Mein Herz rutschte mit kurz in die Hose. „Was ist mit ihm?“ „Die OP
verlief soweit sehr gut. Es werden wohl auch keine dauerhaften Schäden
bleiben. Aber neben all dem Negativen gibt es auch etwas Positives.
Seine Hirnaktivitäten haben stark zugenommen. Was dann schlussendlich
auch dazu geführt hat, dass das Aneurysma geplatzt ist. Warum das
plötzlich so ist, können weder ich noch meine Kollegen genau sagen. Wir
gehen aber davon aus, dass es mit Ihnen zusammenhängt!“ „Was hab ich
denn damit zu tun?“ „Es ist so Herr Fechner … Komapatienten sind ja
nicht Tod. Sie nehmen ihre Umgebung durchaus noch war. Dazu gehören halt
auch Gerüche, Berührungen oder wenn man mit ihnen redet. Scheinbar hat
er Sie so intensiv wahrgenommen und erkannt, das sein Gehirn
aufgedreht hat. Das erleben wir öfters bei Pärchen. Aber noch nie so
stark. Mir wäre es am liebsten … Sie könnten noch ein paar Tage bei uns
bleiben und Tag und Nacht mit Herrn Fernandez verbringen. Leider
machen da die Verwaltung und Ihre Versicherung nicht mit. Sie müssten,
wenn … Ihre Unterbringung selber bezahlen; und das ...“ „Ich bleibe
hier!“, sagte ich schnell zu. Der Arzt lächelte mich sanft an. „Lassen
sie mich erst mal ausreden. Also … Sie müssten dann nur zehn Euro pro
selber tragen. Den Rest rechnen wir pauschal ab!“
Erleichtert atmete ich durch. „Sie werden dann sofort auf die Intensivstation verlegt.“
Circa dreißig Minuten später wurde ich samt Bett zu Rico gerollt.
Davor mussten noch einige Formulare ausgefüllt werden und ich durfte
gleich meinen Geldbeutel zücken. Als wir das Zimmer betraten, umhüllte
mich sogleich wieder das bekannte Gesumme der Geräte. Mein Bett wurde
neben das von Rico geschoben. Als es richtig stand, blickte ich den Arzt
fragend an. „Soll ich etwas beachten?“ „Kein Sex bitte!“, lachte er.
Auch ich musste leicht grinsen. „Gehen Sie möglichst vorsichtig mit ihm
um. Trotzdem viel reden. Auch Körperkontakt ist sehr wichtig. Das alle
kurbelt seinen Kreislauf an!“ „Ok und sonst noch was?“ „Nein das wäre
soweit alles. Ich lasse Sie jetzt mal alleine!“
Sobald wir alleine waren, ließ ich mich erschöpft auf das Bett sinken.
Es war zwar erst 20 Uhr aber ich fühlte mich als wäre es schon nach
Eins. Trotz allem, versuchte ich Georg zu erreichen. Doch er nahm nicht
ab. Ich sprach ihm eine kurze Nachricht auf den AB. „Ist ihm ja
irgendwie nicht zu verdenken", sagte ich zu mir selbst. Schnell ging ich
ins Bad und wusch mich etwas. Danach noch schnell bis auf die Boxer
und ein Shirt ausgezogen und ab ins Bett. Ich rollte mich auf die
Seite, stützte mich auf und betrachtete Rico. Er sah trotz aller
Umstände aus wie ein Engel, wenn er schlief. Sofort bekam ich wieder
dieses Kribbeln im Bauch. „Wenn das nicht Liebe ist!", dachte ich mir
und musste grinsen.
So gut es ging mit all den Kabeln und Schläuchen, kuschelte ich mich
an Rico und gab ihm einen ‚Gute Nacht Kuss‘ auf die Stirn „Schlaf gut
mein Engel“, flüsterte ich noch und legte mich dann selber hin und
schlief schnell ein ... und diesmal ohne Traum.
