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Freitag, 22. Juni 2012

Rico der Straßenjunge und ich 15

Da stand ich nun. Rico war noch immer an alle Maschinen angeschlossen. Ein monotones Summen erfüllte denn Raum. Langsam bewegte ich mich auf sein Bett zu. Der Kloß in meinem Hals wurde dicker und dicker. Ich schnappte mir einen Stuhl und setzte mich an das Kopfende. Gerade als ich seine Hand nehmen wollte, schlug Rico die Augen auf und starrte mich an. Schlagartig setzten alle Geräusche im Raum aus. Es war als würde sie Zeit stillstehen. Sein Mund bewegte sich nicht und doch hörte ich seine Stimme: „Du bist schuld! Du hättest mich retten müssen! Nur wegen Dir werde ich sterben!“


Mein Herz blieb stehen. Die Worte hallten in meinem Kopf wieder. Er streckte seine Hand nach mir aus. Gerade als sich unsere Fingerkuppen berührten, begann Rico zu Staub zu verfallen.


„Asche zu Asche. Staub zu Staub!“ Immer lauter wurden die Stimmen in mir während Rico sich auflöste …


Schlagartig wurde ich wach. Mein Kopf pochte stark und ich schwitzte heftig. Jemand lag neben mir, nur wer? Langsam kamen die Erinnerungen des gestrigen Tages zurück.



Der Besuch von Mum, Nils, der Sex … verdammt wir hatten Sex gehabt. Erst jetzt spürte ich das mein Loch noch immer brannte. Auf dem Bauch liegend drehte ich meinen Kopf zur anderen Seie und sah dort Nils liegen. Er hatte einen Arm um mich gelegt und sich nah an mich gekuschelt. Ein Blick auf die Uhr verriet mir das es mittlerweile 19 Uhr war.



Das Abendessen war längst vorbei. Mein Magen knurrte ziemlich. Ich richtete mich auf. Mein Körper klebte regelrecht an der Matratze. Schweiß und Sperma hatten sich vermischt und sind getrocknet. Ich mussste später noch das Bett abziehen und unbemerkt in die Wäsche bringen.

Zaghaft rüttelte ich an Nils Schulter. Zuerst brummte er noch irgendwas. Als ich dann aber die Uhrzeit ansagen ließ, war auch er schnell wach. Nils grinste breit und beugte sich zu mir um mich zu küssen. Ich schob schnell die Hände vor mich und drückte ihn weg. „Was soll jetzt das? Hat es Dir nicht gefallen?“ „Doch schon, aber ich will mich nicht noch tiefer in die Scheiße reiten!“ „Was meinst Du?“ „Mein Freund auf der Intensivstation?“ „Na und? Der liegt im Koma! Und warum nicht etwas Spaß haben, bekommt er ja eh nicht mit!“, er grinste mich an und fing an mich etwas an der Brust zu streicheln. Aber auch seine Hand schob ich schnell weg. „Es ist besser Du gehst!“, sagte ich und schaute ihn böse an. „Boah bist Du ein Sensibelchen!“ „Hau ab verdammt!“, schrie ich nun und schubste ihn aus dem Bett. Er konnte sich gerade noch abfangen. „Ist ja gut!“ Während Nils sich anzog, ging ich ins Bad. Eine Dusche war dringend nötig, so dreckig, wie ich mich fühlte. Nils lehnte an der Badezimmertür. „Wenn Du nochmal Bock hast, komm einfach vorbei!“ Wieder grinste er hämisch. „RAUS!!!!“, brüllte ich nun und schlug die Türe zu. Nils meckerte noch irgendwas, schloss dann aber die Türe auf und ging endlich.


Ich lehnte am Waschbecken und betrachtete mich im Spiegel. Bei dem Gedanken an letzte Nacht wurde mir speiübel. Schnell stürzte ich zum Klo, riss den Klodeckel nach oben und



unter lautem Würgen übergab ich mich. Mein Magen verkrampfte sich, alles brannte. Mir war zum Heulen zumute, dennoch riss ich mich zusammen. Nach einem weiteren Moment über dem Klo betätigte ich die Spülung und zwang mich dazu unter die Dusche zu gehen. Als ich einige Minuten regungslos dastand und das Wasser auf mich regnete, stürzten sämtliche Erinnerungen, Eindrücke und Gefühle der letzten Monate auf mich ein.


