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Montag, 22. August 2011

Das Geständnis

Das Geständnis

Den ganzen Tag über benahm sich Guido schon so merkwürdig. Still vor sich hin starrend, als ob er in Leichenstarre verfallen wäre. Und die paar Worte die er gesagt hatte, die hätte er sich auch sparen können. Nicht gerade die besten Voraussetzungen für einen vergnüglichen Partyabend. Ob es daran lag, dass seine Ex uns zu ihrer Geburtstagsparty eingeladen hatte? Eigentlich hatten die doch alles geklärt. War halt ein bisschen Scheiße gelaufen aber seit Wochen verstanden sie sich Bestens. Vielleicht hatte er ja doch ein bisschen mehr am Ende der Beziehung zu knabbern wie sie. Denn sie hatte schon wieder einen Neuen und er, er war noch gar nicht dazu fähig. Seit der Trennung war er schon so abweisend, sogar zu mir obwohl wir schon seit dem Sandkasten die besten Freunde waren. Jetzt hatte ich aber keinen Bock ihn darauf anzusprechen, immerhin steckte ich in einer Partie Romme` mit Jennifer. Und Guido wusste, dass ich schon seit Monaten bei ihr am baggern war.

Meine Bemühungen trugen langsam Früchte. Sie und ich trafen uns öfter, redeten manchmal stundenlang über alles mögliche und ihren Eltern hatte sie mich auch schon vorgestellt. Das war bei Mädchen immer ein gutes Zeichen. Guido würde mir den heutigen Abend nicht vermiesen. Also spielte ich unbeirrt weiter, beobachtete ihn trotzdem immer wieder mal. Doch auch nach zwei Stunden hatte sich seine Laune kein bisschen verbessert. Jennifer war grad auf dem Klo, schnell setzte ich mich zu ihm. ,,Was ist denn los mit dir?“ ,fragte ich. ,,Nix!“ ,,Klar, sieht man, du hast die beste Laune hier!“ ,spottete ich. ,,Muss man jeden Tag bester Laune sein?“ ,fragte er mürrisch zurück. ,,Nein aber du rennst schon seit Wochen mit einer Miene durch die Gegend, die jedem zu verstehen gibt das er sich verpissen soll!“ Keine Antwort. Toll jetzt fängt er auch noch an sich auszuschweigen. ,,Liegt es an Melanie?“ ,,Man, nein. Melanie hat nichts damit zu tun!“ ,,Ist ja gut, musst mich ja nicht gleich auffressen wenn ich dich frage!“ Sollte er doch versauern, Jennifer kam wieder und wollte darten also ging ich mit ihr.

,,Du kommst doch heute Abend mit zu Melanies Geburtstag, oder Jennifer?“ ,,Oh Shit, ne du, Frank tut mir leid aber ich muss doch heute Babysitten!“ ,,Oh, war das heute?“ ,fragte ich enttäuscht. ,,Ja, jeden zweiten Freitag Abend!“ ,,Und wenn ich mit dir kommen?“ ,,Ne, die würden sich glatt ne Neue zum Babysitten suchen. Das kann ich echt nicht machen aber lieb das du fragst!“ Ihre sanfte fast singende Stimme klang herrlich wenn sie so verlegen war. ,,Na ja, da kann man wohl nichts machen!“ ,,Wir können ja morgen gemeinsam ins Kino wenn du möchtest!“ Und ob ich wollte. ,,Sicher, ich lade dich ein!“ ,lachte ich und meine Stimmung stieg langsam wieder. Einen Kinoabend inklusive Essen. Das würde die letzte meiner Hürden sein um sie rum zu kriegen. Jennifer lächelte bloß und wir spielten die Runde zu Ende. ,,Ich muss dann jetzt auch los, Frank!“ ,,Schade aber wir sehen uns ja morgen!“ ,,Sicher!“ ,,Wann soll ich dich abholen?“ ,,So um sieben, dann könnten wir vorher noch irgendwo ne Coke zusammen trinken!“ ,,Ok, ich bin Punkt sieben bei dir!“ Zum Abschied umarmten wir uns kurz und dann verschwand sie auch schon.

Guido nuckelte gerade an seiner Cola, die er schon vor zirka drei Stunden bestellt hatte.Ich setzte mich zu ihm. ,,Wollen wir dann auch los?“ ,fragte ich. ,,Wohin?“ ,,Oh man Guido, zu Melanie natürlich!“ ,,Ach so, ist schon so spät?“ ,,Na ja, gleich Acht und dann fängt die Party doch an!“ ,,Jo, dann sollten wir wohl langsam los!“ Wir standen auf, gingen raus und stiegen auf unsere Räder. Zu Melanie war es ein ganzes Stück. Guido machte keine Anstalten ein Gespräch zu beginnen also fuhren wir völlig schweigend zur Party. Erst als wir da waren hielt ich es nicht mehr aus. ,,Gott verdammt Guido, kannst du mir mal verraten was mit dir los ist?“ ,,Ich sagte doch, nichts!“ ,,Verarschen kann ich mich alleine mein Lieber, da brauch ich dich nicht für!“ ,,Ich hab nix, ehrlich!“ ,,Wenn du nicht ganz schnell bessere Laune kriegst, lass ich dich hier versauern!“ ,sagte ich und klang ernster als ich es gemeint hatte. ,,Ein oder zwei Bier und ich bin besser drauf, versprochen!“ ,sagte er und erstmalig heute, lächelte er. ,,Na dann ist ja gut. Lass uns heute mal richtig die Sau raus lassen. Ist schon ewig her das wir beide mal richtig Spaß in den Backen hatten!“ Er nickte zustimmend und wir gingen in Richtung der großen Diele, aus der laute Musik nach draußen drang. Überall waren Mofas und Räder, die Party war also erstens gut besucht und zweitens auch schon im vollen Gange.

