Urheberrecht/Copyright

Alle hier gebloggten Stories sind urheberrechtlich geschützte Werke. Das Copyright liegt alleine bei dem/den Autor/en.

Wer sie anderweitig publizieren möchte, benötigt hierzu die ausdrückliche, schriftliche Genehmigung. Anfragen hierzu bitte schriftlich an:

author.georgboettcher@hotmail.de

Montag, 23. Juli 2012

Rico der Straßenjunge und ich 17


Basti (1 Stunde vorher):



Erst als wir uns auf eine kleine Bank im Park setzten, sprachen wir wieder. „Wie geht es Rico?“ „Gut, er wird hoffentlich bald aufwachen!“ Schweigen ... „Georg warum ...?" „Warum ich hier bin?“ Ich nickte nur. „Ich wollte mich entschuldigen, dass ich so ausgeflippt bin. Aber ich mache mir Sorgen um dich!“ „Warum denn Sorgen?", fragte ich etwas ruhiger. „Dein letzter Freund hat dich betrogen und DU hast dich deshalb fast umgebracht! Wenn Rico jetzt Schluss macht und du wieder so leidest ..."...Bin ich selber schuld!“, stellte ich traurig fest. Georg nickte nur. „Ich will dich nicht verlieren!", sagte er leise. „Du hörst dich ja an als wärst du in mich verliebt“, grinste ich leicht. Georg musste nun auch etwas lachen. „Würde dir wohl so gefallen!“, lachte er nun. „Es würde mir schmeicheln, aber meine wahre Liebe habe ich schon gefunden!“ „Seid du Rico hast, blühst du richtig auf Basti“ „Mir geht es auch fantastisch mit ihm. So verliebt war ich noch nie in einen anderen Menschen wie in Rico!“

Georg sah mir dabei direkt in die Augen und musste daraufhin grinsen. „Jessica hat recht!“ „Womit denn?“ „Deine Augen strahlen, wenn du von Rico redest!“ „Echt?", fragte ich etwas schüchtern. „Sie Funkeln verliebt!“, grinste Georg nun. „Was hältst du von Rico?", fragte ich Georg aus heiterem Himmel. Er stutzte kurz. „Anfangs hatte ich bedenken, weil er eben von der Straße kommt. Aber er tut dir wirklich gut und ich find ihn auch sehr nett. Aber warum fragst du?“

„Wollte das halt mal von einem wissen der nicht alles durch die rosarote Brille sieht!“, grinste ich Georg an.

„Wann willst du es Rico sagen?", fragte Georg mich nach kurzem Schweigen. „Ich ..., ich weiß noch nicht. Möchte aber warten, bis wir aus dem Krankenhaus sind.“

„Was denkst du wie er reagiert?“, fragte ich ihn. „Hmmm ich weiß es ehrlich nicht. Aber er hat dir sehr viel Vertrauen entgegen gebracht. Er wird sich wohl ausgenutzt fühlen!“ „Glaubst du er, macht Schluss?“ „Ich hoffe es nicht! Aber Du kennst ihn besser als ich!“

„Ich schaff das nicht, wenn er Schluss macht!", schluchzte ich. Georg streichelte mir sanft über den Rücken. „Ich bin immer für dich da Großer! Versprich mir nur das Du kein Scheiß machst, wenn es wirklich soweit ist, ok?“ Ich nickte nur.

Die nächsten Minuten schwiegen wir uns an und hingen beide unseren Gedanken nach.


Der Gedanke Rico könnte Schluss machen versetzte mir einen Stich ins Herz. Das ich mir nichts antun würde konnte ich Georg nicht wirklich versprechen, das war jetzt schon klar.