Die Nähe zu Rico schien uns beiden gut zu tun. Und doch war etwas
anders, als ich aufwachte. Noch schlaftrunken öffnete ich die Augen. Um
Rico standen ein paar Ärzte und mein Bett stand an der Wand gegenüber.
Sofort saß ich senkrecht darin. „Nicht schon wieder!“, flüsterte ich
und einige Tränen sammelten sich in meinen Augen. Doch bevor ich
aufspringen konnte, stand der Arzt von gestern Abend bei mir. „Keine
Angst Herr Fechner, wir wollten Sie nicht wecken. Wir entfernen nur die
Beatmungsgeräte!“ „Er atmet wieder alleine?", fragte ich erstaunt und
glücklich zugleich. „Ja, ihre Nähe scheint etwas bei ihm auszulösen ...
ich habe ja schon von Selbstheilung gehört, aber das hier grenzt an ein
Wunder!“ Nun kullerten doch ein paar Tränen bei mir. Nur diesmal waren
es Freudentränen.
Eine viertel Stunde später waren Rico und ich wieder alleine. Die Ärzte
hatten noch einige Tests gemacht und waren dann mit zufriedenen
Gesichtern wieder gegangen.
Auch ich fühlte mich endlich wieder zufriedener und ausgeschlafen. Da es
doch noch etwas früh war, entschloss ich mich rauszugehen und zu
joggen. Ich schlüpfte in meine Jogginghose und zog mir noch einen Pulli
über. Als ich Rico einen Kuss auf die Lippen hauchte, schlugen
sämtliche Geräte aus. Nach dem ersten Schreck musste ich grinsen und
gab ihm noch einen Kuss auf die Wange.
Auf dem Gang angekommen kam ich allerdings keine fünf Meter weit, als ich von zwei Armen in ein leeres Zimmer gezogen wurde.
Plötzlich lag ich in den Armen von Nils, der mir einen Kuss auf den
Mund gab. Irgendwie schaffte ich es ihn von mir weg zu drücken und
stolperte rückwärts gegen das Bett. „Was ist denn mit dir los? Ich
dachte wir wiederholen das von letztens!“, gab Nils süffisant grinsend
von sich. Er versperrte mir den Weg zur Tür. „Nils, bitte. Das war ein
riesiger Fehler. Wir riskieren hier beide eine Menge! Ich die Beziehung
zu Rico und du deinen Job!“ „Deine Beziehung interessiert mich einen
Dreck und um meinen Job ...“, er zog einen Schlüssel aus der Hose und
schloss damit die Tür ab, „... muss du dich auch nicht kümmern!“ „Bitte
lass mich gehen! Ich will das hier nicht!“ Er machte ein paar Schritte
auf mich zu und schupste mich auf das Bett. „Bitte lass mich gehen!",
flehte ich. „Stell dich nicht so an. Dir hat es doch auch gefallen!“
Grob drehte er mich auf den Bauch und schob meine Hose samt Boxer so
grob nach unten das beides etwas Einriss. Panik stieg in mir auf und
ich, versuchte mich zu wehren. Doch er war viel kräftiger als ich. Mit
geübtem Handgriff, befreite er seinen Schwanz aus der Hose. Nils
richtete sich etwas von mir auf.
Heute kann ich nicht mehr genau sagen wie ich es damals geschafft hatte
unter ihm hochzukommen aber ich hatte es geschafft. Nils verlor dabei
das Gleichgewicht und stürzte fast aus dem Bett. Mit der Hose in den
Kniekehlen stürzte ich zur Tür. Nils hatte, wohl vor Geilheit, den
Schlüssel beim Absperren stecken lassen und so konnte ich schnell raus.
Zu meinem Glück stand dort gerade ein anderer Pfleger und befüllte sein Frühstückswagen.
„BITTE HELFEN SIE MIR!", krächzte ich. Gerade als Nils aus der Tür kam.
(Auch seine Hose hing auf halb acht) drehte sich der Pfleger um. Als er
die Szene sah ließ er vor lauter Schreck das Tablett fallen. Gerade
rechtzeitig rannte er auf uns zu und schnappte sich in letzter Sekunde
Nils ...
