mich damit ab. Danach hob er mich hoch und trug mich ins Gästezimmer zurück. Als ich nackt im Bett lag, zog er sich schnell aus und legte sich zu mir. Ich kuschelte mich eng an ihn und schloss meine Augen, doch Einschlafen konnte ich nicht. Nach einer halben Stunde spürte ich wie Rico versuchte, sich bequemer hinzulegen, ich öffnete meine Augen etwas und stütze mich auf. „Kannst Du auch nicht schlafen?“ „Nein, das alles geht mir noch so im Kopf rum. Hab Angst, dass ich Schuld daran bin.“ „Hey Rico, du bist daran nicht schuld ich musste mich ja mal outen. Und ohne dich wäre ich vielleicht nicht hier“. Wir küssten uns zärtlich. Wieder kuschelten wir uns zusammen. „Wenn wir sowieso nicht schlafen können. Würdest Du mir was über Deine Vergangenheit erzählen?“ Ich merkte, wie Rico nachdachte. Er sah mich an. „Du wärst der Erste, mit dem ich überhaupt darüber rede. Aber ich vertraue Dir“.

Und dann er begann zu erzählen …

Dienstag, 6. Dezember 2011

Rico, der Straßenjunge und ich 7

Ich hatte 1000 Schmetterlinge im Bauch. Es war zwar noch zu früh, von einer Beziehung zu reden, aber es war ein verdammt guter Anfang. Ich strahlte so sehr, dass man damit locker ganz Grünwald hätte beleuchten können. „Hey Basti? Bis Du noch da?“, grinste Rico mich an und riss mich so aus meinen Gedanken. „Hmmm? Ach so ja bin noch da“, grinste ich zurück und wieder trafen sich unsere Lippen. „Zu mir oder zu Dir?“, fragte ich Rico zwinkernd. „Hmmm … zu Dir“, entschied Rico und zwinkerte zurück. Ich stand auf und wollte Ricos Hand ergreifen, doch dann stockte dieser. „Sag mal Basti warum bist du eigentlich hergekommen. Ich meine nach gestern?“ Mein Herz setzte kurz aus. „Hmm, naja nur so. War eben hier unterwegs und hab Dich gesehen.“ log ich und versuchte nicht Rot zu werden. Rico stutzte und sah mich komisch an „Komm Basti … lüg mich nicht an. Was war los?“ Mir wurde plötzlich ziemlich warm und ich fing an zu schwitzen. „Ja ok. Ich wusste das du und Nico, na ja … das ihr euch getrennt habt.“ Dabei versuchte ich Schuldbewusst auszusehen, was mir aber nicht wirklich gelang. Das Funkeln in Ricos Augen war komplett verschwunden. Was ich darin sah, war Ratlosigkeit und Enttäuschung. „Woher wusstest du es? Und lüg mich nicht wieder an!“ „Ich … ich hab’ zufällig Nico getroffen und der hat es mir gesagt.“ Das war zumindest nicht gelogen. „Du lügst doch schon wieder! Ok Basti, Du hast eine Chance die Wahrheit zu sagen. Wenn Du wieder lügst, bin ich gleich weg!“ „Ok, aber lass uns zu mir gehen. Bitte! Ich will das nicht hier in der Öffentlichkeit besprechen.“ Während Rico überlegte versuchte ich ruhig zu bleiben. Vielleicht würde er ja nicht zu Böse sein, wenn er es erfuhr. „Ok wir gehen zu Dir. Aber keine Spielchen, Ok?“ Ich stand auf und wollte erneut Ricos Hand nehmen, aber er zog sie weg und blickte mich böse an.
Den ganzen Weg bis zu mir schwiegen wir uns an. Währenddessen versuchte ich meine Gedanken zu ordnen, schweifte aber immer wieder ab. Gerade war ich noch so glücklich und jetzt das? Ich hoffte einfach nur, dass alles wieder gut wird.