Heulend und zitternd sank ich in der Duschwanne zusammen. Immer wieder schüttelete es mich heftig durch. Das Wasser wurde langsam kälter. Doch das störte mich nicht. Ich schlang die Arme um meine Beine und weinte bitterlich. Es war alles meine Schuld! Dass Rico im Koma lag, das ich ihn betrogen hatte, dass meine Familie auseinandergebrochen war …


Erst nach einer gefühlten Ewigkeit, schaffte ich es aufzustehn. Mühsam trocknete ich mich ab und schlich ins Zimmer zurück. Obwohl mein Magen knurrte und ich gerade erst geschlafen hatte war ich total erschöpft. Ich ließ mich nackt auf das Sperma getränkte Bett fallen und schlief innerhalb weniger Sekunden ein …


Vor mir erstreckte sich ein langer Gang. Doch am anderen Ende stand eine Person, diese war in weißes Licht gehüllt. Es war Rico. Er lächelte sanft und streckte seine Hand nach mir aus.


Sofort begann ich, auf ihn zuzurennen. Doch wir kamen uns nicht näher. Sein Lächeln verblasste langsam während Rico sich immer weiter ins Licht bewegte. Ich wollte ihm etwas zurufen. Aber es kamen keine Laute über meine Lippen. Dann stolperte ich über irgendetwas und fiel auf den Boden. Als ich mich umsah, lag dort erneut Rico. Doch diesmal war er blass. Sein Gesicht war schmerzverzerrt und er atmete nicht mehr …


Mehrere Male wachte ich wegen dieses oder ähnlicher Träume auf. Immer war ich schweißgebadet und brauchte etwas Zeit um mich zuberuhigen.


Als ich um sechs Uhr das letzte Mal aufwachte, schaffte ich es nicht mehr einzuschlafen.


Nach ein paar Mal Hin- und herwältzen stand ich dann doch auf und stellte mich vor das Fenster. Die Gedanken rasten durch meinen Kopf. Irgendwem musste ich mich anvertrauen. Ich entschloss mich, kurzerhand Rico zu besuchen. Auch wenn er mich nicht hören konnte, würde es mich doch beruhigen ihm alles zu erzählen. Flott zog ich mich an und schlüpfte aus dem Zimmer.

Wenige Minuten später stand ich vor seinem Zimmer. Zweimal atmete ich tief durch, bevor ich das Zimmer betrat. Sofort erfüllte mich wieder das gleichmäßige Summen und Surren der Maschinen. Rico wirkte noch zarter und gebrechlicher als gestern.


Ich setzte mich auf die Bettkante und nahm vorsichtig seine Hand und drückte sie zärtlich. Er war so kalt, mir war als wäre Rico bereits Tod. Aber an sowas durfte ich gar nicht erst denken!

„Rico Schatz, ich habe Scheiße gebaut, riesige Scheiße eigentlich …“
mit jedem Wort was mir über die Lippen kam fühlte ich mich leichter und befreiter.
Als ich fertig war, ging es mir deutlich besser. Der Blick auf die Uhr ließ mich erschrecken. Ich hatte fast zwei Stunden geredet, gleichzeitig spürte ich die Müdigkeit zurückkommen. Sie legte sich wie ein schwerer Mantel um meinen Körper. Auch wenn bald die Visite kommen würde und ich nicht in meinem Zimmer war, legte ich mich neben Rico ins Bett. Meinen Kopf bettete ich auf Ricos Schultern und gab ihm noch einen letzten Kuss auf die Wange.
Ein paar Augenblicke später war ich eingeschlafen …


Ein durchdringender Piepston ließ mich einige Zeit später erwachen. Um mich herum war geschäftiges Treiben. Mich störte das irgendwie alles nicht. Ich versuchte wieder zu schlafen. Doch plötzlich wurde ich hochgehoben und auf ein anderes Bett gelegt. Schlagartig waren meine Augen offen. Erst jetzt nahm ich war, was da eigentlich passierte. Der schrille Ton kam von Rico. Zwei Ärzte und mehrere Schwestern standen um sein Bett. Sie riefen alle durcheinander. Meine Müdigkeit war wie weggeblasen. Noch etwas benommen versuchte ich, vom Bett aufzuspringen. Doch zwei starke Hände hielten mich fest. Sie gehörten zu Nils! Gleichzeitig wurde das Bett auf dem ich lag Richtung Ausgang geschoben. „Halt, ich muss zu ihm!“, rief ich. Doch keiner beachtete mich. Nils hielt mich weiter fest. Mit strampeln versuchte ich von ihm loszukommen doch es war zwecklos. Langsam stiegen mir die Tränen in die Augen. Zwei neue Augenpaare erschienen über meinem Gesicht. „Ich werde ihn erstmal ruhig stellen!“ Dann spürte ich eine Nadel, die sich unnachgiebig denn Weg durch meine Haut zu einer Ader bahnte. Noch ehe ich fragen konnte was das war wurde mich schwindlig. Langsam fiel ich zurück ins Kissen. Meine Muskeln gaben nach und ich sank in einen tiefen traumlosen Schlaf …


… aus dem ich irgendwann in meinem Zimmer wieder erwachte. Jemand rüttelte zaghaft an meiner Schulter. „Hey, Du Schlafmütze aufwachen!“ Als ich versuchte meine Augen zu öffnen drehte sich alles um mich. „Georg?“, fragte ich verschlafen und erschöpft. „Genau der!“

Noch einmal öffnete ich die Augen. Jetzt ging es besser. Das Drehen ließ langsam nach.