Guido und ich gingen gleich zu Melanie, ich drückte ihr den Umschlag mit dem Einkaufsgutschein in die Hand den Guido und ich zusammen besorgt hatten und gratulierte brav. Guido schien sich gut im Griff zu haben, er umarmte sie sogar kurz beim beglückwünschen. Melanie zeigte uns, wo die Getränke waren und Guido und ich nahmen erst mal ein Bier zum warm werden. Dann ging es daran alle zu begrüßen die wir kannten und in null Komma nix waren schon zwei Stunden rum. Ohne, dass wir getanzt hätten oder noch mal dazu kamen uns was zu trinken zu besorgen. ,,Hey Guido, wollen wir uns erst mal hinsetzten, mit einem kleinen Vorrat an Alkoholika?“ ,fragte ich. ,,Gute Idee, ich bin schon ganz ausgetrocknet und stehen kann ich auch kaum noch!“ Obwohl er tatsächlich bessere Laune hatte, merkte man doch, dass ihn irgend etwas ganz schön schwer beschäftigte. Sei es drum, der Abend verlief Bestens und kurz darauf saßen wir in einer kleinen kuscheligen Ecke und soffen was das Zeug hielt. Dementsprechend schnell wurden wir redselig, quatschten über alte und derzeitige Dinge die wir schon gemeinsam durchlebt hatten. Die Party um uns herum nahm ich nur noch durch einen milchigen Nebel wahr. Selbst Guido schien, wenn er redete ein paar Meter entfernt, obwohl er mir direkt gegenüber saß.

Und schließlich kamen wir, wie es für Männer typisch ist, irgendwann doch auf die Frauen zu sprechen. Ich horchte ihn nach Melanie aus, wie es mit ihr war, ob sie es miteinander getrieben hatten und erzählte ihm das ich bei Jennifer kurz vorm Durchbruch stand. ,,Ach, darf man dir etwa schon gratulieren?“ ,fragte er lallend und breit grinsend. ,,Ja, ich denke schon. Morgen sind wir sogar zum Kino verabredet und jeder Idiot weiß das Mädchen nur mit Jungs ins Kino gehen wenn sie sich mehr erhoffen!“ ,,Na hoffentlich erwartest du nicht zu viel. Ich hab gehört das Jennifer jungfräulich in die Ehe will!“ ,,Kann ja sein aber bei mir wird sie es sich anders überlegen!“ ,,Na dein Wort in Gottes Ohr!“ ,,Du hast Melanie doch auch in die Kiste gekriegt und da war sie auch noch Jungfrau!“ ,,Ja aber Melanie wollte auch nie als Jungfrau in die Ehe gehen!“ ,,Wie war sie denn so?“ ,,Sie war super!“ ,sagte Guido, hörbar leiser. ,,Und wie habt ihr es gemacht?“ ,,Was meinst du mit wie?“ ,,Na ja, Missionarsstellung oder auch mehr?“ ,,Das reicht ja wohl, oder“ ,,Haste auch recht!“ ,,Und wie war es?“ ,,War ok!“ ,,Ok?“ ,,Na vor Begeisterung tot umgefallen bin ich nicht!“ ,,Schon klar aber war es nicht absolut gigantisch?“ ,,Nö!“ ,,Man, nun lass dir doch nicht jedes Wort aus der Nase ziehen, erzähl doch mal!“ ,,Da gibt’s nicht viel zu erzählen, wir haben einen netten Abend miteinander verbracht, sind dann in mein Zimmer, haben rumgemacht und irgendwann ist es dann einfach passiert!“ ,,Wer hat den Anfang gemacht?“ ,,Ich natürlich!“ ,,Und Melanie war gleich damit einverstanden?“ ,,Ja, wir haben ja nicht darüber gesprochen, sondern es einfach getan!“ ,,Tat es ihr weh?“ ,,Ich glaube nicht!“ ,,Und wie lange haste ausgehalten?“ ,,Keine Ahnung, man!“ ,,Hatte sie wenigstens einen Orgasmus?“ ,,Was weiß ich!“ ,,Man Guido, das ist wichtig, dass sie beim ersten Mal einen Orgasmus hat!“ ,,Ich frag dann doch nicht ob sie gekommen ist!“ ,,Hattest wahrscheinlich bloß Schiss, dass sie es langweilig fand!“ ,,Quatsch!“ ,,Vielleicht seid ihr ja jetzt auseinander weil du es nicht richtig besorgt hast!“ ,sagte ich und hätte mir am liebsten gleich die Zunge abgebissen. Das musste weh getan haben. Guido sagte einfach gar nichts. Schnell sagte ich hinterher: ,,War ein Joke, sorry, kam nicht gut!“ ,,Stimmt, der kam wirklich nicht gut!“

,,Entschuldige aber du hast mir bis heute nicht erzählt warum ihr eigentlich auseinander gegangen seid und das ziemlich direkt nachdem ihr das erste Mal miteinander geschlafen habt. Das wundert mich halt!“ ,,Dann wundert es dich halt aber es geht dich ja auch nix an!“ ,,Ich dachte wir erzählen uns alles!“ ,,Fast alles mein Lieber!“ ,,Komm schon, ich erzähl dir immer alles!“ ,,Red doch nicht!“ ,,Ehrlich, ich hab noch nie ein Geheimnis vor dir gehabt!“ ,,Ist ja schön, trotzdem sag ich es dir nicht!“ ,,Und warum nicht, wenn ich fragen darf?“ Eine halbe Ewigkeit kommt keine Reaktion von ihm, außer dass er seine Stirn in Falten legt. ,,Es ist mir unangenehm, ok?“ ,kommt dann endlich. ,,Aber doch nicht vor mir!“ ,halte ich dagegen. ,,Gerade vor dir!“ ,,Muss ich etwa Melanie fragen?“ ,bohre ich weiter. ,,Versuch es doch, sie wird es dir eh nicht sagen. Das hat sie mir versprochen!“