Bei mir angekommen schloss ich die Tür auf und bat Rico rein. Wie nicht anders zu erwarten, war wieder einmal niemand daheim. Wir zogen uns aus und gingen nach oben. Rico machte große Augen, als er mein „Reich“ betrat. Er ließ seine Blicke schweifen und setzte sich dann vorsichtig auf das Sofa. Ich lächelte ihn an doch alles, was zurückkam, war ein kalter Blick. Also setzte ich mich neben ihn und erzählte die ganze Geschichte. Dass ich mich besaufen wollte, dann auf Nico traf und wie er mich dann verführt hatte. Rico saß die ganze Zeit still da und nickte nur ab und zu.
Als ich fertig war, sah er mich mit traurigen Augen an. „Du hast also die Situation einfach ausgenutzt?“ fragte er mich. „Nein Rico! Ich wollte nur gucken, wie es dir geht und mich entschuldigen.“ „Reichlich spät meinst Du nicht?“ Nach diesen Worten stand Rico auf. „Ich glaube wir brauchen noch etwas Zeit Basti. Ich muss das alles erst verarbeiten.“ Sämtliche Farbe, wich aus meinem Gesicht und ich hatte einen riesigen Kloß im Hals. Ich schluckte und versuchte auch die Tränen zu unterdrücken. „Wir dürfen nichts überstürzten.“ „Bitte Rico, lass mich Dir zeigen das, wie sehr ich Dich liebe.“ Ich sah Rico mit flehendem Blick an. „Bitte mach es mir nicht so schwer. Das geht mir alles zu schnell und jetzt muss ich auch noch verdauen, dass du mit meinem Ex geschlafen hast“. Rico ging zur Tür und stürmte runter. Ohne ein weiteres Wort ging er und mir fehlte die Kraft, ihm zu folgen. Dabei hatte so sehr gehofft, dass zwischen uns alles wieder gut wird. Und jetzt das. Es gab sicher keine Hoffnung mehr für uns. Mit Tränen in den Augen ließ ich mich zur Seite fallen … ich war fühlte so unendlich leer. Wenige Augenblicke später fiel ich in einen traumlosen Schlaf.
Als ich wieder erwachte, war es fast 23 Uhr. Ich stand langsam auf und streckte mich. Mein Blick fiel zur Tür und die Erinnerungen an den Nachmittag kehrten zurück. Sofort schlug meine Laune wieder um, nur diesmal war es keine Trauer, sondern Wut, die mich erfasste. Wut über mich und das ich Rico gesagt hatte, was passiert war. Aber auch Wut auf Rico, dass er erneut so heftig reagiert hatte. Ich trat mit dem Fuß gegen meinen Schrank. Der Schmerz zog sich durch das ganze Bein. „SHIT!“ fluchte ich lauthals und humpelte zurück auf mein Sofa. Ich musste etwas unternehmen, wenn ich Rico nicht endgültig verlieren wollte. Aber was? Einfach zu ihm rennen und um Verzeihung betteln, kam nicht infrage. Dann würde ich ja gleich als Weichei abgestempelt werden. Ich sollte versuchen noch mal ruhig mit ihm zu reden, sofern das möglich war. Der Schmerz in meinem Fuß war verflogen, also rappelte ich mich auf, ging runter, zog mir Schuhe und Jacke an und machte mich entschlossen auf den Weg zu Rico. Die kühle Luft tat gut und endlich konnte ich meine Gedanken ordnen.

An der Tram angekommen sah ich mich um. Konnte Rico jedoch nicht entdecken.
Plötzlich hörte ich Schritte hinter mir. Ich drehte mich um und erkannte Nico. Er roch wie eine ganze Brauerei und hatte mächtig Schlagseite. „Du dreggiger Pisser … hör auf dich an meinem Freund ransumachn!“ lallte er mir entgegen „Ich dachte ihr habt euch getrennt“, sagte ich mit möglichst ruhiger Stimme Ich musste irgendwie versuchen zu verhindern, dass Nico durchdrehte und mich angriff. „Ja wegen diru Arsch. Ich war so glücklich mid ihm. Und dann kommsu und machs alles kapudd. Ich hab Euch knudschn sehn.“ Er hatte den Satz gerade beendet, als seine Faust mein Gesicht traf. Der Schlag traf mich so unerwartet und heftig, dass Ich keine Chance mehr zum auszuweichen hatte.
Etwas knackte, dann taumelte ich rückwärts, ging zu Boden; schlug mit dem Hinterkopf aufs Straßenpflaster, und während mir die Sinne schwanden, registrierte ich noch das ich mindestens einen Zahn verloren hatte. Mein Mund füllte sich mit Blut, mein Kiefer schmerzte und dann wurde mir Schwarz vor Augen …
Irgendwann schreckte hoch. Wo war ich? Und warum tat mir mein Kopf so höllisch weh? Nur langsam kamen die Erinnerungen wieder zurück. Ich war auf Nico getroffen und der hatte mir eine verpasst und was danach kam, fehlte mir komplett. Ich schaute mich um und erkannte, wo ich mich befand … in der Fußgängerzone unter einer der Treppen. Als Nächstes hörte ich hinter mir ein Räuspern, drehte mich in die Richtung, aus der das Geräusch kam und erkannte Rico, der mich sanft anlächelte. „Hey wie geht’s Dir?“ „Bis auf meinen Kopf und den Mund ganz gut.“ „Was war überhaupt los? Als ich dazukam, stand Nico vor dir und wollte auf Dich eintreten. Da hab ich ihn weggezogen, ihm eine verpasst und danach ist er abgehauen.“ „Na ja er stand plötzlich hinter mir und lallte, ich wäre schuldig an eurer Trennung und dann hat er auch schon zugeschlagen. Danke das Du mir geholfen hast“.
Rico sah mir tief in die Augen. „Das von gestern tut mir leid“, plapperten wir gleichzeitig los. Ich lachte nervös und fasste mir an den Hinterkopf, der immer noch schmerzte.
„Rico das gestern tut mir unendlich Leid. Ich verstehe, dass Du Zeit für dich brauchst und das erst verarbeiten musst.“ „Mir tut es ja auch Leid. Ich hätte dir niemals unterstellen dürfen, dass du die Situation ausgenutzt hast. Ich hab einfach überreagiert“.
Erneut trafen sich unsere Blicke. „Und wie soll es jetzt weitergehen mit uns?“, fragte ich Rico leise. „Am besten so“, antwortete er und wir küssten uns zärtlich. Als wir uns voneinander lösten, sah ich wieder dieses Strahlen in Ricos Augen. „Aber lass uns langsam machen, ok?“ „Ja ok versprochen“. Wieder küssten wir uns. Rico fasste mir dabei an den Hinterkopf, wobei hörbar Luft einsog, als seine Hand meine Wunde berührte. „Hmm, das sollte sich ein Arzt ansehen“, bemerkte Rico und blickte mich besorgt an. Also kramte mein Handy hervor und rief Georg an. Er sagte zu sofort zu kommen, um mich ins Krankenhaus fahren. Ich verabschiedete mich noch schnell von Rico und versprach, morgen früh wieder vorbeizukommen.
Zehn Minuten später traf Georg ein und ich stieg sofort ein. Als er mich sah, wurden seine Augen größer. „Scheiße was hast Du denn gemacht!?“ „Ricos Ex hat mich verprügelt.“ Er fuhr los und ich winkte Rico ein letztes Mal zu. „Na bei Euch beiden scheint ja auch alles zu passen“, grinste er breit. „Ja, aber wir wollen langsam machen und sind auf einem guten Weg.“

