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Donnerstag, 25. Oktober 2012

Halbblut

Rexor erwacht

1


Warum fühl ich mich neuerdings morgens immer so erschlagen -- geradeso, als ob ich die ganze Nacht unterwegs gewesen wäre?‘

Der gerade achtzehnjährige Vinc drehte sich vom Rücken, auf die Seite und warf einen verliebten Blick auf seinen gleichaltrigen Freund Joe, der immer noch fest zu schlafen schien. Der farbige Boy und er waren jetzt seit zwei Jahren zusammen und noch immer so glücklich wie am ersten Tag. Da konnte sein Adoptivvater noch so intolerante Sprüche machen, wie er wollte ‚aus der Art geschlagen‘ war da noch die harmloseste Bezeichnung.

Joe war das Beste, was ihm in seinem noch jungen Leben passieren konnte. Sicher, sein Dad hatte ihm vor seiner Abreise wieder mit Enterbung gedroht, falls er raus bekommt, dass er diesen Schwuchtelfreund in seiner Abwesenheit bei sich übernachten lassen hat und behauptet, ihre Beziehung zueinander sei nicht Standesgemäß. Dabei wusste er nicht erst seit gestern, dass sein Pflegling sich zum eigenen Geschlecht hingezogen fühlt. Schließlich hatte Vinc sich bereits mit vierzehn geoutet und mit fünfzehn, das erste Mal einen Freund mit nach Hause gebracht. Doch seit seine Mutter und sein jüngerer Bruder vor drei Jahren tödlich verunglückt waren, wehte im Hause Dabelstein ein etwas rauerer Wind. Da war es bloß gut, dass sein Dad mal wieder auf Geschäftsreise im britischen Königreich war, so hatte er wenigstens sturmfreie Bude und konnte ungestört mit seinem Freund Sex haben, sooft und wann ihnen danach war. Die Hausangestellten waren hierbei kein Hindernis, die waren auch immer froh, wenn der Hausherr nicht daheim war und sie nicht ständig rumgescheucht und schikaniert wurden.


*****


„Wir haben Nachricht aus Deutschland Mc Gregor. Es wird Zeit, dass Rexor erfährt, wer er wirklich ist.“

Missmutig legte der 60jährige seine Morgenzeitung beiseite und trank einen Schluck Tee.

„Das kann nicht sein verdammt. Er ist doch erst achtzehn und sein Mentor steht noch nicht bereit, Herschel.“

„Normalerweise nicht Evan, aber Sie dürfen nicht vergessen, dass Dragon ihn mit dieser Kinderärztin zeugte. Und James ist sich ganz sicher, dass er den Jungen vergangene Nacht dabei beobachtet hat, wie er sich aus seinem Fenster im Obergeschoss stürzte, Richtung Küste geflogen ist, um sich dort ins Meer zu stürzen.“

„Pack meine Koffer, ich fliege mit der nächsten Maschine rüber, um persönlich nach dem Rechten zu sehen“, grummelte Mc Gregor, bevor er sein Frühstück beendete und sich aus der Bibliothek zurückzog.

In der langen Geschichte der Land- und Wasserdrachen war ein Fall wie dieser noch nicht vorgekommen. Auch wenn sie sich vor Hunderten von Jahren den sich ständig verändernden Umweltbedingungen angepasst hatten und jetzt wie Menschen aussehend unter Menschen lebten, paarten sie sich bisher immer nur mit ihresgleichen und die Jungdrachen schlüpften aus Eiern. Als Dragon ihm allerdings vor fast neunzehn Jahren mitteilte, dass er sich in diese deutsche Kinderärztin Julia Mittmann verliebt und ein Kind gezeugt hatte, musste Mc Gregor in seiner Eigenschaft als Beschützer und Bewahrer des Geheimnisses aller Drachen handeln und seinen Schützling aus dem Verkehr ziehen.


Bisher waren solche Mischlinge nicht lange überlebensfähig und starben als Kleinkinder. Deshalb hatte er sich bisher auch keine darüber Gedanken gemacht, was passieren würde, wenn der Drache in Vinc bereits vor dem 21. Lebensjahr erwachen würde. Das Einzige was er sicher wusste war, das verhindert werden musste, dass Wissenschaft und Militärs von der Existenz dieser Spezies erfuhren. Denn dann würde wie früher im Mittelalter wieder die Jagd auf die Drachen eröffnet werden, was diesmal ihre endgültige Ausrottung zur Folge haben würde. Bisher war Gott sei Dank noch niemandem aufgefallen, dass dieser Vinc, eben kein normaler Junge war. Er war noch nie krank gewesen und sonst machte er eine völlig normale Entwicklung durch, wenn man von seiner Homosexualität absah. Doch die war im Grunde von Vorteil, so würde er sich wenigstens nicht mit einer Menschenfrau paaren, wie es sein Vater aus Unachtsamkeit getan hatte.

*****

„James, wann haben Sie eigentlich das letzte mal frei gehabt?“, fragte Vinc als dieser ins Esszimmer trat um den Tisch abzuräumen.

„Nun -- wenn Sie mich so fragen junger Herr, dass liegt bestimmt schon vier Jahre zurück“, antwortete der Diener, der seit etwas mehr als siebzehn Jahren im Dienst seines Adoptivvaters stand.

„James warum eigentlich so förmlich? Nur weil ich jetzt volljährig bin, bedeutet das noch lange nicht, dass Sie mich jetzt Siezen müssen außerdem ist der Alte doch nicht da. Ich bin immer noch Vinc früher waren Sie doch auch nicht so steif.“

„Nun --- wenn du es so siehst, Vinc dann will ich dich gerne weiterhin duzen, wenn dein Vater nicht dabei ist“, entgegnete der Fünfzigjährige lächelnd.

„Prima, Joe und ich werden den ganzen Tag unterwegs sein, wir wollen das sonnige Wetter nutzen und ins Freibad fahren. Richte das doch bitte auch dem restlichen Personal aus und dann macht euch auch einen schönen Tag.“

„Zu gütigst Vinc, da werden sich die anderen freuen. Die Köchin lässt fragen, was ihr heute Abend zu speisen wünscht.“

James konnte einfach nicht ganz aus seiner Haut. Auch wenn er seinen Dienstherrn nicht leiden konnte, lag es ihm fern sich Ärger einzuhandeln. In Zeiten hoher Arbeitslosigkeit, waren Stellen wie die im Hause Dabelstein nur noch schwer zu bekommen und seine und die Chancen von Erna waren auf dem freien Arbeitsmarkt gleich null. Dies wusste er natürlich nur zu genau und in den letzten paar Jahren vor der Rente wollte er nicht, dass er und seine heimliche Liebe noch von Amt abhängig würden. Außerdem gehörte es ja zu seinen Aufgaben, was Vinc noch nicht wusste, den Jungdrachen zu beobachten und alle Veränderungen sofort an Mc Gregor weiterzuleiten.

„James ich bin mittlerweile schon groß und kann ein Telefon bedienen. Joe und ich werden uns heute Abend eine Kleinigkeit bestellen. Ich möchte wirklich, dass ihr auch mal etwas von dem tollen Wetter habt. Also genießt euren freien Tag einfach -- okay?“

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