,,Melanie und Jennifer sind doch ziemlich gute Freundinnen, vielleicht hat sie es ja ihr erzählt, dann krieg ich es auch raus!“ ,,Auch der wird sie es nicht erzählt haben!“ ,,Was?“ ,fragte ich wie doof, vielleicht fiel er ja mit seiner Trunkenheit darauf rein. ,,Na, dass ich beim.....boh bist du Kacke! Toller Versuch Frank!“ ,,Man, komm schon. Ich sag es doch auch keinem. Oder hab ich je etwas nicht für mich behalten wenn du es mir anvertraut hast?“ ,,Nein aber darum geht es auch gar nicht!“ ,,Sondern?“ ,,Vielleicht ein andermal, ich will jetzt tanzen, kommst du mit?“ Ich fragte mich was es sein konnte was er mir nicht sagen wollte. So schlimm konnte es doch gar nicht sein. Er hatte mir echt schon heftige Sachen erzählt. Wie er mal mit neun noch in die Hose gemacht hatte und auch als er seinen ersten feuchten Traum gehabt hatte und sogar wie seine Schwester ihn beim wichsen erwischt hatte als er unter der Dusche stand. Ich wusste wirklich alles. Also warum nicht auch das?

Guido stand einfach auf und ging in Richtung Tanzfläche, auf der die Hölle los war. Da ich aber keine Lust hatte allein in einer dunklen Ecke zu versauern, ging ich ihm nach. Ich bekam eigentlich gar nichts mehr mit, trotzdem tanzten wir fast durchgehend eine Stunde. Dann waren wir aber so fertig, dass wir erst mal raus an die frische Luft gingen. Kaum, dass ich zwei bis dreimal tief eingeatmet hatte kam es mir plötzlich hoch und ich erbrach mich schwallartig am Gartenzaun. Guido war sofort zur Stelle und hielt mich, sonst wäre ich glatt noch zu Boden gegangen. ,,Das war wohl doch ein bisschen zu viel des Guten. Meine Eltern killen mich wenn ich so nach Hause komme!“ ,sagte ich und erbrach gleich noch mal. ,,Ruf doch Zuhause an und sag, dass du bei mir schläfst. Meine Eltern sind zu meinen Großeltern gefahren. Die kommen frühestens morgen Früh wieder!“ ,,Wäre das ok für dich?“ ,fragte ich. ,,Klar. Komm - mach schon. Dann gehen wir auch gleich!“ Ich sammelte mich erst mal ordentlich, rief dann Zuhause an. Meine Mutter hatte nichts dagegen und so verabschiedeten wir uns auch gleich bei allen, nahmen die Räder und schoben sie bis zu ihm nach Hause. Der Spaziergang war die reinste Wohltat und machte sogar ein bisschen nüchterner. Jedenfalls mich, bei Guido scheinbar nicht, der quatschte allerhand Unsinn und das wie ein Wasserfall. Endlich kamen wir bei ihm Zuhause an. Die Räder ließen wir einfach vorm Haus stehen.

Sofort verschwand ich im Bad um mich zu waschen und mir die Zähne zu putzen. Mit Kotze im Mund wollte ich nun wirklich nicht schlafen gehen. Mittendrin kam Guido rein. ,,Sag mal Frank, wollen wir bei meinen Eltern im Zimmer schlafen? Da brauchen wir uns nicht so in mein enges Bett quetschen!“ ,,Haben die denn nichts dagegen?“ ,,Ach was, kann man ja erklären!“ ,,Ok, deine Kiste ist nämlich wirklich eng!“ ,,Ok, willst du gleich ins Bett oder wollen wir noch was essen?“ ,,Sorry aber Essen wäre jetzt das fatalste!“ ,,Verstehe, ich geh dann schon mal und warte auf dich!“ ,,Jo, bis dann!“ Ich wusch mich zu Ende, zog mich bis auf meinen Slip aus und lief so schnell ich konnte durch die dunkle Wohnung ins Schlafzimmer.

,,Boh, wenigstens ein Licht hättest du ja draußen anlassen können!“ ,maulte ich. ,,Oh, hab ich leider nicht dran gedacht!“ ,,Hab ich gemerkt!“ ,sagte ich und legte mich schnell unter die Decke. ,,Geht es dir denn jetzt wieder besser?“ Ich nickte. Jetzt bloß noch die Klüsen zu und was schönes träumen. ,,Bist du müde?“ ..Was für ne blöde Frage!“ ,sagte ich mit soviel Ironie wie ich konnte. ,,Ne, dann ist ok, schlaf gut!“ ,,Wolltest du noch was?“ ,fragte ich zurück. ,,Kann noch warten!“ ,,Ja nun sag schon!“ ,,Ne, war bloß ein Gedanke, muss jetzt nicht sein!“ Ich drehte mich ihm zu. ,,Jetzt erzähl schon, wenn du mich schon neugierig machst!“ ,,Ich hab es mir anders überlegt, ist echt ok. Schlaf ruhig!“ ,;Geht es um Melanie?“ ,fragte ich. ,,Indirekt!“ ,,Boh Guido, wenn du jetzt nicht redest flippe ich aus!“ Verlegen grinste er mich an. ,,Du wolltest doch wissen warum Melanie und ich uns getrennt haben!“ Sofort war ich hellwach. ,,Na und?“ ,bohrte ich ungeduldig nach. ,,Du hattest Recht, es lag an unserem ersten Mal!“ ,,Wieso?“ ,,Na ja, man könnte sagen es ist gehörig schief gelaufen!“ ,,Details du Spinner!“ ,lachte ich und stieß ihn mit einer Hand an. „Ich war nicht ganz bei der Sache und da ist sie ausgerastet Dann haben wir uns gezofft und das Ende vom Lied kennst du ja!“