Während der Fahrt, schwiegen wir und Georg fuhr schließlich in die Notaufnahme des Harlachinger Krankenhauses. Fast zwei Stunden dauerte es dort, bis ich komplett versorgt war. Weil die Wunde schon zugeheilt war, musste nicht genäht werden, weswegen der Arzt einen ziemlichen Aufstand probte. Letzten Endes bekam einen kleinen Verband um den Kopf. Der Kiefer war Gott sei Dank nicht gebrochen, sondern lediglich leicht geprellt. „Da können wir auch nicht viel machen“, meinte der Arzt.

Als wir endlich wieder im Auto saßen, grinste Georg mich breit an. „Was denn mit dir los? Hast Du Dir, was gespritzt als ich beim Arzt war?“ „Nein, nein. Ich frag mich nur, wann Du es IHNEN endlich sagst?“ Mit Fragezeichen in den Augen blickte Georg an „Was soll ich wem sagen?“ Noch immer grinste er breit „Oh man … du bist echt nicht der Hellste. Ich meine, wann du dich endlich bei Deinen Eltern outest?“ „Wie kommst Du denn jetzt darauf?“ „Naja bei dir und Rico scheint es ja endlich gut zu laufen. Und da wäre es vielleicht mal ganz gut, das zu erledigen.“ „Du kennst doch meine Eltern. Und du weißt doch sicher noch das, mit unserem schwulen Nachbarn? Glaube nicht, dass das bei mir anders wäre.“ „Das kannst du nur wissen wenn du es versuchst. Und ewig kannst du dich kaum verstecken. Wenn wirklich was schief geht, dann versuche ich dich, bei mir unterzubringen.“ Wie immer hatte Georg recht, lange würde das nicht mehr gut gehen. Vor allem weil Rico wohl künftig häufiger bei mir sein würde. Und wenn ich tatsächlich bei ihm bleiben könnte, weil mein Dad das nicht begreifen wollte, hatte ich zumindest für die erste Zeit eine Option. Ich überlegte noch etwas hin und her und fasste dann den Entschluss. „Georg? Ich glaube es ist besser, wenn ich mich endlich oute. Morgen kommt mein Dad heim, dann werde ich es ihnen sagen!“ „Ok, und ich sag dir später noch Bescheid ob du, falls es Negativ läuft, bei mir bleiben kannst.“
Georg setzte mich daheim ab und fuhr direkt weiter. Als ich die Tür öffnete, kam mir Essensduft entgegen. Was heißen musste das meine Mum oder Dad daheim waren. Ich trat in die Küche und sah meinen Dad an der Mikrowelle stehen. „Hi Dad.“ Hallo Sebastian. Oh Gott was ist denn mit Dir passiert?“ „Nichts Schlimmes. Passt schon“. Er besah sich kurz alles und ging aber nicht weiter drauf ein. „Dachte du wolltest erst morgen wieder kommen?“ „Ja ursprünglich schon. Aber die Konferenz hat nicht solang gedauert wie geplant.“ „Wann kommt deine Mum heim?“ „Die wollte heute Abend kommen“.