„Basti?“ „Hmmm?“ „Wollen wir langsam zurück?“ „Ja bitte!“
So schlenderten wir langsam zurück Richtung Krankenhaus.
„Ach, was ich noch fragen wollte ... Würdet Ihr Mal auf das Kind aufpassen?“

„Klar!", sagte ich sofort zu. „Wisst ihr denn schon, was es wird?“ „Ein Junge!", gab Georg strahlend von sich. „Jetzt strahlst du!“, gab ich lachend von mir. „Und wie soll der Kleine heißen?“ „Wir schwanken noch zwischen Jonas und Christian“ „Beides schöne Namen!“, nickte ich und klopfte Georg auf die Schulter. „Für was war das?“ „Im ersten Lehrjahr hast du noch gesagt du bist glücklich als Single und willst keine Kinder. Und jetzt ...“

Georg grinste. „So kann sich das Leben ändern. Damals wusste ich auch noch nicht das ich mal einer so tollen Frau begegnen würde wie Jessica. Sie ist einfach das Beste, was mir passieren konnte.“ „Du hattest echt Glück mit Ihr!“ „Oh ja, vor allem nach dem Missgeschick beim zweiten Date!“ „Als du Ihr beim Stolpern den Wein in den Ausschnitt gekippt hast!“, lachte ich. „Ja lach du nur!“, lachte nun auch Georg.


Aber als wir bei Rico waren, verging mir das Lachen. Wieder standen einige Ärzte um ihn. Es war wie ein Dejavu. Bevor ich das Zimmer betreten konnte, wurde ich jedoch von einem Pfleger zurückgehalten. „Wer sind Sie?“ „Ich, ähm, ich bin sein Freund“! Und deutete dabei in Ricos Richtung. „Anja", meinte er nur und musterte mich genau. „Was ist mit ihm?“ „Das darf ich Ihnen leider nicht sagen!", meinte er verächtlich. Gerade in diesem Moment verließ Dr. Mertens das Zimmer. „Was ist mit Rico?“ Stürmte ich sofort auf ihn zu. „Ist er ... ist er wach?“ „Ja!“ „Darf ich zu ihm?“, es entstand eine kurze Stille „Ja klar!“

Sofort betrat ich den Raum. Rico saß in seinem Bett. Meine Augen wurden feucht. Langsam ging ich auf ihn zu. „Oh Rico endlich bist du wach!“ Meine Knie wurden langsam weich. Ich beugte mich zu ihm runter, um ihm einen Kuss zu geben. Doch Rico duckte sich schnell weg und sah mich irritiert an. Auch ich war verwirrt. Doch bevor ich etwas sagen oder machen konnte stellte Rico die Frage dir mir das Blut in den Adern gefrieren ließ. „Wer sind Sie?“

Rico:

Der Junge sah mich geschockt an. „Dir kann es schon gar nicht mehr so schlecht gehen!“, meinte er und lachte dabei nervös. „Es tut mir leid. Aber wer bist DU?“ Er trat wieder einen Schritt auf mich zu. „Ich bins Basti, dein Freund. Bitte hör auf mit dem Scheiß!“ Ein paar Tränen rollten über seine Wange. Den Drang aufzustehen und ihn zu umarmen schob ich weg.

„Es tut mir leid, aber ich kenne dich nicht ... und ich hatte noch nie … einen Freund!“

Dann ging plötzlich alles ganz schnell. Basti rannte aus dem Zimmer. Dann hörte ich nur noch gepolter und ein Gewirr aus Stimmen. Ein paar Sekunden später war es ruhig und ich sah, wie Basti weggeschleift wurde.


Kurze Zeit später betrat der Arzt den Raum, der sich mir als Dr. Mertens vorgestellt hatte. Seine Frisur war zerzaust und ich konnte mir denken, was grad passiert war.

„Sie sollten jetzt etwas schlafen. Das war sicher alles sehr aufwühlend für Sie.“ Ich nickte nur und ließ mich ins Kissen fallen.
Nur Sekunden später war ich eingeschlafen ...


...Und wachte erst am nächsten Morgen auf, als das Frühstück kam. „Wie fühlen Sie sich heute Morgen?", fragte mich die viel zu gut gelaunte Dame.

„Geht schon!“ Sofort stand die Pflegerin neben dem Bett und sah mich besorgt an. „Soll ich den Arzt holen?“ „Nein ich bin nur noch etwas müde!“ „Dann frühstücken Sie jetzt mal. Steht ein voller Tag vor Ihnen. Um 9:30 Uhr kommt die Psychologin ...“ „Psychologin?!“ „Naja Herr Fernandez Sie haben mal eben ein paar Monate aus Ihrem Gedächtnis gestrichen. Und die müssen wieder zurück. Also Psychologin, dann Untersuchungen und Krankengymnastik wegen Ihrem Koma. Dazwischen Essen und Visite ...“ Ich hörte der Dame schon gar nicht mehr zu. Mehrere Monate? Ich dachte dieser Basti wäre verrückt oder so. Aber dann stimmte das ja vielleicht doch das wir ein Paar waren ...