,,Wie, das war es oder wie?“ ,,Ja!“ ,,Komm schon. Das war garantiert nicht alles!“ ,,Im Wesentlichen schon!“ ,,Ich will aber alles wissen!“ ,,Wozu?“ ,,Frag nicht, sondern erzähl!“ ,,Na was denn noch?“ ,,Wieso warst du nicht ganz bei der Sache, wie meinst du das?“ ,,Ich hab in, also während wir, da ist mir was raus gerutscht!“ ,,Scheiße, du hast sie mit dem falschen Namen angesprochen, stimmts?“ Guido nickte bloß. Das war es also gewesen was ihn so beschäftigt hatte. ,,Wie konnte das passieren?“ ,fragte ich. ,,Weiß ich nicht, ich hab es nicht mal richtig mitgekriegt. So als ob ich es bloß denken wollte und aus Versehen ausgesprochen hab!“ ,,Na kein Wunder, dass Melanie nix mehr mit dir zu tun haben wollte!“ ,,Ich hab mich ja gleich entschuldigt!“ ,,Kannte sie denn das Mädchen?“ ,,Welches Mädchen?“ ,,Oh Gott Guido, von dem du den Namen gesagt hast natürlich!“ ,,Ach so, na der Name war ihr jedenfalls bekannt!“ ,,Wer war es denn? Ich dachte du warst total in Melanie verknallt!“ ,,War ich ja auch!“ ,,Dann passiert so was doch nicht!“ ,,Scheinbar doch!“ ,,Na und wer war es nun?“ ,,Das sag ich lieber nicht!“ ,,Warum nicht?“ ,,Du würdest es nicht verstehen!“ ,,Super Guido, für alles holst du dir bei mir Rat aber wehe ich will mal was von dir wissen, dann versteh ich das nicht!“ ,,So war es ja nicht gemeint aber das geht echt nicht!“ ,;Ich sage es auch wirklich keinem weiter!“ ,,Weiß ich aber es ist mir einfach unangenehm, ok?“ ,,Nein. Das ist nicht ok. Das bist du mir nach all den Jahren Freundschaft einfach schuldig!“ ,,Wahrscheinlich hast du mehr Recht als du ahnst!“ ,,Na also, sag schon!“ ,,Versprich mir, dass wir dann drüber reden und du nicht ausflippst!“ ,,Ausflippen, ich?“ ,,Ja!“

Plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Guido stand auf Jennifer, ihren Namen hatte er gesagt, deshalb hatte er auch heute keinen Ton gesagt als sie zu uns gestoßen war. Wie benommen sagte ich: ,,Sag nicht, dass es Jennifer ist!“ ,,Jenni? Ach was, nein!“ Erleichtert atmete ich auf. ,,Na gut, dann ist es egal. Schiess los. An wen hast du gedacht als du mit Melanie geschlafen hast?“ Guido druckste herum, bewegte seine Lippen aber ließ keinen Laut hören. Ich ließ ihm Zeit, sah ihn bloß erwartungsvoll an. Jetzt musste ich es einfach wissen. Aber es kam nichts. Nur sein schuldbewusst wirkender Blick und seine Lippen, die sich bewegten als ob er Selbstgespräche führen würden. „Heute noch?“ ,fragte ich schließlich gereizt. ,,Ja man!“ Seine forsche Stimme erschreckte mich kurz, doch dann sah ich wieder wie gebannt auf seine Lippen um den Moment nicht zu verpassen in dem er den Namen sagen würde. Ewig kam nichts und plötzlich stieß er hervor: ,,Ich kann es nicht!“ ,,Wie du kannst es nicht?“ ,,Ich kann es nicht sagen!“ ,,Jetzt hör aber auf, dann schreib den Namen halt auf und ich lese es!“ ,,Oh ja, schreiben fällt mir bestimmt leichter!“ ,seufzte er erleichtert. ,,Na dann los, hol einen Zettel und einen Stift!“ ,forderte ich ihn auf. Sofort sprang er aus dem Bett, lief zum Schreibtisch und kramte wie ein verrückter.

Mein Gott machte der ne Szene wegen diesem einen dämlichen Namen. Wenn es mich nicht so brennend interessieren würde, ich wäre ausgeflippt. Endlich kam er zurück, mit einem gefalteten Stück Papier, legte sich neben mich und hielt das Papier hoch und starrte es an. ,,Los gib her!“ ,sagte ich und griff danach doch blitzschnell hatte er die Hand weg gezogen. ,,Warte!“ ,rief er laut. ,,Nix da, du gibst es mir jetzt!“ ,lachte ich und schmiss mich auf ihn. Ein kurzes heftiges Gerangel, schließlich lag ich obenauf, seine Arme auf unmögliche Weise verklemmt und hielt triumphierend das Papierstück in meiner Hand. ,,Lass mich kurz noch was sagen!“ ,flehte Guido und es klang echt ängstlich. ,,Ach watt, Ruhe jetzt!“ ,sagte ich und faltete das Papier auseinander. In großen Buchstaben stand da: FRANK.