Ich ging rauf in mein Zimmer und legte mich erstmal auf die Couch. Mein Kopf tat immer noch weh und auch mein Kiefer schmerzte etwas. Ich machte die Augen zu und versuchte zu schlafen.
Ich träumte von meinem ersten Date mit Rico und noch anderes, wirres Zeug.
Dann riss mich plötzlich eine Musik aus meinem Schlaf. Es war mein Handy, verschlafen rieb ich rieb mir die Augen, griff es dann und sah das ich eine Nachricht von Georg hatte. Er schrieb das ich bei ihm bleiben könnte wenn alles schief geht. Ein Blick auf die Uhr zeigte mir, dass es 18 Uhr war. Mein Magen knurrte bedrohlich, also ging ich runter in die Küche, um mir dort was zu machen. Meine Mum war immer noch nicht da. Also öffnete ich den Kühlschrank und holte mir Wurst und Käse heraus, um mir zwei Brote zu machen, die ich so schnell hinunterschlang, dass ich wieder meinen Kiefer wieder spürte. Danach zog ich mich an und machte mich auf den Weg zu Rico.

Dort angekommen hielt ich nach ihm Ausschau, entdeckte ihn aber nicht. Bis mich plötzlich jemand von hinten umarmte und mir seinen Kopf auf die Schulter legte. Ich drehte mich und sah in Ricos wunderschöne schönen Augen. Wir küssten uns zärtlich. Das uns dabei alle anstarrten war mir egal. Für mich zählte nur dieser Augenblick. In mir breitete sich eine Wärme aus, wie ich sie noch nie zuvor gespürt hatte. Wir lösten uns voneinander und strahlten uns gegenseitig an. „Na wie geht’s dir? Warst Du beim Arzt?“ „Ja war ich. Ist nix Schlimmes, wird schon wieder.“ „Hast ja nen schönen Verband“, lachte Rico und ich knuffte ihm in die Seite.

„Du Rico?“ „Hmmmm?“ „Ich bräuchte dich bitte morgen mal. Will mich daheim outen.“ „Wegen mir?“ „Naja das auch. Aber vor allem will ich mich nicht mehr verstecken müssen.“ „Du guckst aber nicht sehr glücklich aus der Wäsche dabei.“ „Ich kann dir dazu eine kleine Geschichte erzählen, aber können wir uns hinsetzen?“ Wir gingen zu einem etwas höheren Steinzaun und setzten uns dort rauf. „Also, wir hatten vor nicht so langer Zeit einen Nachbarn, der auch schwul war. Zuerst lief alles ganz normal. Bis der Typ sich auf einer kleinen Grillfete outete. Mein Dad tyrannisierte ihn von da an täglich, das ging so lange, bis der ausgezogen ist und Anzeige erstattet hatte gegen uns“, Rico blickte mich besorgt an „Und Du meinst er reagiert bei Dir anders?“ „Ich hoffe es zumindest. Bin ja sein Sohn.“ „Und wenn er dich rauswirft?“ „Kannst Du Dich noch an Georg erinnern?“ „Ja klar, der Typ, der das Date für Dich ausgemacht hat?“ grinste Rico. „Ja genau der. Ich könnte dann zunächst bei ihm einziehen“.

Ich kuschelte mich etwas an Rico. „Aber ich hoffe einfach das sie es verstehen.“ Rico nickte nur und wir küssten uns wieder. Wir saßen noch eine halbe Stunde da, kuschelten etwas und küssten uns immer wieder. Um 19 Uhr verabschiedeten wir uns wieder. Ich gab Rico einen letzten Kuss, dabei fing er an, mit seiner Zunge an meinen Lippen zu spielen. Ich öffnete leicht meinen Mund und Rico drang ein. Wir züngelten etwas, dabei spürte ich wieder die Hitze in mir aufsteigen. Unsere Zungen umkreisten sich und spielten miteinander. Nach einer gefühlten Ewigkeit lösten wir uns voneinander. Ich streichelte Rico sanft über den Kopf.
„Rico, ich liebe dich.“ Ich sah einige Tränen in Ricos Augen. „Ich liebe Dich doch auch“, schluchzte er und wischte sich danach die Tränen weg. Wir küssten uns noch mal. „Ich komm morgen früh vorbei und hole dich ab, ok? „Ja ok freu mich schon“. Ich lächelte und nach einem weiteren Kuss ging ich wieder.
Ich war ich mir so sicher, dass alles gut gehen würde. Doch leider hatte ich mich getäuscht ...