Keine Stunde später betrat eine weitere Dame mit Hornbrille den Raum. Sie lächelte mich freundlich an und stellte sich als Erika Koch vor.

„Hat man Ihnen denn schon erklärt, was mit Ihnen los ist?“ Ich schüttelte nur den Kopf. „Sie müssen mir aber sagen, wenn es Ihnen zu viel wird, ok?“ Wieder nickte ich und unterstrich das mit einem zustimmenden „Mmmmhhh!“ „Ich werde Sie nicht gleich frontal mit allem konfrontieren. Also an was können Sie sich noch erinnern?“

„Der Junge, der hier war, dieser Basti, ich habe ihn schon mal gesehen!“ Frau Koch sah mich interessiert an. „An was genau können Sie sich erinnern?“ „Er stand an der Straßenbahn in Grünwald und hat mich angestarrt. Der Tag ist auch der Letzte den ich noch in Gedanken habe!“ „Was haben Sie da gespürt?“ „Wie meinen Sie das?“ „Naja hatten Sie dabei irgendwelche Gefühle?“ „Kennen Sie dieses Kribbeln im Bauch, wenn man verliebt ist? Als er mich so ansah, hatte ich dieses Kribbeln!“ „Sehr schön", murmelte Frau Koch und schrieb sich etwas in Ihr Notizbuch. „Warum fragen Sie mich das?“ „Alles Routine!“ Irgendwie befriedigte mich diese Antwort zwar nicht wirklich aber ich ließ es erstmal dabei. „Und das war der letzte Tag an den Sie sich erinnern?“ „Ja. Ich bin eingeschlafen und dann plötzlich hier aufgewacht“ „Das muss alles sehr verwirrend für Sie sein!“ „Das Schlimmste ist, das ich mich an sonst nichts mehr erinnere!“ „Ich behandele viele Fälle wie Sie. Das Wichtigste ist das Sie sich nicht zwingen sich zu erinnern. Das muss mit der Zeit kommen.“ Ich nickte. „Ok das war es auch schon für heute. Morgen um die gleiche Zeit“ Sie schüttelte mir die Hand. „Bis morgen!“ „Bis morgen!“

Danach folgte ein zwei Stunden dauernder Behandlungsmarathon inklusive Krankengymnastik man checkte alles von Kopf bis Fuß bei mir durch. Aber es scheint wohl den Umständen entsprechend alles ok zu sein.


Die Gymnastik war schon etwas anspruchsvoller.

Marco, mein Therapeut, lächelte, als er mein Zimmer betrat. „Hallo ich bin Marco!“ Er streckte mir seine Hand entgegen. „Hi, Rico!“ Ich ergriff seine Hand. Wir lassen es heute ganz langsam angehn. Erst mal nur den Gang vor deiner Türe meistern“ „Ich glaube ich schaffe schon mehr!“, meinte ich großspurig. Marco grinste. „Glaub mir, der Gang reicht. Richte dich erst mal auf und rutsch an die Bettkante!“ Ich tat wir mir befohlen und rutsche an die Kante.

„Ok und jetzt lass dich vorsichtig auf den Boden runter, ich halte dich!“ Er nahm meine Hände. Langsam rutsche ich auf den Boden und richtete mich auf … nur, um im nächsten Moment einzuknicken. „Vorsichtig!“ Schnell griff mich Marco unter den Achseln. Ich schnaufte schwer. „Ok Rico keine Angst, ich hab dich. Halte dich am Bett fest und versuch es noch mal!“ Nun klappte das Ganze schon besser. Ich stand. Zwar etwas wacklig, aber ich stand. „Ok jetzt halt dich weiter fest und gehe einfach am Bett entlang!“


Das Gehen gestaltete sich schwieriger als angenommen. Bei jedem Schritt schwankte ich extrem. Aber Marco hielt mich fest und mit der Zeit wurde ich sicherer.