,,Tolle Wurst, da haste dir ja was nettes einfallen lassen und ich dachte echt du hättest einen Vertrauten nötig, dem du dich anvertrauen möchtest. Verarschen kann ich mich auch alleine!“ ,sagte ich beleidigt und rollte mich von ihm runter. ,,Ich verarsche dich nicht!“ ,sagte er leise. ,,Natürlich tust du das. Haste mal gelesen was du geschrieben hast?“ ,,Ja, hab ich!“ ,,Lange nicht so gelacht Guido. Du musst es mir ja nicht sagen aber so ne Show musst du deshalb auch nicht abziehen!“ ,,Keine Show, kein schlechter Scherz, es tut mir leid Frank aber es stimmt, ich hab deinen Namen gesagt!“ ,,Sag mal tickst du noch ganz sauber? Das glaub ich dir nicht!“ ,,Es ist aber die Wahrheit. Du kannst ja Melanie fragen!“ ,,Du meinst du hast echt meinen Namen gesagt während ihr da am poppen wart?“ ,fragte ich immer noch völlig ungläubig. ,,Ja!“ ,,Oh Shit Alter, kein Wunder, Melanie muss ja geglaubt haben das du ne Schwuchtel bist. Da haste dir ja ganz schön was eingebrockt. Hoffentlich hält die wirklich dicht, sonst glauben bald alle das du vom andern Ufer bist!“ ,,Die andern interessieren mich nicht!“

,,Wie konnte das denn passieren?“ ,fragte ich. ,,Ich sag doch, ich weiß es nicht!“ ,,Du musst ja völlig weggetreten gewesen sein!“ ,,Eigentlich nicht!“ ,,Ey, ist ja echt toll, dass du selbst beim ficken an mich denkst aber woran um Himmels Willen hast du gedacht, dass du dann auch noch so dermaßen mit den Namen durcheinander kommst!“ ,,Ich bin nicht wirklich durcheinander gekommen!“ ,,Na was denn sonst?“ ,,Es passte in der Realität nicht aber zu dem Szenario im Kopf passte es!“ ,,Und was für ein Szenario war das?“ ,,Na rate doch!“ ,,Will ich nicht, sag es doch einfach!“ Guido atmete einmal tief ein und wieder aus. ,,Ich hab daran gedacht es mit dir zu tun!“ ,,Was?“ ,fragte ich irritiert. ,,Zu schlafen!“ ,,Was?“ ,rief ich halblaut und völlig entgeistert. ,,Ich hab zwar mit Melanie geschlafen aber im Kopf da hatte ich mit dir Sex!“ ,,Das kann nicht dein Ernst sein!“ ,sagte ich. Guidos Blick sagte alles. Er meinte es ernst.

,,Tolle Scheiße!“ ,brachte ich nur noch hervor. Erst mal lagen wir ne Weile schweigend nebeneinander. Das musste ich erst mal sacken lassen. Guido eine Tucke. Was sag ich, ein Homo, tuckig war er nie gewesen. Und ich hatte es nicht bemerkt. Mein bester Freund ein Schwanzlutscher. Wenn das raus kommt kann nicht nur er hier einpacken. Ich brauch dann auch nicht mehr auf die Straße. Wie sollte ich denn jetzt damit umgehen? Guido war mein bester Freund und engster Vertrauter. Eigentlich sogar mein Bruder, den ich nie gehabt hatte. Und mit einem Mal erzählt der mir, dass er davon geträumt hatte mit mir zu schlafen. Unglaublich. Ich und er. Beim Sex. Den Gedanken konnte ich nicht mal in Bilder fassen.

Endlich sagte Guido was. ,,Es war nur eine Vorstellung!“ ,,Muss aber realistisch gewesen sein!“ ,konterte ich hart. „Frank, mach dir da keinen Kopf drüber, das Thema ist durch!“ „Thema? Durch? Denkst du öfter dran mich in den Arsch zu ficken?“ So wie meine Sätze nun klangen, so fühlte ich mich auch plötzlich, beleidigt, gedemütigt und voller Ekel. „Wir haben...also ich hab dich nicht..!“ ,stotterte er sich zurecht. „Ach, ich dich etwa?“ „Nein, so war es nicht.“ ,sagte er mit belegter Stimme. Das klang ja als ob da was gewesen wäre. Erschrocken setzte ich mich auf. „Hey, es war nicht nur nicht so, sondern da war nie irgend etwas!“ ,brüllte ich fast. „Ich weiß.“ ,sagte er immer leiser werdend. „Bist du ein Warmduscher?“ ,,Nein!“ ,,Warum denkste dann an so was?“ ,,Keine Ahnung!“ Das klang nun resigniert. Ich atmete tief ein und aus um erst mal wieder cool zu werden. „Ok, ich fasse mal zusammen. Du denkst beim poppen mit Melanie an mich, rufst auch noch meinen Namen dabei aber an einen Arschfick haste nicht gedacht. Alles soweit richtig?“ Er nickte stumm. „Dann erlaube mir bitte die Frage. An was, Gottverdammt, hast du dann gedacht?“ ,,Können wir das Thema nicht einfach vergessen?“ ,fragte er und ich hatte das Gefühl er würde jeden Moment in Tränen ausbrechen. Aber das war so dermaßen unverständlich für mich, das konnte ich jetzt nicht einfach vergessen. „Sorry Guido aber das ist wohl das mindeste was mir zusteht.“ Er schluckte. „Es war nur blasen!“ ,,Wer wem?“ ,,Ist das wichtig?“ ,,Natürlich du Depp, sehe ich aus wie ein Schwanzlutscher?“ „Nein!“ ,,Also hast du bloß geblasen?“ „Nein!“ „Wie nein?“ ,,Wir haben gegensei....!“ ,,Ne komm, hör auf, das ist echt widerlich!“ ,rief ich und war mit einem Satz aus dem Bett.

Guido saß wie ein Häufchen Elend im Bett. Er schaute nicht einmal hoch als ich anfing mich anzuziehen. Das war definitiv zu viel für mich. Ich hörte Guidos Stimme, hatte aber kein Wort verstanden. ,,Was?“ ,fragte ich genervt. ,,Was hast du vor?“ ,fragte er jetzt etwas lauter. „Na was wohl? Nach Hause gehen. Wer weiß ob du mir nicht in einer deine Homodenkphasen an die Wäsche gehst!“ ,rief ich laut und war auch schon ohne jeden weiteren Kommentar oder Blick aus dem Zimmer verschwunden. In Sekunden war ich aus dem Haus und in einer Rekordverdächtigen Zeit Zuhause und in meinem eigenen Bett.