Sonntag, 4. Dezember 2011

Leon D - biss zur Erlösung 5

Fast zwei Wochen dauerte es, bis die Antwort von Aaron Lang aus Berlin eintraf. Wie sich herausstellte, wiesen die ersten Kunstdrucke des Bildes, alle diesen Fehler, mit der falschen Augenfarbe im Wolfskopf des Ringes auf. Somit war endgültig sicher, dass Ludolf Hinkel keine Marionette war, sondern niemand anderes als der Vater aller Werwölfe Vitali Dracul …

Aus Sicherheitsgründen wurde daraufhin von Leon, Xaver und Rupert entschieden, das die Filme erst ausgetauscht werden sollten, wenn sie sich auf dem Transportweg befanden …


5: WJ Zeltlager Waffenbrunn


H
ell strahlte die Nachmittagssonne, über dem auf einer Lichtung errichteten WJ Zeltlager, in Waffenbrunn, wo sich Hunderte von Jugendlichen, fröhlich im Wasser eines Sees tummelten, um sich Abkühlung zu verschaffen. Hier hatte Chris Franzenstein gemeinsam mit einigen anderen Betreuern die Aufsicht übernommen, damit sich Matthias und Johannes Kusenberg im Nachbardorf ungestört mit Leon und Xaver treffen konnten, die erst am Abend zuvor angereist waren. ‚Dein Neffe hat hier keinen so leichten Stand, wie er dich glauben ließ‘, begann Matze zu berichten. ‚Vorgestern Abend wäre er beinahe von einigen Jungs verprügelt worden, als sie nach Sonnenuntergang heimlich nackt im See baden wollten. Sein Puller ging ihm beim Anblick, der nackten Körper seiner Kameraden, sofort steil‘, ergänzte Hannes. ‚Chris und wir konnten es gerade noch verhindern. Aber jetzt will natürlich keiner der anderen Jungs mehr mit ihm in einem Zelt schlafen‘, verriet Matthias.

Könnte es sein, dass Markus schwul war, oder war es einfach nur jugendliche Erregtheit, die seinen Puller steil gehen ließ? Diese Fragen, die Xaver in diesem Moment durch den Kopf gingen, mussten dringend geklärt werden, denn in dieser Nacht sollten ‚die Filme‘ von Berlin nach Waffenbrunn transportiert und übermorgen Abend im Zeltlager vorgeführt werden. Was dies für seinen Neffen bedeuten würde, wenn es ihren Männern nicht gelänge, den Transport zu stoppen und die Filme auszutauschen, lag klar auf der Hand, da nicht nur die Juden dadurch in ein völlig falsches Licht gerückt, sondern eindeutig auch der Hass auf Homosexuelle damit geschürt werden würde. Den jungen Männern im Zeltlager reichte ja so schon der bloße Verdacht aus, um Markus Lenz verprügeln zu wollen …



„Markus, komm … du kannst mir helfen Holz für das abendliche Lagerfeuer zu sammeln“, rief Franzenstein dem jungen Mann zu, der Abseits seiner Gruppe auf einem Baumstumpf saß und in sich gekehrt wirkte. Warum hatten ihn seine Kameraden als schwule Sau beschimpft und sich geschlossen auf ihn gestürzt, nachdem sie seine voll erregte Männlichkeit bemerkten? Hatte er denn etwas anderes gemacht als sie. Wozu badet man sonst nackt? Doch nur, um ungestört Blicke zwischen die Beine anderer Jungs werfen zu können. Und keiner von ihnen konnte behaupten, nicht wenigstens halbsteif gewesen zu sein. Für den Huber Micha, war das natürlich ein gefundenes Fressen, dabei hatte auch er am ersten Abend dafür gestimmt, als es darum ging Markus zum Zeltsprecher zu machen.


Wenn die Gerüchte stimmten, die über den Sohn des Tischlermeisters Huber herumgingen, dann war er einer der Redelsführer gewesen, als der Salon vom Barbier Levi Strauss dem Erdboden gleichgemacht wurde. „Markus?“ Lenz blickte auf und schaute in die braunen Augen seines Gruppenleiters Chris Franzenstein. ‚Wenn er und die Kusenbergs nicht gewesen wären, dann wäre ich nicht nur mit blauen Flecken davongekommen‘, dachte Lenz. „Na komm schon“, forderte Franzenstein den Sohn des Hofbräuhauswirtes erneut auf. „Muass des sein?“, fragte Markus nervös. ‚Was ist nur mit mir los? Warum hab ich jedes Mal so ein Gefühl im Bauch, als würden Schmetterlinge darin tanzen, wenn dieser Chris Franzenstein mich anspricht?‘, dachte er und stand langsam auf …



‚Und wo schläft er jetzt?‘, hinterfragte Xaver. ‚Bei Chris im Zelt. Wir Betreuer genießen den Luxus, Zweimannzelte für uns zu haben und bei ihm war noch ein Platz frei‘, informierte Johannes wahrheitsgemäß. „Die beiden würden übrigens ein süßes Pärchen abgeben“, witzelte sein Bruder. Ihm und Matthias war nämlich durchaus nicht entgangen, dass Christian Markus seit dessen Ankunft mehr als nur flüchtige Blicke zugeworfen hatte. Xavers Gedanken begannen zu rotieren. Weil wenn Franzenstein wirklich Gefühle für den jungen Bayern hegte und dieser diese erwiderte, würde es auf jeden Fall leichter werden, in von der falschen Ideologie der WJ zu überzeugen und Markus zur Umkehr zu bewegen …


Zur gleichen Zeit, saßen Chris und Markus mitten im Wald auf einem gefällten Baumstamm. „Hat dir schon einmal jemand gesagt, dass du wunderschöne Augen hast?“, fragte Christian mit einem tiefen Blick, in die grau-blauen Augen des jungen Müncheners. Der wusste zunächst nicht, was er darauf antworten sollte. „D … d … danke, deine auch“, stotterte er verlegen. Die Schmetterlinge in Markus‘ Bauch flogen immer schneller und sein Herz schlug ihm bis zum Hals. Ohne das er es hätte verhindern können, näherte sich sein Kopf dem von Christian, bis sich ihre Lippen ganz zärtlich berührten. Franzenstein umarmte den jungen Mann, dann schlossen sich ihre Augen, ihre Lippen öffneten sich ein wenig und schon schnellten ihre Zungen hervor und umspielten sich. Zunächst noch scheu, doch dann immer fordernder und intensiver.


Nur allmählich wurde Markus bewusst, was er da gerade tat. Erschrocken löste er sich aus der Umarmung und machte einen kleinen Satz seitwärts. Mit weit aufgerissenen Augen blickte er hektisch umher. Wenn das zufällig jemand aus dem Lager mitbekommen hatte, wäre er endgültig geliefert. „Was hast du?“, fragte Chris mit ruhiger Stimme. „Fandest du es nicht schön?“ „Ja doch äh nein. Das ist wider die Natur“, antwortete Markus mit vor Angst bebender Stimme. „Was ist wider die Natur?“ „Ein Wolfsjunge küsst sich nicht mit einem anderen.“ „Auch nicht wenn er ihn liebt?“ Was fragte sein Betreuer ihn da? Jetzt war es endgültig um seine Fassung geschehen. Hatte er deshalb einen Steifen bekommen … fühlte er sich etwa zu Jungs hingezogen? Hatte er deshalb dieses Schmetterlingskribbeln im Bauch? Es fühlte sich richtig an, aber die Gesetze und auch die Kirche sagten doch etwas anderes. „Aber es ist verboten, es widerspricht den Regeln unserer Gemeinschaft.“ „Wenn dir Morgen verboten würde, Schweinefleisch zu essen, würdest du dich danach richten?“ „Das ist, doch wohl etwas völlig anderes“, antwortete Markus. „Im Prinzip schon, aber andererseits auch wieder nicht. Nicht alles, was per Gesetz oder die Kirche verboten ist, muss zwangsläufig falsch sein“. Irgendwie musste Markus ihm zustimmen. Denn irgendwas, zog ihn magisch zu dem braunäugigen Betreuer hin. Es dauerte eine Weile, bis er erkannte, was es war. Doch dann, als er tief in sich hinein gehorcht hatte, musste sich der junge Bayer eingestehen, dass ihm der Kuss sehr wohl gefallen hatte. Mehr noch, er hatte sich in Chris Franzenstein verliebt …



‚Was glaubt ihr, meint Chris es ernst mit meinem Neffen oder versucht er ihn einfach nur ins Bett bekommen.?‘ Sicher, auch Leon und er nutzten jede sich bietende Gelegenheit aus um mit dem erstbesten Jüngling der ihnen über den Weg lief Sex zu haben. Aber Markus war halt sein Neffe und für den wünschte sich Xaver halt eine Beziehung mit allem, was dazugehört. ‚Mach dir darum keine Sorgen, so wie er ihn anschaut, meint er es ernst‘, entgegneten die Brüder. Die vier Gaypire standen auf und marschierten langsam Richtung Wald, um dort ungestört über den bevorstehenden Überfall auf den Transporter reden zu können. Auch mussten sie Vorkehrungen treffen, um die Filmvorführung Notfalls zu verhindern, falls ihre Agenten in Gefangenschaft gerieten und die Filme ihr Ziel in Waffenbrunn erreichen sollten.

„Xaver und ich werden auf jeden Fall in der Nähe des Zeltlagers sein, bevor der Transport eintrifft“, erklärte Leon den Kusenberg-Brüdern. „Sollten es nicht unsere Männer sein, die im Transporter sitzen, haben wir von Yashito einige kleine Brandsätze und Rauchbomben, das sollte auf jeden Fall für genügend Specktakel im Zeltlager sorgen“, verriet Xaver leise. „Außerdem treffen Morgen in aller Frühe zweihundert Ninjas ein, die unter der Leitung von Yoshi und Rupert, oberhalb des Lagers im Wald Campiren und auf Abruf bereitstehen werden.“ „Gibt es dort Welpenbefall oder ist euch ein Leitwolf aufgefallen?“, fragte Xaver einer plötzlichen Eingebung folgend. „Na ja, die Jungs aus Markus‘ Zelt könnten Welpen sein, so wie die sich verhalten. Sie riechen auch ein wenig streng für Gaypirnasen“, verriet Johannes unsicher. Durch die täglichen Lagerfeuer bedingt, nahmen sowohl die Kleidung als auch die Körper aller Teilnehmer, den Geruch des verbrennenden Holzes an. „Wie viele sind es in einem Zelt?“, hinterfragte Leon angespannt. „Normal sind die Gruppenschlafzelte mit zehn Mann belegt“, beantwortete Matze die Frage. „Gut!“, entgegnete Xaver verschlagen. „Hier drin sind neun Ketten mit Davidsternen. Die hängt ihr den Verdächtigen heute Nacht um, während sie schlafen“.