Nach einer halben Stunde fragte Marco mich: „Wollen wir es jetzt mal draußen versuchen?“ Ich sah in gequält an. „Ok aber nur bisschen!“ Marco lachte. „Wie war das vorhin?“ „Ja ja, jetzt los!", sagte ich und grinste. „Ok halte dich einfach fest und dann ab zur Tür.“ Langsam setzte ich mich in Richtung Tür in Bewegung. „Sehr gut Rico, nur weiter so!“ Nach fünf Minuten waren wir draußen. „Das einzige Problem hier, du hast nichts zum festhalten. Traust du dir das zu?“ Ich nickte. Der ganze Weg sollte nicht umsonst gewesen sein. Langsam hob ich meinen rechten Fuß und wackelte voran. Nach ein paar Schritten drehten wir wieder um und gingen zurück in mein Zimmer. Schwer schnaufend setzte ich mich auf das Bett. „Das war sehr gut Rico! Du machst schnell Fortschritte!“ „Danke, aber war ziemlich anstrengend“ „Das wird es auch noch eine Weile bleiben. Aber glaub mir es, wird einfacher. Also übermorgen sehen wir uns wieder. Genieß den morgigen Tag!“ grinste er. „War das eine Drohung?“ grinste ich zurück. „Nein, nur eine Empfehlung. Also bis dann!“ Wir schüttelten uns wieder die Hände.


Anschließend ließ ich mich erschöpft ins Bett fallen. Ich überlegte gerade, ob ich etwas schlafen sollte, als es an der Tür klopfte. „Herein?!", sagte ich etwas genervter als es klingen sollte.

Basti streckte seinen Kopf zur Tür rein. „Soll ich später ...?" „Nein, nein, komm rein", sagte ich hastig. Etwas schüchtern betrat er den Raum und stand unschlüssig am Bett. „Setz dich doch!", sagte ich und klopfte neben mich auf das Bett. Zögerlich setzte er sich. „Wie geht es dir?“ „Soweit so gut. War ein anstrengender Tag!“ Er drehte seinen Kopf zu mir und sah mir in die Augen. „Ich, ich wollte mich bei dir entschuldigen. Ich hab gestern total überreagiert!“ Ich erwiderte seinen Blick und überlegte kurz, was ich sagen sollte. „Du brauchst dich nicht entschuldigen. Ich hätte sicher ähnlich reagiert!“ „Wirklich?“ „Ja wirklich!“ „Darf ich ...? Nein vergiss es!“ „Sag schon?“ „Nein war ne doofe Idee!“ „Jetzt sag schon!“ „Hmmm, darf ich dir einen Kuss auf die Wange geben?“

Aber bevor ich reagieren konnte, beugte Basti sich schon vor und gab mir einen schnellen Kuss auf die Wange. Eigentlich wollte ich ja entsetzt sein. Aber es gelang mir nicht so recht. Ein Stromschlag durchzuckte meinen Körper von dem Punkt, aus, wo seine Lippen meine Wange trafen. Wäre ich gestanden, wären meine Knie weich geworden. Und auch in meiner Hose zuckte der kleine Rico verräterisch.


Erst nach einer halben Ewigkeit endete der Kuss und Basti sah mich verschämt an. „Sorry ich sollte ...!" Er stand auf und wollte zur Tür gehen. Schnell fasste ich seinen Arm und zog Basti zurück. „Bitte bleib noch“ „Oh, danke!“ Hatte er grad gegrinst? Egal!

„Darf ich dir eine Frage, stellen Basti?“ „Äh ja klar!“ „Waren wir ein Paar?“ Basti stockte kurz. „Ja! Es war nicht leicht“, meinte er und grinste leicht. „Magst du mir davon erzählen? Also wie wir zusammengekommen sind?“ „Oh, ähm, klar gerne!“ „Dann leg los!“, grinste ich. „Es gibt gleich essen. Aber danach würde ich vorbei kommen!“ Etwas enttäuscht willigte ich ein. „Ok, dann bis nachher!", meinte Basti und lächelte mich an. „Bis nachher!“ lächelte ich zurück. Beim Aufstehen streifte kurz seine Hand über meine. Da war es wieder. Dieses kribbeln in meinen Eingeweiden. Noch lange, nachdem Basti weg war, lächelte ich verträumt die Tür an.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen