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Freitag, 28. September 2012

Mein neues Leben -Rico der Straßenjunge und ich II- Teil 3

Georg:


Je näher ich Marcs Adresse kam desto aufgeregter wurde ich. Am Haus angekommen war die Nervosität so stark das mir schon die Knie zitterten. Langsam lief ich zum angegeben Haus und klingelte dann bei Fischbacher.

„Fischbacher?“

„Hi, ich bins … Georg.“

„Ah hi, bleib unten ich komme.“


Zwei Minuten später stand er auch schon vor mir. Er hatte eine enge Hose und ein Hemd an. Und dieser Duft … einfach zum Dahinschmelzen …

„So jetzt noch mal -- hi!“

Marc grinste und hielt mir die Hand entgegen. Ich tat es ihm gleich.

„Hast gut hergefunden?“

„War nicht schwer zu finden!“, lachte ich.

„Gut, gut --- und wo wollen wir hin?“


Mir fiel ein das Ich mir darüber null Gedanken gemacht hatte.

„Ähm, keine, keine Ahnung“ stammelte ich. Marc kicherte.

„Kein Problem, ich kenne ne nette Bar in München. Die haben auch immer Samstag Live Musik.“

„Hört sich gut an.“

„Na dann los!“

„Ach übrigens, schick siehst du aus!“
Sofort wurde mein Gesicht rot.

„Äh danke. Du, aber auch!“
Marc musste sich scheinbar mit Mühe ein Lachen verkneifen.

„Danke!“


Auf dem Weg zur Bar erfuhr ich, dass Marc alleine wohnte, einen kleinen Hund hatte und im Moment an der Uni in München Jura studierte.
Ich erzählte Marc auch einiges über mich und kam dann schließlich an den Punkt mit Jessica …

„Und Sie hat dich verlassen, weil du Ihr nicht stark genug warst?!“
Ich nickte nur.

„Wow! Sorry aber deine Ex war ne doofe Kuh!“

„Danke, das habe ich schon öfters gehört …!“

„Oh, ich wollte dich nicht verletzten … Du hast noch Gefühle für sie?“

Hastig schüttelte ich den Kopf.

„Nach dem nicht mehr!“

„Ok … Ich hab meinem Ex noch ewig hinterher getrauert.“


Ich versuchte so überrascht wie möglich zu klingen.

„Ex? Bist du schwul?“

„Du hast es erfasst! Glücklich schwul, und wenn du was dagegen hast …“

„Mein bester Freund ist schwul. Mir macht das nix aus.“

„Oh dann Entschuldigung. Wollte dich nicht so anfahren …“


„Ist ok würde sicher auch so reagieren.“

„Darf ich fragen, was mit dir und deinem Ex war?“

„Ich war echt verknallt in ihn. Aber er hat mich das halbe Jahr in dem wir zusammen waren nur verarscht und ausgenutzt. Als es zu Ende war, weil er nen Neuen hatte, wollte ich das zuerst nicht wahrhaben. Dann hat mich dieses Arschloch aber vor unserer ganzen damaligen Abschlussklasse geoutet!“

„Shit!“

„Nicht unbedingt, die haben es alle recht gut aufgenommen“ grinste Marc.

„Aber dann ist das schon länger her, oder?“

„Drei Jahre ungefähr …“

„Und du hattest bisher keinen anderen mehr?“

„Ich hatte erst mal genug von Jungs und Beziehungen …“

Unbemerkt schluckte ich.


Nach ein paar Minuten waren wir an Marcs Bar angekommen. Drinnen wurde er auch gleich herzlich begrüßt.

„Marcus, wie geht’s dir?“

„Hi Juan, danke geht sehr gut.“

Wir umarmten uns.

„Wer ist dieser hübsche junge Mann?“

„Nur ein Freund.“

„Aha nur ein Freund -- naja wo wollt ihr sitzen?“

„Wir finden schon was.“

„Ok sag Bescheid, wenn was ist!“


Etwas weiter in der Mitte des Lokals fanden wir einen gemütlichen Tisch. Kurz, nachdem wir Platz genommen hatten, kam auch schon eine Bedienung angerauscht.

„Na was darf ich euch bringen?“

„Für mich einen Gin Tonic.“

Beide sahen mich erwartungsvoll an.

„Ich nehm das Gleiche.“

„Zweimal Gin Tonic, kommen sofort!“


„Kannst du eigentlich Tanzen?“, fragte mich Marc nach ein paar Minuten.