Xaver hatte in der vorigen Woche eine Vision, von der er Leon am Nächsten morgen aufgelöst berichtete. Er sah ganz deutlich neun Welpen, die ständig in Markus‘ Nähe waren. Erst stellten sie ihn nur bloß und das ganze Zeltlager tuschelte über ihn und machte schräge Witze. Doch später, konnte von Beutelstein ganz deutlich sehen, wie zwei Welpen gleichzeitig seinen Bewusstlosen und gefesselten Neffen vergewaltigten, während die anderen Sieben, mit sabbernden Lefzen, darauf warteten Markus ebenfalls ficken zu dürfen.


„Ist euch sonst noch irgendwas aufgefallen? Wo Welpen sind, da ist ein Leitwolf nicht weit“, wollte Leon wissen. „Jetzt wo du fragst“, begann Matthias, „der Leiter des Zeltlagers, Johannes Rimmel aus Fürth …“ „Was ist mit ihm?“ „Er trägt seit einigen Tagen ständig einen dieser Wolfsringe, mit den weißen Augen“. „Xaver, wir beide gehen heute Nacht auf die Jagd. Aber ihr hängt den neun Jungs trotz allem die Ketten mit den Davidsternen um, denn Rimmel ist nicht IHR Leitwolf und wenn sie als vermeintliche JUDEN aus dem Zeltlager entfernt werden, können wir sie Problemlos übernehmen“. Leons Augen glänzten, als er dies sagte. Zuletzt ließen sich Xaver und Leon, den Leiter und dessen Gewohnheiten ausführlich beschreiben. Rimmel hatte die Angewohnheit, im Wald zu verschwinden, und sich dem Alkohol hinzugeben, sobald es im Lager still war und alle schliefen. Die Kusenbergs waren ihm einmal heimlich gefolgt, deshalb wussten sie auch genau, wo er seine ‚Vorräte‘ lagerte.


„Ihr kehrt jetzt besser ins Zeltlager zurück, bevor ihr vermisst werdet. Xaver und ich werden uns in Ruhe auf unseren Nachteinsatz vorbereiten“ …



Chris und Markus saßen mittlerweile wieder eng aneinander gekuschelt und küssten; bis sie sich Minuten später, verliebt dreinblickend, voneinander lösten und gut gelaunt Feuerholz fürs Lager sammelten. Während Chris sich dabei vorstellte, wie es wohl sein würde, wenn er Markus zum ersten Male ficken würde, kreisten dessen Gedanken darum, im Schutze der Nacht mit dem Freund zu kuscheln und jeden einzelnen Zentimeter seines Körpers mit Händen, Zunge und Lippen erkunden zu können. So etwas hatte der junge Bayer bisher noch nicht erlebt. Sicher in letzter Zeit hatte er sich immer stärker für die männlichen Sexualorgane interessiert, als den blöden kichernden Weibern mit dicken Zöpfen und großen Brüsten hinterher zu schmachten. Aber das er ausgerechnet hier im bayrischen Wald jemanden treffen würde, den Jungs ebenfalls mehr interessierten, damit hätte er niemals im Traum gerechnet. Wie schwer war es ihm doch bisher immer gefallen, aus Angst vor Strafe, die eigene sexuelle Identität zu verbergen. Doch mit einem so tollen Jungen wie Christian an seiner Seite würde es ihm viel leichter Fallen. Denn in ihm hatte er endlich jemanden gefunden, der seine geheimsten Wünsche und Träume wahr werden lassen könnte.


Doch je länger sie sammelten, umso mehr schlug Markus‘ Stimmung wieder um. Was, wenn sie irgendwer aus dem Zeltlager heimlich beobachtet hatte? Er hatte mit einem anderen Jungen rumgeknutscht, das war ein eindeutiger Verstoß gegen den WJ-Kodex. Er würde mit Schimpf und Schande aus dem Zeltlager geworfen, außerdem würde dieser ungeheuerliche Vorfall sicher der Justiz gemeldet werden. Homosexualität wurde mit Zuchthaus bestraft … sie würden ihn verurteilen und in eine Zelle sperren. Doch damit nicht genug, denn im Zuchthaus standen Homosexuelle wie Kinderschänder auf der untersten Stufe. Sie waren Freiwild für Mitgefangene und Wärter, die würden über ihn herfallen und ihn solange quälen, bis er am Ende tot sein würde. „Hey Markus, was ist denn los mit dir?“ „Es war falsch … wir dürfen das nicht machen“, antwortete er mit Tränen in den Augen. „Was dürfen wir nicht machen, Feuerholz sammeln?“ „Begreifst du es immer noch nicht?“, schrie Markus zornig. „Das was wir gemacht haben ist verboten und wird mit Zuchthaus bestraft“, fuhr er fort, lies sein Holz fallen und rannte blind drauflos, immer tiefer in den Wald hinein.