Vorsichtig setzte ich mich auf und blickte in Georgs Augen. „Was ist denn bei Dir passiert?“ fragte er besorgt. Schmerzhaft holten mich die Erinnerungen der letzten Stunden ein. Ein unsagbarer Schmerz, der mir die Tränen in die Augen trieb, breitete sich in mir aus. „Ich habe Rico umgebracht!“, stammelte ich unter Tränen. „Du hast was?“, fragte ich Georg ungläubig. „Ich war bei ihm und war so müde. Ich wollte ihm doch nur Nahe sein!“, schluchzte ich. Georg reichte mir ein Taschentuch und setzte sich auf die Bettkante. „Also jetzt mal ganz ruhig, was ist passiert?“ Ruhig, oder zumindest so ähnlich, erzählte ich Georg von meinem, Besuch bei Rico und was danach war. Er nahm mich in den Arm. Leise begann ich wieder zu weinen. „Psst, ganz ruhig Großer. Er schafft das schon!“

Nach zehn Minuten schweigen lösten wir uns wieder voneinander. „Magst du mir erzählen was du Rico erzählt hast? Muss ja was Schlimmes gewesen sein“, lächelte Gerog Ich schluckte. „Na, Du wirst ihn ja kaum betrogen haben!“, schmunzelte Georg. Ich sah ihn ernst an. „Das ist nicht Dein Ernst?“, fragte dieser nun etwas lauter und stand auf. „Es tut …“ „Dein Freund liegt im Koma und Du hast nix besseres zu tun, außer den nächstbesten Typen zu vögeln!!!!“, schrie Georg nun fast.

„Ich wollte das ja alles nicht!“, sagte ich unter Tränen. „Mit der Tour brauchst du mir gar nicht erst kommen! Da gehören immer zwei dazu. Er hat Dich ja kaum vergewaltigt!“ Fast unmerklich schüttelte ich den Kopf. „Was hast Du Dir nur dabei gedacht?!“ „Ich weiß ja auch nicht. Der Tag war so Scheiße, zuerst die Polizei, dann meine Mum. Nils hat mir zugehört und …“ „Nils? Einer der Patienten?!“ „Nein ein Pfleger. Er hat mir zugehört. Und dann ist es plötzlich passiert. Als ich dann wieder wach war hab ich ihn auch gleich wegeschickt!“ „Oh wie Nobel! Und wie soll es jetzt weiter gehen? Du musst das Rico irgendenwann sagen!“ „Hmmmm, und wenn er mich dann verlässt?“ „Das wäre sein gutes Recht! Du betrügst ihn, während er im Koma liegt!“ „Es tut mir ja leid!“, schluchzte ich wieder. „Das musst du mir nicht sagen! Liebst du Rico überhaupt noch?“ Diese Frage traf mich wie ein Hammerschlag. „Natürlich LIEBE ich Rico!“, schrie ich Georg an. „Und warum tust ihm das dann an?!“ „Weil, weil …“ Ich hatte keine Antwort auf diese Frage und starrte Georg nur an.


In diesem Moment betrat eine Schwester das Zimmer. „Geht das auch etwas leiser? Das ganze Krankenhasu hört Sie. „Ich wollte eh gerade gehen!“, meinte Georg, schnappte sich seine Sachen und verschwand aus dem Zimmer.


Kurz nach ihm schob sich ein Arzt in den Raum. Es war der gleiche der am Nachmittag Rico behandelt hatte. „Wie geht es ihm?“, fragte ich sofort. Die anfängliche Verblüffung machte bald einem ernsten Gesicht Platz. „Zuerst muss ich Sie fragen was Sie an, oder besser, in Herrn Fernandez Bett gemacht haben?“ Kurzzeitig nahm mein Gesicht die Farbe einer überreifen Tomate an. „Ich … ähm … also wir… wir sind ein Paar!“ „Und warum schlafen Sie dann bei ihm? Sie wissen, dass das sehr gefährlich war?“ „Habe ich Ihn …?„Nein, nein so war das nicht gemeint?“, schob er sofort nach. „Herr Fernandez hatte ein Aneurysma im Kopf, welches geplatzt ist. Wann und wie es entstanden ist, können wir nicht genau sagen. Auf jeden Fall haben wir ihn sofort operiert …“ „Wie geht es ihm?“, schnitt ich dem Arzt das Wort ab. Er sah mich wieder ernst an. „Das Herr Fechner ist der Grund, warum ich hier bin“ …

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