„Mehr schlecht als recht“, grinste ich.

„Na da haben wir was gemeinsam …“

„Warum fragst du?“

„Weil mal hier auch tanzen kann.“

„Ok, was kommt denn so für Musik?“

„Warte!“

Marc verschwand kurz und kam mit einem Flyer wieder.

„Mal gucken … ah da steht es. Heute ist Disco Nacht!“

„Also dafür sollte mein Taktgefühl noch reichen!“, lachte ich.

„Hoffen wir es!“, grinste Marc.

„Was du noch wissen solltest … Ich vertrage nicht viel!“

„Mach dir nix draus, ich auch nicht. Solange du weißt, wo deine Grenzen sind.“

„Ich denke ja.“


Schon kamen unsere Getränke. Wir redeten noch etwas über dies und das als auch schon die Band, des heutigen Abends angesagt wurde.

„Die sagen mir gar nix …“

„Nicht? Covern viele Songs. Sind echt gut. Die spielen oft hier!“

„Hmmm, ok. Mal sehen.“


Zwei Stunden später kochte die Stimmung. Die Band hielt, was Marc versprach und spielte wirklich super. Plötzlich stand er auf und zerrte mich mit hoch.

„Komm Tanzen!“

Schon standen wir vorne. Ich versuchte mich rhythmisch zur Musik zu bewegen. Was mir mal mehr Mal weniger gelang. Ganz im Gegensatz zu Marc, der für meine Begriffe total übertrieben hatte. Auf jeden Fall kamen wir uns von Song zu Song immer näher. Als die Band ein langsameres Lied spielte, stand Marc ganz dicht vor mir. Es kribbelte an meinem ganzen Körper. Die Zeit schien stehen zu bleiben. Plötzlich spürte ich Marcs Lippen auf meinen. Sanft küsste er mich. Es war das schönste Gefühl, das ich bisher spüren durfte.10.000 Schmetterlinge tanzten in meinem Bauch und verursachten ein irres Glücksgefühl. Trotzdem stand ich nur da. Total Passiv. Marc löste sich von mir. Unfähig etwas zu sagen starrte ich ihn nur an. Sein Gesicht änderte sich von Sekunde zu Sekunde. Von glücklich zu traurig und entsetzt. Mit einmal ergriff Marc die Flucht. Er rannte von der Tanzfläche nach draußen. Erst jetzt merkte ich, dass alle Augen, inklusive Juan, auf uns, bzw., mich gerichtet waren …


Ich stürmte Marc hinter her. Er saß am Bordstein, die Hände ins Gesicht gepresst.
Leise hörte ich ihn weinen.

„Marc, es tut mir …“

„Nein! Mir tut es leid. Ich hätte dich nicht einfach küssen dürfen!“

Er sah mich mit verheulten Augen an. Ich setzte mich neben ihn. Als ich den Arm um ihn legen wollte, rückte Marc etwas weg.

„Warum verliebe ich mich auch immer in die Falschen“, schluchzte er.

Ich nahm all meinen Mut zusammen.

„Marc, ich, ich muss dir da etwas erzählen“, begann ich stotternd.
Marc blickte auf.

„Ich, ich. Oh Shit!“

Auch mich stiegen langsam die Tränen in die Augen.

„Marc ich glaube ich hab mich auch in dich verliebt!“, nuschelte ich.

Geschockt blickte er mich an.

„Nein, hör auf damit. Hör auch mich zu veraschen!“, schrie er schon fast.

„Ich meine das ernst!“

„Aber warum? Du bist doch Stockhetero …“

„Ich weiß es ja auch nicht -- ich weiß nur, dass ich mich vor einigen Wochen im Bus in dich verguckt habe.“

„Meinst du das ernst?“, fragte er schluchzend.

„Warum sollte ich das wohl sagen wenn nicht?“

„Warum hast du mir das dann nicht gesagt?“

„Es tut mir ja leid. Das ist alles so neu für mich. Du bist der erste Junge, für den ich mehr empfinde außer Freundschaft. Das hat mich alles so verunsichert …“

„Woher weiß ich, dass du es dir morgen nicht anders überlegst. Oder mich aus Angst zurückweist?“


Statt zu antworten, nahm ich sein Gesicht in meine Hände und küsste ihn. Nur kurz, aber ich fühle mich wieder wie auf Wolke sieben. Aber statt sich zu freuen, begann Marc erneut zu weinen.

