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Montag, 5. November 2012

Halbblut 5

5

Wieso gammelt mein fauler Herr Sohn noch im Bett herum? Wer nächtelange Partys in meinem Haus feiern kann, der kann auch morgens mit dem Arsch aus dem Bett kommen“, polterte Herr Dabelstein, der überraschend heimgekehrt war.

‚Nächtelange Partys? Der Vollpfosten verwechselt mich wohl mit sich‘, dachte der Genannte mürrisch und gab sich wieder voll den oralen Künsten seines Freundes Joe hin.


Vinc hatte in den vergangenen drei Jahren nur eine einzige Party geschmissen und die war vor sechs Monaten, als er endlich volljährig geworden war. Aber nächtelang ging die auch nicht, er hatte lediglich ein paar wirklich gute Freunde zu einer Kellerpoolparty eingeladen. Und nicht einmal die wäre bemerkt worden -- wenn nicht zufällig so ein Lackaffe aus der Firma aufgetaucht wäre und seinem Taschengeldgeber natürlich alles brühwarm nach Kanada berichtet hätte, wo dieser, warum auch immer, angeblich geschäftlich zu tun hatte.

„Sie sollten da jetzt besser nicht reingehen“, versuchte James, den Hausherrn vom Betreten des Zimmers abzuhalten.


„Wenn Sie weiterhin hier im Hause beschäftigt bleiben wollen, halten Sie sich gefälligst aus Dingen heraus, die Sie nichts angehen“, blaffte Dabelstein den Diener an, riss die Tür auf und sah mit zorngeschwollenen Adern wie Vinc sich von Joe einen blasen ließ.

„RAUS!“, schrie Vinc den Eindringling wütend an.

„Was macht diese dreckige Niggerschwuchtel da, ich habe dir tausendmal gesagt, dass ich so was in meinem …“

Joe hatte den Lustprügel seines Freundes Gott sei Dank aus dem Mund flutschen lassen, als die rassistische Bemerkung fiel. Vinc sprang mit drohend wippender Rute aus dem Bett und stürzte sich auf seinen Adoptivvater, der zu überrascht war, um sich noch wehren zu können. Der Achtzehnjährige, packte den mit 120 Kilogramm nicht wirklich Leichtgewichtigen am Schlafittchen, hob ihn an als wäre dieser eine Feder und drückte ihn am langen Arm gegen die Wand.

„Ab heute weht hier ein anderer Wind alter Mann. Seit Mutti und Juschtel tot sind, war ich es doch wohl, der sich hier im Haus um alles kümmern musste. Du wirst jetzt schön brav mein Zimmer verlassen und im Wohnzimmer auf mich warten. HABEN WIR UNS VERSTANDEN?“

Vinc fühlte sehr wohl, dass er Hilfe von Rexor hatte. Er alleine hätte diese Fettmassen niemals so problemlos heben können. Er hatte Mühe, in der Wut, die Kontrolle über seinen Körper zu behalten und sich nicht vor Dabelstein in den Wasserdrachen zu verwandeln.

Dabelsteins Gesichtsfarbe hatte von einer gesunden Färbung in Aschfahl gewechselt -- mechanisch nickte er und Vinc ließ seinen Taschengeldgeber runter --- der sich offensichtlich nicht nur eingenässt hatte.

„Du widerst mich an“, sagte der Achtzehnjährige mit gerümpfter Nase und wandte sich Joe zu, der sich zwischenzeitlich wieder zugedeckt hatte.

James/Dragon, der sich die ganze Zeit im Hintergrund gehalten und alles beobachtet hatte, zog sich zufrieden lächelnd zurück, bevor Herr Dabelstein fluchtartig das Zimmer verließ, um zunächst die Spuren seiner Angst zu beseitigen. Hoffentlich hatte das jetzt niemand mitbekommen, wenn sich herumsprach, dass er sich in die Hosen geschissen hatte, würde ihm bald alle Welt spöttisch auf der Nase herumtanzen.


„Was war das denn eben?“, fragte Joe, der dieses Schauspiel ja ebenfalls hautnah miterlebt hatte.

„Das mein Süßer war etwas, das ich schon längst hätte machen sollen. Ich habe die Spielregeln verändert und mich erfolgreich von ihm abgestiefsohnt“, antwortete Joe zufrieden, bevor er sich noch ein wenig bei seinem Freund einkuschelte und beide kurz darauf einschliefen.

******

„Boah das stinkt hier wie in einer Kneipe zur Happy Hour --- öffne bitte die Terrassentür James“, sagte Vinc voller Selbstbewusstsein, während er Händchen haltend mit Joe, sowie Evan McGregor und James die hinter den Jugendlichen liefen ins Wohnzimmer trat.