„Markus, so warte doch“, rief Chris ihm hinterher und nahm seine Verfolgung direkt auf, nachdem auch er das Holz hatte fallen lassen. Der war zwischenzeitlich über eine aus dem Waldboden ragende Baumwurzel gestolpert und lag fluchend am Boden, als Christian ihn erreichte. „Hast du dir weh getan?“, fragte er Atemlos und wollte Lenz aufhelfen, doch der wehrte ab und antwortete gereizt: „Herrgottsakra, du konnst mi mol … mit dera blöd‘n Frogerei.“ „Sehr, sehr gerne Markus“, entgegnete er ruhig, „aber nicht hier und nicht jetzt. Denn dafür weiß ich einen viel romantischeren Platz“. Mit dieser Antwort hatte Lenz nicht gerechnet und von einem Augenblick auf den nächsten, kugelte er sich lachend über den Waldboden.


„Entschuldige bitte Chris, mein Verhalten war absolut kindisch“, begann sich Lenz kleinlaut zu entschuldigen. „Aber das ist alles noch so neu für mich.“ „Für mich doch auch Süßer. Ich hatte zwar schon was mit Jungs, aber mit dir ist es völlig anders. Ich hab mich vom ersten Augenblick an in dich verliebt Markus. Schon damals, als mir dein Onkel Xaver, das Bild von dir zeigte“, gestand er und hätte sich nach dem letzten Satz am liebsten selber geohrfeigt. „Woher kennst Xaver und warum hat er dir mein Bild gezeigt?“ „Wir haben uns in Törzburg kennen gelernt. Er hat es mir gezeigt, weil er um dich besorgt ist.“ Lenz schaute den jungen Franzenstein verwirrt an. „Aber warum, es geht mir doch gut hier.“ „Na klar, es geht dir hier so gut, dass deine Kameraden dich verprügeln wollten, nur weil du am See einen steifen Penis hattest.“



Minutenlanges Schweigen folgte, bis Markus die Sprache wieder fand. „Aber …“ „Nix aber … sie wollten dich verprügeln, nur weil du anders bist“, wischte Christian diesen Versuch eines Einwandes weg, bevor Lenz ihn vollenden konnte. Stattdessen half er Markus vorsichtig auf sah ihm tief in die Augen und zog ihn in seine Arme. Je länger sie sich anschauten, umso größer wurde das Verlangen des jungen Müncheners, seinen Gruppenleiter zu küssen. Das kribbeln in seinem Bauch nahm wieder zu und sein Herz schlug so schnell und laut, dass er glaubte Chris müsste es hören, so aufgeregt war er. Wie vorhin näherten sich auch dieses Mal ihre Lippen, bis sie in einem Zungenkuss miteinander verschmolzen.


„Vertraust du mir?“, fragte Franzenstein Minuten später leise. „Ja“, antwortete Lenz leise. „Die Wolfsjugend ist nicht gut für dich, denn sie soll dich auf etwas vorbereiten, dass du später zutiefst bereust“, flüsterte er seinen Freund entschlossen ins Ohr. Markus zuckte zusammen und blickte Franzenstein an, als würde er ein Gespenst sehen. „Weißt du eigentlich warum das Ladengeschäft von Levi Strauss dem Erdboden gleich gemacht wurde?“ Lenz hatte keine Ahnung, er lag an jenem Abend mit hohem Fieber im Bett. „Überall im Deutschen Reich, ziehen Wolfsjungen durch die Geschäftsstraßen und beschmieren Schaufensterscheiben mit Parolen gegen die jüdischen Inhaber. Das in München, war die bisher mit Abstand härteste Aktion überhaupt. „Die Familie Strauss ist nur knapp mit dem Leben davon gekommen und ausgewandert“.


Erleichterung, Trauer und Wut spiegelten sich in Markus Augen wider. Erleichterung, dass die Familie überlebt hatte und in Sicherheit war. Trauer, weil er und sein Vater die jüdischen Freunde nicht nur zum Haareschneiden besuchten, und Wut darüber, weil sie scheinbar getötet werden sollten, nur weil sie jüdischer Abstammung waren. „Lass uns jetzt wieder Holz sammeln gehen, bevor wir noch vermisst werden“. Lenz nickte nur stumm und lächelte Chris dabei an. Ein letzter Kuss noch, dann machten sie wieder an ihre Arbeit …