„Was -- Shit, was hab ich falsch gemacht?“

Marc sah mich an.

„Nichts Georg --- Ich bin einfach nur glücklich.“

Er zog mich fest an sich, vergrub sein Gesicht in meiner Brust.

„Warum weinst du denn dann?“, fragte ich total verwirrt.
Marc grinste schwach.

„Weil ich grad total glücklich bin!“

Wir saßen noch etwas draußen, eng umschlungen. Plötzlich räusperte sich jemand hinter uns.

„Soso nur ein Freund also?“

Erschrocken drehten wir uns um. Juan stand in der Bartür und grinste uns an. Wir standen beide auf.

„Du!“, dabei zeigte er auf mich.

„Wenn du Marcus unglücklich machst, bekommst du es mit mir zu tun --- Klar?!“

Mir wurde heiß und kalt gleichzeitig.

„Äh, klar.“

„Gut und jetzt zu dir. Lüg mich nie wieder an! Ich hab das doch von Anfang an gesehen, was da läuft!“ Marc nickte nur betreten.

„Jetzt schaut doch nicht so doof … Lasst euch umarmen!“ Schon zog er uns an sich.

„Ich freu mich für euch zwei …“

In Marcs Gesicht sah ich das das auch für ihn zu viel wurde. Sanft aber bestimmt befreiten wir uns aus Juans Umklammerung.

„Na los kommt wieder rein!“

„Juan! Stopp!“

Erschrocken ließ er von uns ab. Marc lächelte ihn an.

„Danke. Aber nein danke!“

„Oh ok, ok. Ich lasse euch wieder alleine …“


Mit hängendem Kopf zog er sich zurück.

„War das nicht etwas hart?“

„Juan weiß, wie ich das meine. Der hält das aus …“

„Gut und wo jetzt hin?“

„Lass uns erst mal zu mir Heim, und dann gucken, ok?“

„Ok!“

Langsam gingen wir schweigend Heim. Unbewusste hatte ich meine Hand in seine geschoben. Wir unterbrachen den Gang nur ab und zu für einen kurzen Kuss.


Bei Marc angenommen nahm er mich in die Arme. Ich genoss das Gefühl, ihm so nahe zu sein.

„Kommst du noch kurz mit hoch? Ein Kaffee oder so?“

„Gerne, aber Marc …“

„Was denn?“

„Bist du mir böse, wenn ich erst mal nicht mehr will? Also kuscheln, küssen. Aber nicht mehr. Ich muss mich erst an das alles gewöhnen.“

Marc strich mir zärtlich durchs Gesicht.

„Du bekommst so viel Zeit, wie du brauchst.“

Unsere Lippen vereinigten sich zu einem Kuss. Wir verbrachten noch fast eine Stunde Händchen haltend und küssend auf Marcs Bett. Um kurz vor halb drei fuhr ich dann nach Hause …



Basti:


„Wie romantisch“ grinste ich. 

„Du verstehst davon nix, Dramaqueen!“

„Was soll jetzt das heißen?“

„Naja so viel Streit wie Ihr hattet bis ihr zusammen wart …“


Ich knuffte Georg in die Seite. Dieser lachte.

„Und wie soll es bei euch weiter gehen?“

„Wir wollen am Dienstag essen gehen. Und dann mal gucken, wie es sich entwickelt …“ 

Ich nahm Georg in den Arm. 

„Freut mich echt für dich!“ 

„Danke Basti…“ 

Georg gähnte, was mich lachen ließ.

„Ich geh mal ins Bett“ 

„Ok schlaf gut!“

„Danke, gleichfalls“ 

Leise schlich ich zurück ins Schlafzimmer, zog mich aus und kuschelte mich wieder an Rico …

Und jetzt ein halbes Jahr später sind die beiden immer noch verliebt wie am ersten Tag. Georg verbringt jetzt auch wesentlich mehr Zeit bei Marc als bei uns. Dass er jetzt bei uns ist, ist nur dem Umstand zuschulden das Marc für zwei Wochen ein Praktikum in Regensburg hat …


Verträumt blätterte ich durch das Tagebuch. Der Brief meiner Mum aus dem Krankenhaus flog mir entgegen. Schon oft stand ich vor dem Telefon und wollte ihre Nummer wählen. Aber immer fehlte mir der Mut. Und ehrlich gesagt hätte ich nicht gewusst, was ich Ihr zu sagen hätte …

Natürlich, sie hat meinen Vater rausgeworfen und sich bei mir entschuldigt. Aber das konnte das, was davor war, nicht ausradieren. Einige Male hatte ich deshalb mit Rico Streit. Er fand, dass sie noch eine Chance verdient hatte. Aber darüber wollte ich jetzt nicht nachdenken!