Den gesamten Weg über arbeiteten meine Gedanken wie irre. Ich erinnerte mich an Blicke, Berührungen, Gespräche und tausend weitere Momente, die mir plötzlich völlig eindeutig vorkamen. Und immer wieder die Feststellung, dass Guido schwul war. Was war bloß in ihn gefahren? Wir waren wie Brüder, da fing man doch nicht plötzlich an sich mit dem anderen Sex vorzustellen. Wie konnte man sich überhaupt Sex mit einem Typen vorstellen? Und ganz besonders wenn man gerade dabei war ein wirklich heißes Girl zu nageln. Mein Körper schrie zwar nach Schlaf, jedoch bekam ich in dieser Nacht kein Auge mehr zu und um acht Uhr Morgens war ich auch nicht mehr gewillt aufs Sandmännchen zu warten. Das ganze Grübeln hatte mich hungrig gemacht. Ich ging in die Küche und aß ein kräftigendes Müsli und trank fast einen Liter Milch dazu. Danach fühlte ich mich tausendmal besser. Ich spürte keinerlei Müdigkeit und die Gedanken kamen ein bisschen zur Ruhe. Eigentlich beschäftigte mich nur noch ein Gedanke, statt vieler Gedanken gleichzeitig. Nämlich - was nun? Wie sollten Guido und ich nun miteinander umgehen? In der Nacht schon, war mir klar geworden, dass ich ihn nicht hätte so sitzen lassen sollen. Aber für mich musste er auch Verständnis haben. Auf mich war noch nie jemand scharf gewesen. Na ja, Mädels schon aber Jungs eben nicht. Obwohl er ja gesagt hatte, das er keine Schwuchtel sei. Ging das überhaupt? Beim Sex mit einer Frau an Sex mit einem Mann denken und nicht schwul sein? Vielleicht war er ja bisexuell. War ja möglich. Und wenn er in mich je verknallt gewesen wäre, hätte ich das ja bestimmt mitgekriegt. Man, warum musste Guido das alles so kompliziert machen? Bisher war immer alles super zwischen uns gewesen. Und jetzt so was.

Es raubte einem nicht nur den Schlaf. Nein, dass machte einen auch wahnsinnig, weil man an nichts anderes mehr denken konnte. Zwischendurch erwischte ich mich dabei, wie ich versuchte zu zählen wie oft Guido mich nackt gesehen hatte. Manchmal gingen meine Gedanken so weit, dass ich überlegte, was er wohl in seiner Fantasie gesehen hatte, wenn er mich nackt sah und auch, welche Bilder er im Kopf hatte als er mit Melanie schlief. Alles Sachen, die mich vor keinen 12 Stunden überhaupt nicht interessiert hatten. An die ich nicht einmal im Traum gedacht hätte. Was für ein Arsch, warum hatte er nicht irgendeinen Namen gesagt? Musste er das mir gegenüber so hinaus posaunen? Obwohl ich ja nicht locker gelassen hatte aber da hatte ich ja auch keine Ahnung was in dem Kerl vorging. Eigentlich wusste ich das immer noch nicht.

Plötzlich durchbrach das Klingeln vom Telefon meine bleiernen Gedanken. Gott sei Dank. Endlich mal an was anderes denken. Erfreut über die Abwechslung nahm ich den Hörer ans Ohr. „Ja?“ ,fragte ich. ,,Hi!“ Von jetzt auf gleich war mir Speiübel. Es war Guido. Und nun? ,,Hi!“ ,antwortete ich monoton. „Können wir nicht reden?“ ,fragte er leise, fast flüsternd. „Ja!“ ,erwiderte ich und war selbst ganz erstaunt von meiner Antwort. „Soll ich zu dir kommen?“ Ich überlegte. Bei ihm oder bei mir? Meine Mutter war zwar schon zur Arbeit aber das wusste Guido nicht. Und seine Alten waren ja nicht da. Aber die sollte ja Morgens wieder kommen. „Ok, bei dir!“ ,sagte ich. Das war mir lieber. „Ok, wann bist du hier?“ ,,Wenn ich fertig bin, also bis gleich!“ ,erwiderte ich und legte einfach auf. Mir war immer noch schlecht. Mein Herz raste. Mein Kopf fühlte sich an als ob er aus Blei sei und die Übelkeit machte sich immer breiter in meiner Magengrube. Erst noch duschen, dachte ich. Vielleicht half das einen klaren Kopf zu kriegen. Und es half tatsächlich. Nachdem ich mich geduscht und angezogen hatte und mit dem Rad endlich bei Guido ankam, war mein Kopf völlig frei und keine Spur von Übelkeit. Schade nur, dass es gerade mal anhielt, bis Guido die Tür auf machte. Keine Begrüßung. Ich ging einfach rein und schnurstracks in sein Zimmer. Er folgte mir wortlos. Ich setzte mich auf seinen Schreibtischstuhl. Somit bleib ihm nur das Bett zum hinsetzen und das war ein Stück weit weg. Das beruhigte mich einfach ein bisschen.

Er setzte sich und wir starrten uns an. Guidos Gesicht war völlig verquollen, als ob er die ganze Nacht geheult hätte. Hatte er? ,,Siehst scheiße aus!“ ,sagte ich und versuchte es freundschaftlich klingen zu lassen. ,,Weiß ich!“ „Also was willst du bequatschen?“ ,fragte ich. „Wieso ich, warum nicht du?“ ,erwiderte er. „Wer ist denn nun der Homo von uns?“ ,konterte ich gereizt. „Ich bin nicht Homo, klar?“ „Ja klar, jeder denkt eigentlich an einen Kerl wenn er mit seiner Perle am poppen ist!“ Der Spruch hatte gesessen. Guido schaute zu Boden und eine ganze Weile war nur unser Atem zu hören.

„Sag mal Frank, was wäre so schlimm dran wenn ich wirklich schwul wäre?“ Ich hatte mit einigem gerechnet aber nicht mit so einer Frage. Ich schluckte schwer. „Ich würde meinen besten Freund verlieren!“ Erstaunt sah er mich an. „Wieso das denn?“ „Ich bin halt nicht schwul!“ „Ja und was hat das mit unserer Freundschaft zu tun?“ ,,Einfach alles!“ ,sagte ich betont laut, da mir einfach nichts besseres einfiel. „Du spinnst doch!“ ,konterte er. „Und außerdem stehst du auf mich, das stinkt mir gewaltig!“ Jetzt grinste er doch tatsächlich. ,,Was gibt es da zu grinsen?“ ,fragte ich und spürte schon wieder pure Wut in mir hochsteigen. ,,Ach nichts!“ Ich stand auf, niemand machte sich über mich lustig. „Willst du wieder einfach gehen?“ ,fragte er verbittert. „Na klar, ich lass mich doch hier nicht von dir verarschen!“ „Niemand verarscht dich hier aber du spuckst auf unsere Freundschaft!“ Jetzt stand er auf, ging zur Tür und hielt sie auf. „Na los Frank, geh und du hast auf ewig Ruhe vor mir. In dem Moment wo du weg bist, bist du gestorben für mich und niemand wird dich für ne Schwuchtel halten!“ Seine Stimme bebte. Tränen standen in seinen Augen und mir hing ein gigantischer Kloß im Hals. Da ich nichts sagte, redete er weiter. „Das ist doch dein eigentliches Problem. Du hast Schiss, dass dich irgendwer für einen Homo halten könnte wenn du weiter mit mir befreundet bist!“ Ich nickte nur. Guido hatte es auf den Punkt genau getroffen. „Was andere denken bedeutet dir also mehr als unsere Freundschaft?“ Ich schüttelte wie benommen den Kopf. „Wovor hast du Angst? Ich vergewaltige dich ja nicht und keiner weiß etwas davon. Ne typische Teekannenschwuchtel bin ich auch nicht!“ „Das stimmt schon!“ ,bestätigte ich.

„Aber?“ ,fragte er laut. Erst jetzt schaute ich ihn wieder direkt an. „Ich weiß nicht wie ich mit dir umgehen soll wo du mir irgendwie durch die Blume gesagt hast das du auf mich stehst!“ „Wann hab ich das gesagt?“ „Gestern!“ „Das hab ich nicht!“ ,,Doch, als du erzählt hast, dass du an mich gedacht hast!“ „Oh, du denkst nie an mich?“ ,,Sicher aber doch nicht beim Sex!“ „Und wenn ich dir jetzt sage, dass ich schon an einen anderen vergeben bin?“ Ich war baff. „An wen?“ „Kennst du nicht und selbst wenn, es würde dich nichts angehen!“ Er grinste und gleich darauf fing er erst leise, dann schallend an zu lachen. Ich konnte nie cool bleiben wenn er so lachte also dauerte es nur wenige Sekunden bis wir beide herzhaft lachten. Das tat gut, es befreite den Kopf, löste den Knoten im Hals und ließ das Herz vor Freude auf und ab hüpfen. Jedenfalls fühlte es sich so an. Erst nach Minuten bekamen wir uns wieder unter Kontrolle. Zurück blieb auf unser beiden Gesichtern ein heiteres Grinsen.

„Du hast keinen, stimmts?“ .fragte ich. Er nickte. „Aber du bist schwul, oder?“ Wieder nickte er. „Und ehrlich, du stehst auf mich, richtig?“ Sein Gesicht wurde ernster. „Ja aber wenn ich zwischen meiner Liebe und unserer Freundschaft entscheiden müsste, würde ich immer deine Freundschaft wählen!“ „Echt?“ „Natürlich. Kein Sex der Welt kann so gut sein, dass ich dich dafür verlieren möchte!“ „Tja, daran merkt man das du nie mit mir geschlafen hast!“ ,erwiderte ich lachend. „Du vergisst, ich habe mit dir Sex gehabt!“ Ich war kurz geneigt nachzudenken, doch dann erkannte ich den Witz. „Klar, in deinen irren Fantasien vielleicht, mein Arsch jedenfalls, bleibt Jungfrau!“ Es folgte Schweigen. „Frank?“ ,,Ja?“ „Was wird nun aus unserer Freundschaft?“ „Was soll schon groß daraus werden, es bleibt wie es ist!“ „Bist du sicher?“ „Ja klar, warum fragst du?“ „Es würde mir das Herz zerreißen, wenn ich weder deine Liebe noch deine Freundschaft haben könnte!“