Zitternd saß ich auf meinem Bett neben Rico. Der Pfleger hatte mich hier
hergebracht und ist mit Nils in Richtung Schwesternzimmer
verschwunden. Krampfhaft versuchte ich, mich nicht zu übergeben … aber
mir war wirklich kotzübel. Als mich wieder eine neue Welle packte,
stürzte ich ins Bad und hängte mich über die Schüssel. Dank der
Tatsache, das ich nicht wirklich viel gegessen hatte, in den letzten 24
Stunden, kam aber nichts raus. So stämmte ich mich wieder nach oben
und betrat gerade den Raum, als eine etwas fülligere Dame das Zimmer
betrat.
Sie stellte sich als Oberschwester Ursula vor und bat mich Ihr meine
Sicht der Dinge zu schildern. Als ich fertig mit Erzählen war, sah sie
mich ernst an. „Und das ist die Wahrheit?“ Ich nickte nur. „Gut und was
war letztes Mal?“ Ich schluckte. „Was, was meinen Sie?“ „Sie haben grad
gesagt, dass er etwas vom letzen Mal gesagt hatte. Also was war da?“
„Naja wir, wir hatten, ähm ... wir hatten Sex!“ „Hat er sie da auch
versucht zu vergewaltigen?“ „Nein da wollte ich es!“ Gab ich
wahrheitsgemäß von mir. „Und jetzt nicht?“ „Was soll denn das jetzt?“
„Naja sie waren dem ja zuletzt wohl auch nicht abgeneigt!“ „Das war was
anderes!", sagte ich schnell und guckte betreten zu Boden. „Was meinen
Sie?“ bohrte Sie nach. „Es war eine Kurzschlussreaktion!“ „Nun ja, ich
belasse es mal dabei. Wollen Sie Herrn Groß anzeigen?“ „Sie meinen
Nils?“ Sie verzog etwas das Gesicht. „Ja genau den!“ „Nein!“ Schwester
Ursula stutzte, „warum nicht?“ „Ich denke er hat hier schon genug
Ärger!“ „Darauf können sie Gift nehmen! Das Krankenhaus wird ihn deshalb
eh noch anzeigen denke ich, ich lasse sie jetzt mal wieder in Ruhe.
Beruhigen Sie sich erst mal etwas. Das Essen kommt ungefähr in einer
halben Stunde!“
Sie nickte mir nochmal zu und verließ dann das Zimmer.
Immer noch etwas zittrig ließ ich mich in die Kissen sinken. Fast
automatisch griff ich nach Rico's Hand. Womit ich nicht gerechnet hatte,
war das dieser etwas zudrücken würde. Ich fiel vor Schreck fast aus
dem Bett. Hastig drückte ich auf den roten Rufknopf neben dem Bett.
Schneller als der Wind standen Dr. Mertens und der Arzt von gestern in
der Tür. „Was ist los?!", fragten beide fast gleichzeitig schwer atmend.
„Seine Hand ... hat sich bewegt!“ „Wirklich?“ „Ja ich hatte seine Hand
genommen und er hat plötzlich leicht zugedrückt!“ Ohne eine weiteres
Wort nahm er eine Taschenlampe aus seinem Kittel und leuchtete damit in
Rico's Augen. Er murmelte etwas vor sich hin. „Das ist sehr gut!“ „Was
ist denn?“ „Ich denke Ihr Freund wacht jetzt bald auf!“ Vergessen waren
die letzten Minuten. Aufgeregtheit ergriff mich. „Heute noch?“ „Das
kann ich nicht genau sagen, aber auf jeden Fall in den nächsten Tagen!“
Mir wurde plötzlich schwindelig vor Glück. Rico sollte endlich wieder
aufwachen! Ohne auf andere Personen zu achten, rief ich laut „YES!!!!“
Der Doktor grinste mich nur an. „Dann lassen wir Sie mal wieder
alleine. Wenn wieder etwas ist, rufen Sie uns einfach!“
Immer noch trunken vor Glück beugte ich mich über Rico und gab Ihm
einen Kuss auf den Mund. In diesem Moment kam die Schwester mit dem
Frühstück ins Zimmer. Sie blickte mich etwas irritiert an, stellte dann
aber doch, verdächtig hektisch, das Tablett auf den Tisch und verließ
den Raum. In dem Moment, in dem ich das Frühstück sah, merkte ich erst,
wie hungrig ich war. Schnell schmierte ich mir die Semmel und aß diese
zusammen mit dem Orangensaft ...