„Schatz?“, riss mich Rico plötzlich aus meinen Gedanken.

„Oh, guten Morgen.“ 

Er setzte sich neben mich.

„Alles ok?“

„Ja, ich konnte nur nicht mehr schlafen …“ 

„Darf ich sitzen bleiben?“

„Ja klar Süßer, warum nicht?“

„Dachte nur, du möchtest alleine sein …“ 

Er deutete auf das Tagebuch.

„Nein, ich hab dich ja gerne bei mir.“

„Ich hol nur noch schnell was …“ 


Rico flitzte aus dem Zimmer und kam mit einer Decke wieder.

„Sonst ist mir kalt“, grinste er. 

Rico setzte sich wieder neben mich. Wir kuschelten uns zusammen in die Decke. Lange hing jeder von uns seinen eigenen Gedanken nach.

„Ich hoffe die finden Nico bald“, durchbrach Rico die Stille.

„Hmm, ich auch …“

Durch einige glückliche Umstände wurde der Verdacht der Polizei bald von mir weg zu Nico gelenkt. Es wurde nun schon fast 8 Monaten nach ihm gefahndet. Die ersten Wochen hatte man uns noch einen Polizeischutz zur Verfügung gestellt. Aber dann war relativ schnell klar, dass Nico nicht mehr in München ist. Trotzdem habe ich noch Angst, dass er irgendwann wieder bei uns auftaucht …

„Hey du zitterst ja …“ meinte Rico besorgt. 

Er küsste mich zärtlich.

„Ich hab einfach nur Angst, dass Nico irgendwann wieder auftaucht, bei, bei uns.“ 
Sanft streichelte Rico meinen Bauch. 

„Die werden ihn bestimmt bald finden.“

„Will ja nur nicht das er DIR wieder, was antut!“

Einige Tränen lösten sich aus meinen Augen. 

„Schatz, psssst. Nicht weinen.“ 

Er küsst mir die Tränen weg und strich mir danach liebevoll durchs Gesicht.

„Er wird uns NICHTS mehr antun. Das verspreche ich dir!“

„Danke ...“


Wir schmiegten uns wieder eng aneinander. 

„Wir haben doch für heute nichts geplant, oder?“

„Nein warum?“ 

„Bist du mir böse, wenn ich der einen Spur von Tamara nachgehe?“

„Nein warum sollte ich? Soll ich mitkommen?“

„Dachte nur, dass du vielleicht was anderes machen wolltest -- ich würde gerne alleine, wenn es …?“

„Es ist ok. Vielleicht findest du Sie ja endlich.“

„Danke Basti!“ 

Er küsste mich stürmisch.

„Ruhig Tiger“, lachte ich. 

„Oh sorry“ nuschelte Rico.

„Och Rico …"

„Ja ich weiß“, grinste dieser. 


Zärtlich küssend lagen wir weiter auf dem Sofa. Ich spürte, wie Rico seine Hand langsam in Richtung Süden wandern ließ, bis seine Hand, auf meiner ausgebeulten Boxer lag.

„Was hast …?"

Weiter kam ich nicht. Denn Georg stand plötzlich in der Tür.

„Na Ihr zwei.“ 

Schnell zog Rico seine Hand wieder nach oben. 

„Stör ich?“

„Nein!“, sagten wir fast gleichzeitig.

„Dachte schon …“, grinste Georg breit.

„Was willst du denn?“, versuchte ich das Thema zu wechseln.

„Fragen, ob ihr auch Lust auf Frühstück habt?"

„Lust ja, aber auf was anderes …“ Aber diesen Satz behielt ich für mich. Stattdessen antwortete ich: „Ja klar.“ 

„Gut dann fange ich schon mal an.“ 


Rico und ich zogen uns derweil wieder ins Schlafzimmer zurück und zogen uns an. Als wir fertig waren, saß Georg bereits am Tisch.

„Was habt ihr heute vor?“ fragte Georg, als wir fast fertig waren. 

„Ich werde in die Stadt, wegen Tamara.“ 

„Und du Basti?“ 

„Och, nix Besonderes … Und du?“

„Marc hat heute und morgen frei, und da wollte ich ihn überraschen.“ 

„Gute Idee, bleibst du dann über Nacht?“ 

Georg grinste verschmitzt.

„Ok das ist Antwort genug!“ kicherte Rico. 

Nach dem Abräumen und Abwaschen machte sich Rico auf den Weg. 

„Viel Glück Schatz.“

„Danke Süßer, bis nachher.“

„Bis dann.“ 

Wir küssten uns noch mal. Als Rico weg war, baute sich Georg vor mir auf.

„Also was hast du heute vor?“ 

„Warum fragst du?“

„Die Antwort vorhin war nicht überzeugend!“

„Ok, aber du musst versprechen Rico nichts zu sagen.“


„Ok versprochen, jetzt sag schon …“

„Wir haben doch bald Jahrestag … Und da wollte ich mich mit Rico verloben …“ 

„Echt?“

„Ja, echt Georg!“, grinste ich. 

„Na dann Glückwunsch!“ 

Georg nahm mich in seine Arme. 

„Danke! Aber er muss ja erst noch Ja sagen …“

„Das wird er bestimmt, so verliebt, wie ihr zwei seid.“

„Danke, danke.“

„Aber wenn du die Ringe jetzt erst bestellst ..."

„Ich hole sie heute nur ab. Bestellt sind sie schon seit drei Wochen!"

„Achsoooo -- naja ich muss dann auch mal los.“ 

„Zu Marc?“

„Jap.“ 

„Na dann viel Spaß euch beiden!“, grinste ich.

Georg knuffte mich. 

„Wir machen nicht nur das, was du denkst …“

„Was denk ich denn?“

„Frag noch!“ 

Ich konnte mir mein Lachen nicht mehr verkneifen. 

„Hey!“

„Ist ja gut …“ 


Rico:


Georg und ich verließen gemeinsam die Wohnung. Während er Richtung Autobahn fuhr, begab ich mich in die Fußgängerzone Münchens ...


Nervös stieg ich in die Trambahn. Würde ich heute endlich Tamara wiedersehen. Das alles schien mir so unwirklich. Noch vor wenigen Wochen hatte ich das nie für möglich gehalten. Alle Besuche bei Kinderheimen hatte nichts gebracht. Niemand dort konnte oder wollte mir etwas über Tamara sagen. Nur durch Zufall entdeckte ich dann vor drei Wochen Ihr Gesicht. Auf dem Foto einer Schule in der Nähe --- damals wäre ich fast vom Stuhl gefallen. Noch am selben Tag suchte ich besagten Laden auf. Man sagte mir, dass Tamara nicht da wäre. Scheinbar musste ich aber so überzeugend gewesen sein das mir die Chefin, unter Tränen, Tamaras Adresse gab. Nun hatte ich endlich Zeit dorthin zu fahren. Laut Internet sollte ich in 15 Minuten bei Ihr sein. Und mit jeder Minute wuchs meine Unsicherheit. Wie würde sie auf mich reagieren? Würde sie mich überhaupt sehen wollen? 

1000 Fragen schwirrten durch meinen Kopf. Deshalb verpasste ich noch fast meinen Ausstieg. Die Türen schlossen sich bereits, als ich mich noch schnell rauszwängte. Draußen holte ich den Plan aus der Tasche, den ich mir daheim ausgedruckt hatte. Keine zehn Minuten später war ich da. Nochmals überprüfte ich die Adresse. Mit starkem Herzklopfen drückte ich die Klingel des Hauses. Es dauerte nicht lange, bis die Sprechanlage krächzend zum Leben erwachte. 

„Houtzer?“

Ich nahm allen Mut zusammen. 

„Ha ... Hallo? Mein Name ist Rico Fernandez ...“

„Wir kaufen nichts und wollen auch nichts spenden!“

„Nein, ich -- ich habe nur eine Frage an Sie --- wohnt hier eine Tamara?“ 

Es wurde still im Lautsprecher. Ein Knacken verriet mir das mein Gesprächspartner aufgelegt hatte. Geknickt wollte ich schon den Rückzug antreten. 

„Warten Sie!“ 

Hörte ich plötzlich hinter mir.

„Was ... Was wollen Sie von Tamara?“ 

Langsam drehte ich mich um. Vor mir stand eine etwa 85jährige Frau. Sie musste Tamaras Pflegemutter sein.