Wieder Schweigen. „Seit wann weißt du eigentlich, dass du auf Männer stehst?“ Er schien kurz nachzudenken. „Seit dem campen in Italien, weißt du noch?“ Klar erinnerte ich mich, also nickte ich. „Kannst du dich auch noch an die letzte Nacht erinnern, wo wir nachts heimlich mit einem Schlafsack an den Strand sind?“ Wieder bestätigte ich wortlos. „Seit dieser Nacht Frank, seitdem weiß ich das ich auf dich stehe!“ „Was war in der Nacht so besonders?“ ,fragte ich. „Das hast du vergessen?“ „Was?“ ,,Das wir uns nackt einen Schlafsack geteilt haben und eng umschlungen eingeschlafen sind?“ Ich dachte nach. Er hatte recht. Das war nicht einmal die volle Beschreibung der Nacht, in dieser Nacht hatte ich ihm gesagt das ich ihn furchtbar lieb hatte und es war zu einem Kuss gekommen. „Der Kuss?“ ,fragte ich im flüsternden Ton. Er nickte. „Seit diesem Kuss liebst du mich?“ Wieder ein Nicken. Mein Gott, ich war Schuld. Wegen mir glaubte Guido schwul zu sein. „Der Kuss von mir, der, wie sag ich es bloß, der war ohne Hintergedanken!“ „Das weiß ich doch Frank!“ „Und nur weil dir der Kuss gefallen hat, musst du doch nicht gleich schwul werden!“ „Frank, ich bin nicht schwul geworden, ich bin schwul seit meiner Geburt!“ „Wie meinst du das denn nun?“ „Ich war es schon immer, seit dem Kuss aber weiß ich es!“ Wir schwiegen lange nach diesem Satz. „Aber du hast doch mit so vielen Mädchen!“ „Ja klar, damit niemand was merkt, denkst du etwa ich bin gern schwul?“ Tränen stiegen ihm in die Augen. Ich stand auf, setzte mich zu ihm und wie selbstverständlich nahmen wir uns in die Arme.

Guido schluchzte laut. Ich spürte die Nässe der Tränen auf meiner Schulter. „Hey, das wird schon!“ ,sagte ich leise. „Wenn schon mein bester Freund damit nicht umgehen kann, wie sollen es dann meine Eltern, meine anderen Freunde und Verwandte es verstehen können?“ „Ich weiß nicht!“ ,gestand ich. „Frank, kannst du dir vorstellen was ich seit diesem Kuss durchgemacht habe?“ Ich schüttelte betroffen den Kopf. Dazu fehlte mir jegliches Vorstellungsvermögen. Guido atmete einmal tief durch und schaute mich an. Sein Blick schien meinen Kopf röntgen zu wollen. Mir war dieser Blick unangenehm. Meine Sinne drehten plötzlich durch, ich hatte das Gefühl sein Gesicht käme immer näher. Ich schloss die Augen. Plötzlich spürte ich seine Lippen auf meinen. Eine dicke Gänsehaut überzog mich. Reflexartig drückte ich ihn mit meinen Händen von mir. Langsam und die Augen wieder öffnend.

So viel Traurigkeit hatte ich noch nie in Augen gesehen. „Meine Liebe ist eine andere!“ ,sagte ich. „Lass sie mich spüren!“ ,flehte er mich fast an. „Ich kann nicht Guido. Ich bin nicht schwul!“ Kurz verzerrte sich sein Gesicht zu einer wütenden Grimasse. „Denk doch mal nicht in diesen Schwul - und Heterodimensionen!“ Das war eindeutig zu hoch für mich. „Lass es doch einfach zu, stoß mich bitte nicht noch einmal weg!“ Wieder kam sein Gesicht näher. Und immer wieder hämmerte diese letzte Satz in meinem Kopf. Stoß mich bitte nicht noch einmal weg. Ich begann zu verstehen wie es in Guidos Herz und Kopf zugegangen sein musste bisher. Ich war sein bester Freund. Er war mir der wichtigste Mensch überhaupt und dieser Moment, dieser eine Moment hatte keine Sexualität. Es war Liebe. Eine Liebe die Liebende nicht teilten. Da spürte ich auch schon seine Lippen. Diesmal ließ ich es geschehen. Wir ließen uns auf die Matratze fallen. Der Kuss wurde intimer unsere Zungenspitzen umkreisten sich und tasteten die Lippen des anderen ab. Unsere Hände machten sich selbständig. Es dauerte nur Momente, jedenfalls kam es mir so vor, bis wir nackt beieinander lagen.

Noch kein einziges Mal hatte ich die Augen geöffnet. Aus Angst, mich könnte der Mut verlassen sobald ich Guido nackt sah. Aus Angst die Magie des Moments wäre verflogen, sobald ich die Realität wahrnehmen würde. Guidos Zunge glitt über meinen Körper. Er tauchte ab. Tiefer und tiefer. Und ich spürte, dass dies mehr war als Sex. Das war Vertrauen. Das war Liebe. Das war nur die Magie eines Moments und der Höhepunkt dieses Moments. Meinen Höhepunkt erreichte ich fast unmerklich. So sanft, wie das kurze Gefühl wenn einem der Nacken gekrault wurde und sich die feinen Härchen aufstellten. Kein lautes stöhnen, kein schwitzen, kein Herzrasen einfach ein abtauchen, wie ein hinein kuscheln in wärmende, weiche Bettwäsche. Guidos Hände streichelten mich zärtlich. Sein Kopf ruhte an meiner Schulter.

Jetzt wollte ich die Realität. Langsam öffnete ich die Augen, drehte mich vorsichtig auf die Seite und küsste Guido wie ich noch nie einen Menschen geküsst hatte. Danach schmiegten wir uns aneinander und ich flüsterte ihm ins Ohr: „Egal wen ich noch kennen lerne, das bleibt auf ewig unvergessen!“ Und er erwiderte: „Und ich hoffe, dass weder du noch ich jemals jemanden kennen lernen, der einem diese Gefühl geben kann!“

Kurz darauf war ich eingeschlafen. Mein letzter Gedanke setzte sich im Traum fort. Schwul war ich nicht, Guido war es und trotzdem hatte es funktioniert, Guido hatte recht, ich hatte nur nicht an Sex denken dürfen, dann spürte man, dass dies kein Sex gewesen war.
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1 Kommentar:

  1. Natürlich freue ich mich, wenn ich hier von den Lesern auch ein Feedback erhalte, wie die Story ankommt.

    Dir, lieber Ollie, danke ich für den regen Austausch und die Kooperation.

    Das können wir gerne nach und nach immer weiter intensivieren! ;)

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