Auf dem Tisch stand eine Flasche Whisky die etwa zur Hälfte entleert war, außerdem hing Zigarrenrauch schwer in der Luft. Zwei Dinge, die Vinc noch nie leiden konnte.

„Ganz -- wie der junge Herr wünscht“, antwortete der Bedienstete förmlich, kam diesem Wunsch umgehend nach und gesellte sich wieder zu der kleinen Gruppe.

„Bevor wir unsere kleine Unterredung fortsetzen, wirst du dich jetzt vor Zeugen, für deinen rassistischen Ausspruch von vorhin, in aller Form bei Joe entschuldigen, deinen Kotzbalken ausdrücken und den Alkohol wieder vom Tisch verschwinden lassen“, befahl er seinem Taschengeldgeber ruhig -- aber mit Nachdruck, der keine Zweifel daran aufkommen ließ dass er jedes Wort genauso meinte, wie er es sagte.

Während Dabelstein dieser Aufforderung verschüchtert nachkam, hielt sich Evan Mc Gregor bewusst im Hintergrund und wechselte heimlich, erstaunte Blicke mit James. Dieser Jungdrache war in jeder Hinsicht das außergewöhnlichste Geschöpf, welches ihm bisher in seinem Leben begegnet war.

„Um es dir gleich klar zu machen, ich meinte vorhin jedes Wort wie ich es sagte. Du hast mich in den letzten drei Jahren über Gebühr strapaziert. Ich musste seit jenem Unglückstag Dinge erledigen, die kein normal denkender Mensch einem fünfzehnjährigen Jungen, neben der Schule, zumuten würde. Der größte Teil meiner Freizeit bestand darin, hier alles am Laufen zu halten und James nach Leibeskräften zu unterstützen. Eine Tätigkeit für die du --- und ich habe mich eingehend informiert, einem qualifizierten Angestellten ein Gehalt, von mindestens 2500 Euro monatlich hättest zahlen müssen und nicht bloß ein Vergleichsweise mageres Taschengeld von 300 Euro.“


Dabelstein unternahm zwar, leichenblass einen schwachen Versuch, irgendwas einzuwenden, kam aber nicht dazu, weil Vinc sofort über den Mund fuhr.

„Hab ich gesagt, Mülleimer melde dich? Ich bin längst noch nicht fertig mit dir.“

Der Jugendliche hatte jetzt Oberwasser und war nicht gewillt klein beizugeben. Dafür hatte er einfach zu lange auf diese Chance gewartet.

„Du willst mich loswerden gut --- das habe ich schmerzlich akzeptieren gelernt. Aber es wird zu meinen Bedingungen geschehen und die werde ich sollte es nötig werden -- auch rechtlich erstreiten. Bei dieser Gelegenheit möchte ich dir übrigens den Rechtsanwalt und Notar Evan McGregor vorstellen, der auch zum Förderkreis des Internats Drachenfels gehört, welches ich nach den Sommerferien, für die nächsten drei Jahre zu besuchen beabsichtige, um mich dort voll auf mein Abitur konzentrieren zu können. Die Unterbringung dort kostet dich 1500 Euro im Monat, die du spätestens ab August auf mein Girokonto bei der Volksbank einzahlen wirst. Du siehst also, dass ich dir durchaus entgegenkomme. Ferner werde ich schnellstmöglich in Muttis alte Eigentumswohnung einziehen, dafür benötige ich weitere 500 Euro monatlich -- die ebenfalls auf mein Konto zu überweisen sind. Hast du irgendwelche Fragen bis hier?“


Dabelstein war schlagartig ausgenüchtert, er wusste einfach nicht, was er dazu noch sagen sollte, dabei hatte er es sich im Alkoholrausch so schön ausgemalt, wie er Vinc zur Räson bringen würde.

„Na dann sind wir uns ja einig“, strahlte Vinc und bat Evan entsprechende Verträge zur Unterschrift vorbereiten zu lassen.


Der Hausherr war mittlerweile immer tiefer in den Sessel gesunken und machte den Eindruck wie jemand, den eine Dampfwalze überrollt hatte. Im übertragenen Sinne stimmte das ja auch.

„Ach -- bevor ich es vergesse. Joe und ich wollen morgen nach Großbritannien fliegen. Sprachurlaub --- du verstehst?“

Dabelstein nickte -- er wollte es einfach nur noch hinter sich und danach seine Ruhe haben.

„Guuut, dann zück mal dein Scheckbuch, ich denke 7000 Euro werden uns für die nächsten drei Wochen reichen“, vervollständigte Vinc seinen persönlichen Triumph.



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