„Ich ... ich bin ihr ... Bruder!“ 

So nun war es raus. Die Dame kam näher an den Zaun und musterte mich kritisch.

„Wiederholen Sie das bitte!“ 

„Ich bin Tamaras Bruder“, sagte ich verwirrt.

„Sie, Sie wissen es noch nicht?“ 

Nun wurde ich etwas nervös. 

„Hören Sie, ich hab Jahre nichts von Tamara gehört ...“

Frau Houtzer atmete tief durch und kam näher an mich heran. 

„Junger Mann das tut mir jetzt sehr leid -- aber Tamara ist ...“ 

Mir wurde schwindlig und schlecht. Die letzten Worte drangen nicht mehr zu mir durch. Und doch wusste ich, was geschehen war. Taumelnd hielt ich mich am Gartenzaun fest.

„Oh, Horst? HORST? Komm bitte ... SCHNELL!!!!“ 

Das war das Letzte, was ich mitbekam. Dann wurde es still um mich ...


Georg:


Fast so aufgeregt wie bei unserem ersten Date fuhr ich auf die Autobahn. Gerade 1,5 Stunden trennten mich und Marc voneinander. Er wäre zwar nur noch eine Woche in Regensburg ... Aber solange hielt ich es nicht mehr aus. Hätte man mir das vor einem Jahr gesagt, dass ich mal mit einem Jungen zusammen sein werde, hätte ich nur den Kopf geschüttelt und denjenigen für verrückt erklärt. Aber Fakt war: Marc tat mir gut. Seine ganze Art. Er war wohl das Beste, was mir nach Jessica passieren konnte. 

Auch das er so geduldig mit mir war. Marc zwang mich zu nichts. Er akzeptierte es das ich zu Anfang unsere Beziehung noch nicht öffentlich machen wollte. Mittlerweile war auch das kein Problem mehr für mich. Genauso drängte er mich im Bett zu nichts. Bisher war es zu nicht mehr außer etwas Gegenseitigem wichsen gekommen. 

„Aber genau das soll sich jetzt ändern“, stellte ich mit einem breiten Grinsen im Gesicht fest. 

In den letzten Tagen hatte ich viel über schwulen Sex im Internet recherchiert. Jetzt wollte ich es endlich mit Marc erleben ...


Beflügelt durch diesen Gedanken und durch meine leicht zuckende Latte in der Hose hatte ich die Ausfahrt Regensburg schnell erreicht. Marc hatte mir erzählt, dass er mit noch einem Studenten in einer Art WG wohnte. Das alles wurde wohl von der Uni in München gesponsort. Ich steuerte den Wagen zu genannter Wohnung. Im Gegensatz zu München fand ich auch sofort einen Parkplatz. Keine fünf Minuten später stand ich vor der Haustür. Ein Klingelschild mit Namen war natürlich nicht vorhanden. Marc hatte mir aber verraten, dass er Wohnung Nummer Drei hatte. Kurz nach dem Klingeln surrte es an der Tür und ich trat ein. 
Wohnung Drei war gleich im EG. Aber nicht Marc öffnete mir die Tür. Es war wohl sein Mitbewohner. 

„Äh hallo, wie kann ich helfen?“ 

„Hi, ähm ich bin Georg.“

Ich musterte ihn. Er trug nur ein Handtuch um die Hüfte und war gut gebaut -- Mir wurde sofort heiß.

„Ach der Freund von Marc?“ 

„Ja, ja genau.“ 

„Schön das wir uns auch mal kennenlernen! Komm rein. Marc ist in seinem Zimmer ... Ach übrigens ich bin Justin.“

Während ich eintrat, verschwand Justin wieder im Bad. Schnell zog ich meine Schuhe aus. 

„Welches Zimmer ist es denn?“, fragte ich noch leise.

„Das Erste auf der linken Seite.“ 


Leise schlich ich zu genannter Tür und öffnete Sie. Marc sah auf. Seine Augen wurden größer und größer, als er mich sah. Dann sprang er auf. 

„GEORG!“

Marc drückte mich fest an sich.

„Du bist es wirklich!“, sagte er und drückte seine Lippen auf meine. 
Ich grinste, als er sich wieder von mir löste.

„Klar bin ich es! Was dachtest du denn?“ 

„Depp!“, lachte Marc und knuffte mich sanft.