Den restlichen Vormittag und Mittag verließ ich das Zimmer nicht.
Entweder kuschelte ich mich an Rico, las ihm etwas vor oder hing meinen
Gedanken nach.
Das änderte sich auch erst gegen 15 Uhr als Georg das Zimmer betrat.
Ohne Begrüßung schloss er die Tür kam zu mir und wischte mir eine.
Erschrocken sah ich ihn an. „So das war mir ein Bedürfnis!“ „Und deshalb
kommst du her?“, zischte ich ihn an. „Nein, also nicht nur! Ich wollte
mit dir Reden. Lass uns raus gehen!“ „Wohin denn? Wenn du mich wieder
anschreien willst, kannst du gleich wieder gehen!“ „Basti bitte ...
lass uns in den Park gehen, ok?“
Etwas widerwillig stand ich auf und zog mir etwas an. Nach einem Kuss für Rico gingen wir raus ...
RICO:
„Wo bin ich?“, war das Erste was ich dachte als meine Gedanken wieder im
hier und jetzt waren. Dann erst kam der Schmerz, er war überall. Ich
wollte schreien doch es ging nicht. Das Atmen viel mir schwer. Mein Hals
brannte und ich hatte Durst. Zaghaft versuchte ich, meine Augen zu
öffnen. Doch das Licht brannte zu stark in den Augen. „Was war nur
passiert?“ In meinen Ohren rauschte und piepste es laut. Jedes neue Piiiieps ging
mir durch Mark und Bein. Dann etwas Neues „Schnell er wacht auf!“,
sagte eine mir unbekannte Stimme. „Wo bin ich? Was ist passiert?“ Doch
aus meinem Mund kam nur ein unverständliches Krächzen und Glucksen. Noch
einmal öffnete ich meine Augen. Das Licht tat nicht mehr ganz so weh.
Erkennen konnte ich dennoch nur Schemen. Es waren mehrere Personen um
mich herum. Noch einmal öffnete ich meinen Mund doch nichts verließ ihn.
„Er braucht Wasser, richtet ihn auf!“
Ich spürte, wie ich angehoben wurde. Das Bett, in dem ich wohl lag,
wurde verstellt und ich saß nun fast. Langsam klärte sich auch mein
Blick. Insgesamt sechs Leute standen um mich herum. Sie sahen alle
ziemlich besorgt aus. Eine dieser Leute führte dann einen Strohhalm zu
meinem Mund. Das Wasser bahnte sich wohltuend seinen Weg nach unten.
Hätte man mir das Glas nicht wieder entzogen, hätte ich es auf einmal
ausgetrunken. „Was ist passiert? Wo bin ich?“, brachte ich nun endlich
raus. „Pssssst, wir klären das alles später. Sie müssen sich erst mal
ausruhen und wir müssen sie untersuchen ..."
So ließ ich auf eine Antwort hoffend alle Untersuchungen über mich
ergehen. Nach fast 45 Minuten hörte ich etwas. „Er ist wirklich wach?",
fragte eine Stimme. „Ja!“ „Darf ich zu ihm?“ kurze Stille. „Ja klar!“
Ein Junge betrat den Raum. Seine Augen glänzten feucht, als er mich
sah. „Oh Rico endlich bist du wach!“ er beugte sich zu mir runter. Doch
bevor er mich küssen konnte, rutschte ich etwas weg. Er sah mich
irritiert an. Bevor er etwas sagen konnte, stellte ich die Frage aller
Fragen: „Wer sind Sie?“...
Baustellenreport II
vor 6 Jahren
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