„Ich hab dich soooo vermisst!“, hauchte ich ihm ins Ohr und küsste Marc noch mal.

„Ich dich erst -- warum hast nix davon gesagt, dass du kommst. Dann hätte ich aufgeräumt ...“, nuschelte Marc verlegen. 

Ich ließ den Blick durch den Raum schweifen. Marc hatte recht --- die Gesetzesbücher lagen überall verstreut, genauso wie die Klamotten. Das Bett total verwurschtelt ...

„Ich hab einen Chaoten als Freund ...!“, seufzte ich grinsend. 
Marc schubste mich leicht weg und schaute ernst drein. 

„Oh nein, es tut mir leid Schatz!“, schluckte ich. 

Nach einigen unendlichen Momenten grinste Marc wieder breit.

„Oh duuuuuuu...!“

Ich stürzte auf Marc zu. Zusammen fielen wir auf sein Bett -- leidenschaftlich küssend und streichelnd rollten wir einige Minuten durch Marcs Bett. Dann kuschelte ich mich an ihn. 

„Ich bin froh das Du da bist ...“, meinte Marc und fuhr mich zärtlich durch die Haare. 

„Ich auch Schatz“, brummte ich wohlig und schmiegte mich noch enger an meinen Süßen ...



Basti: 


„Nächster Halt Hauptbahnhof, Ausstieg in Fahrtrichtung rechts ...“ 
Langsam stand ich auf und wühlte mich durch die Menschenmasse in der S-Bahn in Richtung Tür. 

„Dürfte ich mal durch ... Danke ... Lassen sie mich bitte vorbei!“, sagend schob ich mich durch die Tür ins Freie. 

Nach zwei langen Rolltreppen und etwas Gerämpel war ich endlich in der Haupthalle des Hauptbahnhofs angekommen. Der Laden, in dem ich die Ringe abholen konnte, war noch zehn Minuten entfernt. Endlich angekommen lief ich direkt auf eine der freien Verkäuferinnen zu. Eine ältere Dame, die mich freundlich anlächelte.

„Wie kann ich Ihnen helfen?“

„Ähm, ich wollte zwei Verlobungsringe abholen.“

„Ahja ... Haben sie den Abholschein dabei?“

Schnell hatte ich den Schein in meiner Geldbörse gefunden und hielt in Ihr hin. 

"Warten Sie kurz." 

Sie, verschwand in einem hinteren Raum und kam relativ schnell mit zwei Schmuckkästchen wieder. 

„Die zwei Herrenringe?“

„Ja genau.“

„Möchte ihre Freundin keinen Damenring?“

„Der Ring ist für mich und meinen Freund!“ 
Die Frau sah auf und mir genau in die Augen. 

„Sie möchten sich mit Ihrem Freund verloben ...?“

„Äh, ja genau ...“ 

Sie tippte etwas auf Ihrer Kasse herum. 

„So was Krankes gab es früher nicht!“, gab Sie flüsternd von sich.

„Bitte?!“ 

„Hmm, ach nix ...“ 

„Nein, bitte wiederholen Sie das! Ich meine etwas gehört zu haben, wie das ES so etwas Krankes wie UNS früher nicht gab?“ 

Fast schon entsetzt sah eine Ihrer Kolleginnen zu uns hinüber.

„Junger Mann da müssen sie sich verhört haben...“

„Ach meinen sie das ..."

„Sehen sie sich bitte mal die Ringe an ...“, ging Sie über meine Bemerkung. 
Ihr hochrotes Gesicht sagte aber alles. Ich besah mir die Ringe. Alles schien zu passen.

"Ok schaut gut aus!" 

„Gut, ähm, dann bekomme ich noch 175,95 € von Ihnen.“ 


Ich nahm das Geld in bar aus meiner Tasche und gab es Ihr.

„Vielen Dank, 4,95 € zurück. Und viel Spaß mit Ihrem Freund ...“ 

Die letzten Worte kamen eher zögerlich. 

„Danke. Och wissen Sie -- spätestens heute Abend im Bett werden wir viel Spaß haben ...“ 

Ich versuchte, so ernst wie möglich zu schauen. 

„Auf Wiedersehen ...“, nuschelte sie noch und verschwand dann schnell im stillen Kämmerchen. 

Breit grinsend stieg ich nach draußen. Gerade als ich auf dem Weg zur S-Bahn war, tippte mir jemand auf die Schulter ...

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